Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
sprechen!«
    »Warum? Es ist nutzlos, Käpt'n. Fransakiris hat mal zu unserer Mannschaft gesagt, direkt am Anfang der Fahrt: ›Wenn ihr mir meine Ruhe laßt, laß ich euch auch in Ruhe.‹ Damit waren wir alle zufrieden. Es hat an Bord nie Krach gegeben, und wenn mal einer durchdrehte – das kommt auf so 'ner langen Fahrt immer wieder vor –, dann haben wir den ruck-zuck im Kabelraum eingesperrt und gesagt: ›Denk an die Ruhe vom Käpt'n.‹ Er hat sich dann schnell beruhigt.« McCracker blickte Heßbach nachdenklich an. »Ich befürchte, da sind Sie anders, Sir.«
    »Grundlegend, James.«
    »Das gibt bei der Mannschaft Widerstand.«
    »Sie wird sich schnell daran gewöhnen.« Heßbach sprang über eine Taurolle und stieg die Treppe hinauf. Überall, auf den Gängen, an den Türen, in den Mannschaftsräumen, in die Heßbach hineinblickte, in den Magazinen, überall stieß er auf Schmutz, blätterte die Farbe ab, war der Rost in alle Ritzen gekrochen. Nur vier Räume waren sauber und gepflegt: die Kabinen des Ersten Offiziers, des Chiefs, des Kapitäns und die Brücke. Hier herrschte peinliche Ordnung, alle Instrumente waren geputzt, es blitzte vor Sauberkeit.
    »Wenigstens etwas!« sagte Heßbach sarkastisch. »Sein Werkzeug hat Fransakiris in Ordnung.«
    »Und die Funkstation, Sir.«
    »Es gibt bessere, neuere Apparate. Die Funkeinrichtung ist von vorgestern.«
    »Das ist Sache der Reederei. Da müssen Sie mit Jesus sprechen.«
    »Jesus?«
    »Jesus Malinga Bouto. Für den ist die Maringo ein Goldesel, der wenig zum Fressen braucht, aber einen Haufen Goldmünzen scheißt. Außerdem«, McCracker grinste wieder breit, »die Hauptsache ist, daß der Funker mit den alten Apparaten SOS herausbringt. Irgendwann wird das mal notwendig sein.«
    Heßbach überblickte noch einmal die vielen Schalter und Kontrollämpchen auf dem Kommandopult. Im Stillen hoffte er, daß alle Funktionen in Ordnung waren. Sauberkeit bewies nicht, daß die Instrumente auch zuverlässig arbeiteten. Er schaltete das Radar an. Auf dem Monitor erschien, grün schimmernd, die Küste und die Hafeneinfahrt.
    »Und jetzt zu den Bunkern«, sagte Heßbach und atmete tief durch. Er war bisher auf einer Reihe von Schiffen gefahren, alte und jungfräuliche Neubauten, er kannte die Tücken der Schiffe, die zum Teil über zwanzig Jahre die Weltmeere durchzogen und nach jeder Fahrt notdürftig überholt wurden, weil der nächste Frachttermin drängte, aber was er hier auf der Maringo schon bei seinem ersten, flüchtigen Durchgang sah, übertraf alle bisherigen Erfahrungen.
    Dieser Tanker war ein verrotteter Saurier der Meere, ein schwimmender Rosthaufen, in den man jetzt 200.000 Tonnen Öl pumpte. Ich steige aus, schoß es Heßbach plötzlich durch den Kopf. Diese Fahrt nach Rotterdam mache ich nicht mit. Ich bin als Kapitän verantwortlich für das Schiff, aber wie kann ich hier Verantwortung übernehmen, wenn ich weiß, wie verrottet dieses Schiff ist! Ich mache mich strafbar, wenn ich morgen die Maschinen anwerfen lasse und 200.000 Tonnen Öl über den Atlantik transportiere. Geschieht ein Unglück, bin zuerst immer ich, der Kapitän, schuldig. Der letzte Unfall hat genügt, mich bei den gut beflaggten Reedereien ins Abseits zu stellen. Wenn ich – ob schuldig oder unschuldig – nun auch bei einer Billigflagge scheitere, sind die Meere für mich verschlossen. Und Schuld habe ich dann wirklich: Ich bin mit dem Wissen um alle Mängel diesen Riesentanker gefahren! Davon kann mich später keiner freisprechen.
    »Wir gehen später zu den Bunkern«, sagte Heßbach zu McCracker. »Ich muß noch telefonieren.«
    »Aye-Aye, Sir!« McCracker setzte sich auf einen verrosteten Eisenstuhl im Gang vor der Brücke. »Ich warte hier.«
    Heßbach kehrte zur Brücke zurück, griff zum Telefon, prüfte, ob es angeschlossen war und rief bei der Reederei an. Natürlich war um diese Zeit niemand mehr in den Büros, nur der Nachtwächter meldete sich und war sehr unhöflich.
    »Hast du keine Uhr?« brüllte er ins Telefon. »Es ist Nacht – wer soll da im Büro sein?«
    »Ich möchte Mr. Bouto sprechen«, sagte Heßbach knapp und in einem Ton, der den Nachtwächter noch mehr aufregte.
    »Mr. Bouto! Soso, ach nein, um diese Zeit … Seit wann kann man im Irrenhaus nachts telefonieren? Du unheilbarer Idiot, geh zurück ins Bett.«
    »Ich muß ihn sofort sprechen. Stellen Sie durch auf seinen Privatapparat.«
    »Privatapparat? Einfach so …«
    »Jetzt hör mal zu«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher