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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Heßbach mit erstaunlicher Geduld. »Du stellst das Gespräch zu Mr. Bouto durch oder es wird dir noch leid tun! Hier spricht Kapitän Heßbach von der Maringo.«
    »Das wußte ich nicht, Sir.« Die Stimme des Nachtwächters klang höflicher, aber noch nicht überzeugt. »Um diese Zeit …«
    »Es ist dringend, sagte ich!«
    »Ich versuche es, Sir.«
    Es knackte in der Leitung, ein paarmal, dann folgte ein leises Rauschen, aber es dauerte bestimmt noch drei Minuten, bis sich Boutos Stimme meldete.
    »Man hat mir gesagt, daß Sie es sind, Mr. Heßbach. Mitten in der Nacht? Ist die Maringo gesunken?«
    Es sollte ein Witz sein, und Bouto lachte auch, aber er wurde sofort ernst, als Heßbach antwortete:
    »Noch nicht, Mr. Bouto. Aber das kann noch werden.«
    »Was soll das heißen?«
    »Der Tanker ist zusammengeflickter schwimmender Schrott! Mit 200.000 Tonnen Rohöl im Rumpf!«
    »Sie übertreiben, Kapitän.«
    »Ich habe gerade einen kleinen, keinesfalls umfassenden Rundgang durch das Schiff gemacht. Was ich bisher gesehen habe, ist katastrophal! Ich habe richtig Angst, wenn ich erst die Tanks sehe. Sie werden jetzt gefüllt. Tankwände, die zerfressen sind und auf keinen Fall die vorgeschriebene Wandstärke haben.«
    »Mr. Heßbach, ich sagte Ihnen schon zweimal, daß die Maringo in Rotterdam ins Dock geht und überholt wird. Was wollen Sie noch mehr?« Boutos Stimme wurde ungeduldig und schärfer. »Sagen Sie jetzt bloß nicht, wenn wir Rotterdam erreichen. Dann springe ich aus dem Bett!«
    »Bitte tun Sie das, Mr. Bouto.« Heßbachs Stimme wurde ebenso scharf. »Ich gebe hiermit mein Kommando zurück. Ich fahre nicht.«
    »Das können Sie nicht! Sie haben einen Vertrag unterschrieben. Für die Zeit, in der wir einen neuen Kapitän suchen, sind Sie regreßpflichtig. Das heißt: Sie müßten uns für jeden Tag auf Reede 35.000 Dollar zahlen. Und das ist noch ein Sonderpreis! Das Anlaufen eines Hafens in Nordwesteuropa mit einem Supertanker wie die Maringo kostet bis zu 250.000 US-Dollar! Daran denken Sie wohl nicht?! Und wenn Sie morgen nicht auslaufen und der Tanker nicht pünktlich in Rotterdam ankommt, stellt uns der Abnehmer irrsinnige Verzugsstrafen in Rechnung. Wir leben von der Schnelligkeit unserer Schiffe, nicht von einer dummen Moral!« Bouto räusperte sich. »Noch Fragen um Mitternacht, Kapitän?«
    »Nein!« Heßbachs Stimme klang voll Verbitterung. »Ich stelle nur fest: Sie haben mich hereingelegt! Ich hatte Ihnen vertraut, aber Sie haben mich über den Tisch gezogen.«
    »Sie hatten dieses Kommando dringend nötig, Mr. Heßbach, das wußten wir. Sie pfiffen auf den Fingern, aber keiner drehte sich um. Ihr Ruf als Kapitän hatte einen Knacks, ein Leck, durch das Wasser strömte und Sie bald untergehen ließ. Wir haben Ihnen eine Chance gegeben, wieder ein Kommando zu übernehmen. Und ich verbitte mir nun …« Boutos Stimme hob sich … »daß Sie mich beleidigen! Sie sollten dankbar sein!« Und dann, etwas ruhiger, aber vor Erregung schnaufend: »Sie fahren also?«
    »Ich habe keine andere Wahl.« Heßbach wischte sich über die Augen. »Aber eines sollten Sie noch wissen: Wenn wirklich mit der Maringo ein Unglück passiert, werde ich die ganze Welt alarmieren und auspacken!«
    Er legte auf, bevor Bouto antworten konnte. Wie kann ein solcher Mensch bloß Jesus heißen, dachte er voll Grimm, Luzifer paßt besser zu ihm.
    Heßbach verließ die Brücke. Im Gang erhob sich McCracker von seinem rostigen Stuhl. Er war müde. »Zu den Tanks?« fragte er und gähnte laut.
    »Ja.«
    »Was wollen Sie da, Käpt'n? Sie können doch nichts mehr ändern. Die Tanks laufen voll, das ist alles, was Sie sehen. Wir sollten schlafen und auf morgen warten. Wir brauchen dem Ärger nicht nachzulaufen … der kommt von allein und verfolgt uns.«
    Heßbach nickte und wartete, bis McCracker die Treppe zu den Mannschaftsräumen hinunter gegangen war. Er wollte wieder seine alte Kammer beziehen, warf dort seinen dicken Seesack in eine Ecke, ließ sich auf das Bett fallen und schlief, kaum daß er lag, auch schon ein.
    Heßbach, der in der Kapitänslogis unruhig hin und her lief und den auch ein an der Wand hängendes, gerahmtes Foto nicht auf bessere Gedanken brachte, obgleich das Bild eine sinnlich hingestreckte nackte Frau mit langen blonden Haaren zeigte und die Widmung ›Meinem wilden Panther ein Küßchen von seinem Kätzchen‹, ein Bild, das Fransakiris zurückgelassen hatte, um seinem Nachfolger etwas Schöneres in der

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