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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mannschaft ist also auch schon angeheuert?« fragte Heßbach. »Durch wen?«
    »Wir haben ein eigenes Heuerbüro. Dadurch können wir die Preise bestimmen. Arbeitslose Seeleute gibt es genug.«
    »Aus exotischen, vor allem asiatischen Ländern …«
    »Haben Sie Vorurteile gegen Asiaten?« Abdamans Stimme klang scharf. »Sind die Mannschaften deutscher Schiffe immer reinrassig?«
    »O Himmel! Mr. Abdaman, muß das sein?« Heßbach schüttelte den Kopf. Komm mir nicht mit solch dummen Ressentiments, mein Junge, dachte er. »Ich denke, wir leben in einer anderen Zeit.«
    »Wir Farbigen sind empfindlich bei diesen Fragen.« Abdaman ging hinter seinen Mahagonischreibtisch zurück und stellte damit eine Schranke zwischen sich und Heßbach her. »Ihre Mannschaft ist von uns sorgfältig ausgewählt, Sie können sich auf unsere Erfahrungen verlassen. Und um Ihre Asienangst zu beruhigen: Ihr Erster Offizier und der Chief sind Europäer. Franzose und Holländer. Zufrieden?«
    Heßbach schluckte tapfer diesen Hochmut hinunter.
    »Wieviel Mann?«
    »Vierundzwanzig …«
    »Für so ein Mammutschiff?! Das ist doch weit unterbesetzt.«
    »Es ist normal, Mr. Heßbach. Bei den heutigen Frachtraten ist eine Reduzierung der Mannschaft und der Betriebskosten notwendig, sonst fahren wir in die roten Zahlen. Es hat sich in den letzten Jahren gezeigt, daß bei den modernen Maschinen und Einrichtungen die frühere Mannschaftsstärke überflüssig ist. Siebzig Prozent aller Reeder denken so, um konkurrenzfähig zu sein.«
    »Dann möchte ich bitten, einen zusätzlichen Mann anzuheuern, einen Iren, einen gewissen James McCracker.«
    »Wozu?«
    »Ich brauche ihn. Er ist überall einsetzbar.«
    »Ich sehe ihn mir an.« Abdaman tat, als verschenke er eine goldene Uhr. »Schicken Sie ihn zu mir, Käpt'n.«
    »Danke, Mr. Abdaman.«
    Heßbach verließ das große Zimmer und klemmte die Schiffspapiere unter den Arm. Das ist auch neu, dachte er: Ein Kapitän engagiert sich einen Gorilla zum eigenen Schutz, als Hilfe, wenn etwas Unvorhergesehenes geschehen sollte. Ein Muskelberg für alle Fälle.
    Er verließ das gläserne Hochhaus, winkte ein Taxi heran und warf sich auf den Hintersitz.
    »Kennen Sie Fatty's Corner?« fragte er.
    Der Taxifahrer wandte den Kopf herum und starrte Heßbach an.
    »Zu Fatty?« fragte er.
    »Ja.«
    »Sir, ein Rat von mir: Das ist nichts für einen so feinen Mann wie Sie.«
    »Ich weiß – es ist ein Puff.«
    »Nicht nur das, Sir. Es kann sein, daß Sie angezogen hineingehen und nackt wieder auf die Straße geworfen werden. Und niemand kümmert sich darum. Am wenigsten die Polizei – die hat die meiste Angst.«
    »Da unterscheidet sich Liberia nicht von anderen Staaten. Fahren Sie mich trotzdem hin – ein Freund erwartet mich dort.«
    »Wie Sie wollen, Sir. Kostet den doppelten Fahrpreis.«
    »Warum?«
    »Dreimal haben sie mir die Kotflügel eingetreten und einmal in die Reifen geschossen. Und eine Garantie für Sie übernehme ich auch nicht. Ich habe Sie gewarnt!« Er startete den Motor und blickte Heßbach an, als läge er bereits auf der Straße. »Sie wollen aussteigen, in Fatty's Corner gehen und nach Ihrem Freund fragen?«
    »Genau so ist es.«
    »Dann bin ich gespannt, wie weit Sie kommen. Noch einen Rat: Schießen Sie nicht, Sir … die sind dort alle bewaffnet.«
    Fatty's Corner sah von außen gar nicht so übel aus, wie es nach der Schilderung des Fahrers hätte aussehen müssen. Sogar ein paar weiß lackierte Eisentische und Stühle standen auf der Straße … Ein Hauch von französischem Straßencafe, nur waren viele Stuhlbeine etwas verbogen – offenbar hatten sie schon als Waffe im Nahkampf gedient.
    Das Taxi hielt, Heßbach bezahlte einen schwindelerregenden Preis und stieg aus. »Gott segne Sie, Sir«, sagte der Fahrer aus tiefstem Herzen, gab Gas und entfernte sich schnell. Zeuge zu sein ist lebensgefährlich.
    Die Straße, eng und staubig, war leer, vor dem Lokal saß niemand, aus dem Inneren drang keine Musik. Heßbach betrat das Lokal. Eine dumpfe Halbdämmerung umfing ihn, er blinzelte und erkannte an der hinteren Wand eine lange Bar aus Bambusholz, Batterien von Flaschen und Rattanmöbel. Von der Decke hingen afrikanische Schnitzereien, darunter, in der Mitte des Raumes, ein Riesenpenis. Um die Hoden war eine rote Schleife gebunden.
    Heßbach sah sich um. Er war allein in dem Lokal, so schien es. Aber als er noch zwei Schritte zur Theke machte, hielt ihn eine dunkle Stimme fest.
    »Bleib stehen! Wo

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