Öl-Connection
abzuschaben. Das Feuerzeug? Da gibt es verschiedene Verwendung. Zum Beispiel: Bevor ich Ihnen die Fingernägel ausreiße, schiebe ich erst Streichhölzer unter die Nägel und zünde sie an. Das hat man in Vietnam mit Bambusstöckchen gemacht. Sie glauben nicht, wie wirksam das ist. Und ja, das Fleischermesser. Seine Funktionen brauche ich wohl nicht weiter zu beschreiben. Sie reichen vom Einritzen bis zum Kehledurchschneiden. Aber muß das sein? Monsieur, erinnern Sie sich schnell. Wohin haben Sie Heßbach gebracht?«
»Sie sind der Satan in Person!« schrie Frisenius. »Ich weiß nicht, wo Heßbach jetzt ist.«
»Mein lieber Doktor, warum zieren Sie sich so? Sie sind kein Held. Sie mögen zäh sein, das sieht man Ihnen an, aber einem asiatischen Verhör sind Sie nicht gewachsen. Sollen wir mit den Streichhölzchen beginnen? Oder direkt mit der Zange?«
»Ich weiß es wirklich nicht!« stöhnte Frisenius und starrte auf die ausgebreiteten Werkzeuge. »Glauben Sie mir …«
»Ich will nicht glauben, ich will wissen! Das mit dem Glauben ist eine faule Sache. Als Kind sollte ich glauben, daß der liebe Gott auf Erden alles regelt, daß nichts ohne seinen Willen geschieht. Welch eine sträfliche Verdummung. Erst viel später habe ich gelernt, daß man alles selbst in die Hand nehmen muß, um vorwärtszukommen! Der liebe Gott hilft einem einen Dreck! Die Realität, das Greifbare ist das Wichtigste, nicht der Glauben. Zum letzten Mal: Wo ist Heßbach?!«
»Ich weiß es nicht.«
Frisenius' Schreien, als Armand ihm den ersten Fingernagel ausriß, hörte niemand im Haus. Die meisten Bewohner waren im Sportstadion, wo an diesem Tag ein Schulfest stattfand.
»Wo ist Heßbach?« fragte Armand im Plauderton. »Dr. Frisenius, Sie sehen, ich mache Ernst. Ich gebe keine leeren Sprüche von mir. Wenn ich beginne, Ihnen mit der Feile die Haut abzuschaben, werden Sie kaum noch eine Chance haben zu überleben. Ist Ihnen Ihr Leben weniger wert als Heßbach? Überlegen Sie das ganz nüchtern.«
»Ich kann Ihnen wirklich nichts sagen!« stöhnte Frisenius mit zitternder Stimme. Und dann schrie er wieder grell auf, als die Feile einen ersten Strich über seine linke Gesichtshälfte machte, die Haut abriß und das Blut hervorquoll und über seinen Hals hinunterlief auf seine zuckende Brust.
»Wo haben Sie Heßbach hingebracht?« fragte Armand ohne jede Bewegung in der Stimme. »Monsieur, als nächstes schabe ich Ihren Schwanz ab! Ihre Frau wird sich sicherlich darüber beschweren. Sie wird Sie fragen: Wer ist für dich wichtiger: Ich oder dieser Heßbach?!«
»Ich weiß nicht, wo er sich jetzt aufhält!« brüllte Frisenius.
»Das mag sein.« Armand griff wieder zur Zange. »Jetzt kommt der Mittelfinger dran, Monsieur. Überlegen Sie schnell.« Er riß die gefesselten Hände zu sich und setzte die Backen der Zange an den Nagel. »Nun? Erinnern Sie sich?«
»Wenn ich Ihnen schwöre …«
»Himmel, hören Sie mir damit auf. Was wird nicht alles beschworen?! Schwören Sie nicht, sagen Sie die Wahrheit.«
Armand begann, leicht an der Zange zu ziehen. Frisenius quollen die Augen aus den Höhlen, er keuchte und riß den Mund auf, um wieder zu schreien, bevor der Schmerz ihn fast betäubte.
»Ich nehme Ihnen ja ab, daß Sie den jetzigen Aufenthaltsort von Heßbach nicht kennen. Ich will ja nur wissen, wohin Sie ihn gebracht haben. Dann nehme ich allein die Spur auf. Mir kommt es auf die grobe Richtung an …« Er verstärkte den Zug der Zange. Frisenius' Gesicht verzerrte sich. Das Blut aus der abgeschabten Haut verkrustete sich, und als Armand noch stärker an seinem Nagel zog, knirschte er mit den Zähnen, bis er von neuem zu schreien begann.
»Nur einen Namen!« sagte Armand gelassen. »Das genügt …«
»Dapaong!« brüllte Frisenius. Die Zange ließ sofort nach. Er atmete auf und rang nach Luft. »Dapaong …« wiederholte er.
»Was ist Dapaong?«
»Dapaong ist die Hauptstadt der Provinz Dapaong. Ganz im Norden von Togo. An der Grenze von Burkina.«
»Dort haben Sie ihn abgesetzt?«
»Ja. Im Hospital.« Armand legte die Zange zurück auf den Tisch. Frisenius atmete auf. Wenn er jetzt log, glaubte es Armand. Dapaong genügte ihm. Er ahnte ja nicht, daß zwei deutsche Ärzte das Hospital leiteten und verhindern würden, daß er das Versteck bei den Yabidos aufspüren könnte. »Was er dann gemacht hat, weiß ich nicht. Ich bin wieder nach Lomé zurückgeflogen.«
»Ich werde ihn finden«, sagte Armand. »Ein Weißer in
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