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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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möchte meine Freiheit wieder haben, zusammen mit Sundara. Bisher war dieser Gedanke absurd, aber seitdem Sie hier sind, nimmt er Gestalt an.«
    »Ihr denkt alle an Flucht?« fragte Hammerschmidt. »Wieso soll das Unmögliche möglich werden, nur weil ich hier bin?«
    »Sie und Richard und Jens. Und ich! Drei Europäer und ein Japaner … es muß uns doch gelingen, Nyen zu überwältigen.«
    »Ihn allein, sicherlich. Aber seine Piraten?«
    »Die Stimmung unter den Leuten ist mies. Ich habe sie getestet, wenn sie zu mir in die Praxis kommen. Nyens Kalkül, alles sei in Ordnung, solange die Mädchen im Bordell wie am Fließband arbeiten, funktioniert längst nicht mehr. Fast alle sind unzufrieden. Wochenlang keine Fahrten mehr, keine Gewinnanteile, Essen aus Dosen, der Alkohol wird knapp, und dann diese Langeweile, die allen an den Nerven zerrt. Nur herumliegen und sich sonnen, nur Instandsetzungsarbeiten, nur immer die gleichen Mädchen mit ihren bunt bemalten Körpern … das geht aufs Gemüt. Aber keiner wagt es, laut zu murren – Nyen duldet keine Kritik. Er ist hier der absolute Herrscher.«
    »Der Diktator – so nennt er sich selbst. Mit den entsprechenden Vorbildern.«
    »Ein Verrückter!« warf Botzke ein. »Es muß doch möglich sein, einen Verrückten zu besiegen, Herr Kapitän. Sie haben doch Nyens Vertrauen erworben … Sie könnten am besten diesen Irren kaltmachen.«
    »Und Sie haben hundert Gelegenheiten, ihn zu überwältigen!« sagte Dr. Kagoshima.
    »Theoretisch ja. Aber ich habe entdeckt, daß er immer eine Art Leibwache um sich hat, auch wenn wir allein sind. Sie versteckt sich in den Nebenräumen und kann uns entweder über einen Monitor oder direkt durch einen Spion in der Wand beobachten. Sie würde sofort eingreifen, wenn ich Nyen anfasse.«
    »Dann sollten wir die Gelegenheit beim Schopfe packen, wenn Nyen uns alle zu einem Abendessen einlädt«, schlug Dr. Kagoshima vor. »Sie, Herr Kapitän, kümmern sich um Nyen, wir um die Leibwache.«
    »Mit bloßen Händen? Die Burschen sind schwer bewaffnet.« Hammerschmidt schüttelte den Kopf. Für ihn war dieser Plan zu gefährlich. So verlockend es war zu fliehen, so unmöglich schien es, Nyen Su-Feng zu überwältigen. Und was Dr. Kagoshima über die Stimmung unter den Piraten zu erkennen glaubte, konnte auch nur eine kurzzeitige Verdrossenheit bedeuten, die sofort ins Gegenteil umschlug, wenn Nyen angegriffen wurde. Diese Männer waren von einer unvergleichlichen Skrupellosigkeit und hatten gelernt, das Leben zu verachten. Diese Unsicherheit mußte man mit einkalkulieren. Es war tödlich, sie zu unterschätzen.
    »Ich habe eine Maschinenpistole«, sagte Dr. Kagoshima plötzlich. Hammerschmidt fuhr zu dem Arzt herum. Das war unglaublich.
    »Ist das wahr?« Die Hoffnung, die plötzlich in ihm aufloderte, nahm ihm fast den Atem. Eine MP, damit könnte es gelingen! Mein Gott, mein Gott, ich spüre es – ich kann die Freiheit greifen!
    »Glauben Sie, daß ich in einer solch ernsten Angelegenheit bluffe?«
    »Woher haben Sie die Waffe?«
    »Einer der Burschen hat sie mir als Schweigegeld gegeben. Die Kerle sammeln auf ihren Beutezügen Waffen wie andere Briefmarken oder Bierdeckel. Ob da eine MP fehlt oder nicht, fällt gar nicht auf. Der Bursche kam zu mir mit einer beginnenden Syphilis. Wenn ich das Nyen gemeldet hätte, und ich bin dazu verpflichtet, bedeutete das den Tod des Mannes. Um sein Leben zu retten, bot er mir die MP an. Ich habe natürlich sofort zugegriffen, den Mund gehalten und den Mann heimlich behandelt, bis er wieder einwandfrei war.« Dr. Kagoshima lächelte. »Ich hatte nun eine Waffe, mit hundert Schuß Munition. Aber ich war zu feig, sie zu gebrauchen. Ein Mann allein gegen Nyen und seine potentiellen Mörder, das konnte nicht gut gehen. Aber jetzt sind wir zu viert, da sieht alles anders aus.«
    Hammerschmidt nickte. Plötzlich war er überzeugt, daß der Schlag gegen Nyen gelingen würde. Aber es mußte alles bis ins kleinste Detail vorbereitet werden; es mußte eine Aktion sein, die auch auf die unmöglichsten Überraschungen reagieren könnte.
    »Entwickeln wir also einen Plan«, sagte er. »Die geringste Unachtsamkeit kann unser Tod sein.«
    »Sie machen mit?« rief Dr. Kagoshima. Voll Begeisterung umarmte er Hammerschmidt und drückte ihn an sich. »Wenn ich daran denke, in Kürze frei zu sein! Ich könnte jetzt schon heulen …«
    »Abwarten«, sagte Hammerschmidt vorsichtig. »Noch sind wir nicht an Land. Wenn es

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