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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aus seinem eigenen Körper schlüpfen konnte! Das muß man erst einmal verdauen. »Sie haben diese Krawatte gesehen«, sagte er, »aber wo ist der Mann? Ich bin jetzt Mitglied im Deutschen Club, aber dort kennt ihn keiner. Und wie Sie mir den Mann beschreiben, ist ziemlich vage. So sehen Zigtausende aus.«
    »Das stimmt nicht«, antwortete Ali Mahmud. »Er ist eine Persönlichkeit.«
    »Und woher wissen Sie das?«
    »Ich spüre es.«
    »Damit kann ich nichts anfangen.«
    »Wenn Sie ihm begegnen, werden Sie ihn sofort erkennen. Und Sie werden ihm begegnen …«
    »Aha! Auch das spüren Sie?« Es sollte spöttisch klingen.
    Aber Ali sagte mit tiefem Ernst:
    »Ja! Und es wird keine lange Zeit vergehen, dann stehen Sie ihm gegenüber.«
    Als habe er mit seiner Vision alle Energie aus sich herausgepreßt, verabschiedete sich Mahmud sehr schnell und ging. Sein Händedruck war schlaff, und sein Gang erinnerte an einen alten, müden Mann.
    Innerlich aufgewühlt blieb Armand auf der Bank sitzen, blickte über den Lac de Bé und grübelte darüber nach, ob er Alis Visionen glauben sollte. Dann stand er auf, ging hinüber zum Boulevard Félix Houphouët-Boigny, winkte ein Taxi heran und ließ sich zurück zum Sarakawa bringen.
    In der fünften Woche, die Armand nun in Lomé verlebte, geschah das, was Ali Mahmud in seiner Vision vorher gesehen hatte.
    Armand spazierte ziemlich planlos durch die Innenstadt, als er von weitem einen mittelgroßen Mann in einem weißen Anzug sah, der zu einem blauen Hemd eine gelbe Krawatte mit roten Punkten trug. Armand war wie von Donner gerührt. Sofort dachte er an Mahmuds Weissagung und wußte, daß er den Mann gefunden hatte, nach dem er wie nach einem Diamanten im Wüstensand gesucht hatte.
    Der Mann überquerte die Straße und ging auf das Außenministerium zu. Armand sah keine andere Möglichkeit, als trotz der Hitze in den Laufschritt zu fallen und dem Gesuchten nachzulaufen. In Rufweite winkte er ihm mit beiden Armen zu und rief, so laut er konnte:
    »Julian! He, Julian. Julian Reeske! Bleib stehen! Ich bin's! Erkennst du mich nicht? Julian!«
    Der Mann mit der auffälligen Krawatte blieb erstaunt stehen und ließ Armand näher kommen. »Meinen Sie mich?« fragte er, als Armand ihn erreicht hatte.
    »Julian, alter Junge, erkennst du mich nicht mehr?« rief Armand atemlos.
    »Bedauere.« Dr. Frisenius schüttelte den Kopf. »Hier muß eine Verwechslung vorliegen.«
    »Du … Sie sind nicht Julian Reeske?« fragte Armand und wischte sich den Schweiß aus den Augen.
    »Nein. Sie müssen sich irren, Monsieur …«
    »Armand. Gérard Armand. Wir kennen uns nicht von St. Tropez her?«
    »Ich war nie in St. Tropez.«
    »Dann heißen Sie auch nicht Julian Reeske?«
    »Nein. Ich bin Franz Frisenius.«
    Punkt eins, dachte Armand zufrieden. Nur weiter so.
    »Sie wohnen nicht auf dem Boulevard du 13 Janvier?«
    »Nein. Ich wohne in der Rue des Roses, Nummer 45.«
    »O pardon, dann sind Sie es wirklich nicht.«
    »Bestimmt nicht.« Dr. Frisenius hob bedauernd die Schultern. »Sieht mein Doppelgänger mir so ähnlich?«
    »Zum Verwechseln ähnlich. Ich bitte um Verzeihung.«
    »Aber so etwas kann ja jedem passieren.«
    »Darf ich Sie auf diesen Schreck hin zu einem Aperitif einladen, Monsieur?«
    »Wieder muß ich Ihnen einen Korb geben, Monsieur. Ich habe eine dringende, unaufschiebbare Besprechung. Im Ministerium. Aber vielleicht führt uns der Zufall einmal wieder zusammen.«
    Bestimmt, dachte Armand, und nicht der Zufall. Ich werde dich in der Rue des Roses besuchen. Wir haben viel zu besprechen. »Kann es sein, daß ich Sie im Deutschen Club treffe? Ich bin dort Mitglied.«
    »Möglich. Aber ich komme selten in den Club. Mein Beruf führt mich kreuz und quer durch das Land.« Frisenius blickte auf seine Armbanduhr. »Sie entschuldigen mich, aber ich muß gehen. Ich möchte den Staatssekretär nicht warten lassen. Man ist da sehr empfindlich in der Regierung. – Bis auf den Zufall, Monsieur.«
    Frisenius nickte und eilte davon. Armand blickte ihm nach. Er ist es! Es war ein schwindelerregendes Gefühl. Er kennt Togo so gut wie kein anderer. Er hat Heßbach versteckt. Au revoir , monsieur … Wir sehen uns sehr bald wieder.
    In einem Geschäft für Haushaltswaren und Werkzeuge kaufte er ein stabiles, scharfes Fleischmesser, eine Kneifzange, eine Stahlfeile und fünf Meter Nylonseil. Er war in solcher Hochstimmung, daß er sich im Sarakawa ein Abendessen leistete, das keinen kulinarischen

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