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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und sich als geachteter Mann irgendwo auf dieser Welt zur Ruhe zu setzen? Man sollte es sich überlegen, und außerdem rückte das Alter unaufhaltsam immer näher, ein Alter, in dem man das Leben in einem weißen Schloß mit großem Swimmingpool mehr genießt als in einem Versteck auf einer zwar paradiesischen, aber doch weltvergessenen Insel. Nyen sah in der Kaperung der Else Vorster den Höhepunkt seines Lebens. Blieb nur noch die Frage, was aus Hammerschmidt und seinen Offizieren, aus Dr. Kagoshima mit seiner Frau Sundara werden sollte. Die Mädchen, so dachte er, waren kein Problem … die würde er zu gegebenem Zeitpunkt mitsamt dem Bordell in die Luft sprengen, am besten an einem Tag wie dem kommenden Freitag, wenn seine Jungs bei ihnen lagen. Es blieben dann nur noch fünf übrig, die zu liquidieren keine Schwierigkeit bedeuten konnte. Zunächst aber galt es, die Dollar einzufahren. Das konnte noch Monate dauern. Aber dann … Su-Feng, der Rest deines Lebens wird ein Rausch werden!
    Vor dem Diner badete er, zog seine besten Kleider an, einen weißen Seidenanzug, den ein Schneider in Hongkong auf Maß gearbeitet hatte, und sein chinesischer Koch bekam den Befehl, das Beste zu braten und zu kochen, was seine Phantasie hergab. Der Einfallsreichtum eines Chinesen am Herd ist immer wieder ein Wunder.
    Am Abend, gegen acht Uhr, trafen Dr. Kagoshima, Botzke und Halbe bei Nyen ein. Sundara war nicht eingeladen. »Mein Geburtstag ist Männersache!« hatte Nyen gemeint. »Deine Frau, Tashi, kann ja mit den Huren feiern.« Auch diese Beleidigung schluckte Kagoshima, wie so viele Tritte gegen seine Ehre in der vergangenen Zeit, denn heute hatte er ein neues Leben vor Augen.
    Dr. Kagoshima trug ein traditionelles japanisches Gewand, einen weiten Kimono, unter dem er die geladene Maschinenpistole gut verbergen konnte.
    Bevor sie hinübergingen in den ›Palast‹, hatten sich Botzke und Halbe davon überzeugt, daß die gesamte Meute der Piraten bei den Mädchen eingefallen war. Auch die Leibwachen waren dabei – Nyen hatte ihnen, auch, um kein böses Blut zu erzeugen, an seinem Geburtstag großzügig freigegeben. Er sah ein, daß es ein Fehler gewesen wäre, fünf Männer von diesem Fest fernzuhalten, während ihre Kameraden alle Wonnen genossen.
    Der erste Gang des Diners war schon ein vollendeter Genuß: Schnecken in einer Pfefferbuttersoße, verfeinert mit würzigen Kräutern, die der Koch selbst hinter der Küche in einem Gärtchen gezogen hatte. Alles war bestens aufeinander abgestimmt, und Nyen sagte nach der ersten Schnecke denn auch: »Ein Traum, nicht wahr? Es war eine gute Idee, den Koch aus Senchen zu entführen!«
    Die vier Verschwörer warfen sich einen schnellen Blick der Verständigung zu. Hammerschmidt erhob sich und nahm sein Glas in die Hand.
    »Ich trinke auf das Wohl unseres Gastgebers«, sagte er mit fester Stimme. »Wir wünschen ihm zum Geburtstag noch ein langes Leben!«
    »Das ist gelogen, Kapitän!« Nyen Su-Feng lachte laut. »Keine Heuchelei, bitte. Sie wünschen mir den Teufel an den Hals!« Dann zeigte er auf das Glas in Hammerschmidts Hand. »Sie trinken Schnaps? Und auch noch Maotai? Passen Sie auf … nach zwei Gläsern lallen Sie wie ein Säugling!«
    »Ich war früher ein großer Trinker«, log Hammerschmidt, »und so was verlernt man nicht. Ich halte durch!«
    »Wie lange?«
    »So lange wie Sie.«
    »Wetten, daß Sie eher umfallen?«
    »Wette angenommen.«
    Nyen hob sein Glas über den Kopf. Er lachte wieder dröhnend. »Ex, Kapitän!«
    »Ex, Geburtstagskind!«
    Sie leerten das Glas in einem Zug, und Nyen goß wieder ein, diesmal randvoll.
    »Sie wagen es wirklich?«
    »Ich habe schon andere Sachen gewagt. Ex!«
    Das zweite, das dritte, das vierte Glas. Der Koch servierte einen großen gebackenen Fisch mit herrlich duftenden Pilzen, umlegt von Bambussprossen in einer Ingwersoße. Nyen entfernte den Kopf des Fisches und schob ihn Hammerschmidt zu.
    »In China bekommt der wichtigste Gast immer den Kopf!« sagte er, etwas lauter als zuvor. Der Maotai zeigte erste Wirkung. »Er ist eine Delikatesse. Greifen Sie zu, Kapitän.«
    »Sie haben Geburtstag, nicht ich! Ich überlasse Ihnen den Fischkopf gern.« Das war ehrlich gemeint. Hammerschmidt grauste es davor. Dafür goß er das fünfte Glas Schnaps ein und hielt es Nyen entgegen. »Müssen Sie Atem holen, Nyen?«
    »Ich kann zwei Flaschen trinken!« rief Nyen überheblich. »Ex, Kapitän!«
    »Ex …«
    Beim zehnten Glas starrten Botzke

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