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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Seiten großzügiger geworden. Und vergessen Sie nicht«, der Heuerboß war ein gerissener Bursche, »Sie haben das Kommando. Deutsche Tradition … Was soll da passieren, Sir?«
    Hammerschmidt mußte diesen bitteren Bissen schlucken. Ihm blieb keine Wahl, aber er sagte zu seinem Zweiten Offizier Richard Botzke: »Haben Sie ein besonderes Auge auf die Chinesen. Beim geringsten Gerangel verständigen Sie mich sofort.«
    »Ich glaube, wir haben Glück, Herr Kapitän«, antwortete Botzke. Wie alle Offiziere der Else Vorster trug auch er die weiße Uniform, jetzt allerdings ohne Jacke, sondern nur ein kurzärmeliges Hemd. Das war das Äußerste, was Hammerschmidt verlangte, er selbst zog selten das Jackett aus, und Mützenzwang außerhalb der Kabine, also an Deck und auf der Brücke, war selbstverständlich. Auf seinem Schiff herrschte die Disziplin der traditionellen Schiffahrt – selbst der Chief mußte Mütze tragen, wenn er aus dem Maschinenraum an Deck kam. Auch war die Anrede ›Herr Kapitän‹ selbstverständlich obligatorisch … das Wort ›Käpt'n‹ gab es für Hammerschmidt nicht. Einmal hatte ein Offizier, der neu an Bord kam, dieses Wort gebraucht … einmal und nie wieder, denn den Anpfiff, den er bekam, vergaß er nicht mehr.
    »Die Chinesen vertragen sich«, sagte Botzke. »In der Mannschaftsmesse und während der Freiwache spielen sie zusammen Ma-Jongg. Politische Differenzen habe ich nicht bemerkt.«
    »Das kann plötzlich kommen. Ein Wort kann genügen, und die beiden chinesischen Welten prallen aufeinander. Halten Sie Augen und Ohren offen, Botzke.«
    »Jawohl, Herr Kapitän.«
    Die Fahrt der Else Vorster verlief ohne Komplikationen. Sie erreichte durch die Formosastraße das Südchinesische Meer. Von Hongkong und Guangzhou, das früher Kanton hieß, gliederten sich eine Menge Frachtschiffe in die breite Schiffahrtsstraße ein, die meisten in Richtung Philippinen und Singapur. Über Funk sprach Hammerschmidt mit dem deutschen Kreuzfahrtschiff Europa, das von Hongkong auf dem Weg nach Malaysia war. Hammerschmidt kannte den Kapitän der Europa von Bremerhaven her.
    Die Europa, dachte er. Ein wunderbares Schiff. Der Stolz der deutschen Seefahrt. So ein Schiff zu führen, muß der Traum jedes Kapitäns sein.
    Er schrak aus seinen Gedanken auf, als Botzke, nach kurzem Anklopfen, die Kapitänslogis betrat. Sein Gesicht verriet Ungutes, sein Atem ging stoßweise, als habe er die Treppen und nicht den Lift benutzt.
    »Sie hatten recht, Herr Kapitän«, keuchte er. »Die Chinesen gehen aufeinander los!«
    Hammerschmidt sprang auf und griff nach seiner Mütze.
    »Was ist passiert, Botzke?«
    »Ich kenne nur den Bericht des Vormanns. Danach soll ein Rot-Chinese zu den Taiwanern gesagt haben: ›Da liegt Taiwan, die Insel der Verräter. Aber wartet nur ab, die holen wir uns auch noch!‹ Und die Taiwaner schrien zurück: ›Ihr Kommunistenpack! Kommt nur, kommt nur, wir haben die besten Waffen von ganz Asien! Uns hilft die ganze Welt! Amerika, Frankreich, Deutschland, selbst die Russen sehen euch scheel an. Was wollt ihr eigentlich? In zehn Jahren gibt es auch bei euch keine Kommunisten mehr!‹«
    »O Gott!« sagte Hammerschmidt aus tiefer Brust. »Das muß ins Auge gehen!«
    »Ist es schon, Herr Kapitän.« Botzke wischte sich über das Gesicht. »Zwei Verletzte. Messerstiche. Es wäre noch mehr passiert, wenn die Japaner sich nicht dazwischen gestellt hätten.«
    »Es wird nichts mehr passieren!« sagte Hammerschmidt laut. »Kommen Sie, Botzke, jetzt sollen die Kerle ihren Kapitän kennenlernen.«
    Mit dem Lift fuhren sie hinunter zur Krankenstation. Die beiden Chinesen, ein Volksrepublikaner und ein Taiwaner lagen in den weißbezogenen Betten und wurden von einem japanischen Sanitäter bewacht. Als Hammerschmidt eintrat, sprang er sofort auf und nahm Haltung an.
    »Kapitän-San –«, sagte er stramm. »Verletzte außer Lebensgefahr. Waren nur Fleischwunden an Arm und Bauch.«
    Hammerschmidt sprach jetzt Englisch, die einzige Sprache, in der er sich mit der Mannschaft verständigen konnte. Er trat an das Bett des Rot-Chinesen und neigte den Kopf zur Seite.
    »Name?« fragte Hammerschmidt knapp.
    »Wu Anming.«
    »Du bist ab sofort festgenommen, Anming. Deine Heuer wird einbehalten.« Und da sich der Chinese nicht rührte, fragte er: »Hast du mich verstanden?«
    »Das ist ungerecht, Sir …« antwortete Wu Anming leise.
    »Das überlaß mir.« Hammerschmidt wandte sich zum zweiten Bett. Der Chinese lag

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