Öl-Connection
stürzte nach vorn, aber ein Hieb gegen seine Halsschlagader lähmte ihn sofort. Mit glasigen Augen sackte er zusammen, mehr tot als lebendig. Es war ein höllischer Schlag, der das Genick brechen konnte und die Blutzufuhr zum Gehirn unterbrach.
Die beiden Japaner, die Kang abholen wollten, hatten noch gar nicht begriffen, was geschah. Kang schnellte trotz seiner Bauchwunde aus dem Bett … mit zwei Sprüngen und Tritten und zwei Faustschlägen in die Gesichter machte er die Japaner kampfunfähig und wandte sich dann dem erstarrten Kamakura zu.
»Es tut uns leid, Kamakura«, sagte er freundlich. »Du hast uns geholfen, dafür unseren Dank. Aber es muß nun mal sein, dein Mund ist unser Feind.«
Er gab Toshi einen Hieb gegen das Kinn. Der Sanitäter verlor die Besinnung. Wu und Kang gingen aufeinander zu und reichten sich die Hände.
»Das war einfach«, sagte Kang.
»Wie gut, daß man in Shaolin das Kung-fu erfunden hat«, sagte Wu. »Aber so ist es überall: Man unterschätzt uns Chinesen.«
»Gehen wir.« Kang legte den Arm um Wus Schulter. »Jetzt müssen wir schnell handeln, sonst ist alles verloren.«
Sie verließen die Krankenstation, fuhren mit dem Lift zum dritten Unterdeck, rannten den Gang entlang und klopften an die Kajütentüren, hinter denen ihre Landsleute wohnten. Kang verschwand in die Kabine, in der seine Kameraden mit den geschmuggelten Pistolen hausten. Die anderen Chinesen, die durch die Gänge rannten, um sich in der Mannschaftsmesse zu treffen, schlugen die Gläser der Notfallvitrinen auf und rissen die Beile aus den Halterungen. Zwei schulterten sogar die Schaumlöscher, und als ihnen zwei Japaner entgegenkamen und sie fassungslos anstarrten, wurden diese mit ein paar Hieben besinnungslos geschlagen.
»Man will uns Chinesen alle einsperren und uns die Heuer nicht bezahlen!« schrie Wu, als alle in der Messe versammelt waren. »Freunde! Wir müssen schnell handeln! Das Schiff ist unser! Besetzt die Brücke und den Maschinenraum! Die Fahrt geht weiter, nicht nach Singapur, sondern nach Thailand! Holt euch das Schiff!«
Im Nu war der Raum leer. Fast lautlos verteilten sich die Chinesen über das Schiff … eine Gruppe unter der Führung von Kang Yunhe stürmte auf die Brücke, eine andere mit Wu Anming hinunter zum Maschinenraum.
In dem blitzsauberen, durch modernste Klimaanlagen temperierten Maschinenraum übertönte das Stampfen der schweren Dieselmotoren jeden anderen Laut. Chefingenieur Donald Smits, ein Bure aus Südafrika, saß vor der großen elektronischen Kontrolltafel und las einen Roman, als plötzlich Wu hinter ihm stand und ihm eine Messerspitze in den Nacken drückte. Smits erstarrte, warf das Buch weg und umklammerte die Tischplatte.
»Wenn Sie sich ruhig verhalten, Sir«, sagte Wu höflich, »geschieht Ihnen nichts. Heben Sie die Hände hoch und stehen Sie auf.«
Smits blieb sitzen. An der Färbung des Englisch erkannte er den Chinesen. Das gibt es doch nicht, durchfuhr es ihn. Eine Meuterei auf der Else Vorster. Das ist doch Wahnsinn.
»Ich nehme Befehle nur vom Kapitän entgegen«, sagte er gepreßt. »Junge, laß den Blödsinn.«
»Der Kapitän ist Kang Yunhe! Stehen Sie auf!«
Der Druck der Messerspitze im Nacken verstärkte sich. Es war genau die Stelle, an der ein Stich die gebündelte Nervenbahn zum Gehirn durchtrennen konnte. Der sichere Tod. Langsam erhob sich Smits, hob die Hände über den Kopf und rührte sich nicht. Er sah, wie drei Chinesen sich wieselschnell in dem großen Maschinenraum verteilten, dann schwankten zwei Japaner, gute Maschinisten, von den Pleuelstangen heran, getrieben von den Fußtritten der Meuterer.
Smits drehte sich mutig um und blickte in die zusammengekniffenen Augen von Wu Anming. Er hielt ein langes Messer in der Faust, bereit, sofort zuzustoßen. Smits sah ein, daß Gegenwehr sinnlos war. »Das wird euch leid tun!« sagte er nur. »Hier wimmelt es von Schiffen, die bei Alarm sofort beidrehen und uns helfen.«
»Es wird keinen Alarm geben, Chief. In diesem Augenblick wird die Funkstation besetzt. Und wenn uns andere Schiffe angreifen sollten, werden die Offiziere als Geiseln hingerichtet. Auch Sie.«
»Du Idiot!« Smits lächelte schwach. Er machte sich mit seinen eigenen Worten Mut. »Die Else Vorster steht in dauerndem Kontakt zu Küstenstationen, mit Radio Norddeich und anderen Schiffen. Wenn wir schweigen, gibt es automatisch Alarm!«
»Wir schweigen nicht. Auch der Funker will leben. Er wird unsere Befehle
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