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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mißtrauisch. Mit welchen Gedanken spielte dieser eiskalte Chinese, der in Botzkes Uniform wie ein trauriger Clown aussah? »Drück dich klarer aus.«
    »Ihr Ehrenwort, Kapitän.«
    »Nein!«
    »Sie können damit unser Schiff retten.«
    Das Wort ›unser‹ stieß Hammerschmidt bitter auf. Aber er spürte, daß sich jetzt eine Wendung anbahnte, an die niemand gedacht hatte.
    »Für mein Schiff gebe ich mein Ehrenwort«, sagte er zögernd. »Nur für mein Schiff. Genügt das?« Er betonte das ›mein‹ so nachdrücklich, daß es für Kang eine Ohrfeige sein mochte.
    »Ja. Es genügt.« Kang zeigte auf den Kartentisch. »Ich bitte Sie, die Navigation zu übernehmen und den Kurs zu errechnen. Wir haben zwar Mut, aber keine Ahnung vom Navigieren.«
    Einen Augenblick verschlug es Hammerschmidt die Sprache. Aber gleichzeitig sah er die große Chance, die Else Vorster doch noch zu retten. Kang konnte befehlen, was immer er wollte … das Schiff würde auf Kurs Singapur bleiben. Die Navigation war jetzt wieder in Hammerschmidts Hand. Kang schien Hammerschmidts Gedanken zu lesen; er lächelte mild.
    »Ihr Ehrenwort gilt für alles, was das Schiff betrifft, Kapitän«, sagte er. »Auch den Kurs, den ich angebe. Sie bürgen mir mit Ihrer Ehre dafür, daß Sie keinen Betrug begehen. Ich scheue mich nicht, Sie bei dem geringsten Verdacht hinzurichten. Mit Genickschuß. Darüber sollten wir uns einig sein.«
    »Das sind wir.« Hammerschmidt setzte sich an den Kartentisch und blickte auf den Autopiloten. Er hatte die Angaben im Kopf … die Else Vorster lief noch immer den alten Kurs. Singapur. Was hatte Kang vor? »Wohin wollen Sie?« fragte er.
    »Nur auf Kurs bleiben.«
    »Der ist eingegeben. Dazu brauchst du meine Hilfe nicht.«
    »Später, Kapitän.« Kang nickte ihm freundlich zu. »Sie können wieder Ihre Logis beziehen. Ich nehme an, Sie haben Lust auf einen Whisky. Auch ein Mann wie Sie steckt so eine Aufregung nicht einfach weg. Telefonieren können Sie nicht, da paßt Hakahiro auf, und Ihre Pistole und das Jagdgewehr haben wir uns geliehen … Natürlich wurde Ihre Logis gründlich durchsucht. Radio Norddeich meldet überdies, daß Bayern München wieder Deutscher Meister ist. Interessiert Sie das?«
    »Am Rande, Yunhe.« Hammerschmidt erhob sich vom Kartentisch. »Ich gehe in meine Logis. Woher kommt deine plötzliche Freundlichkeit, Yunhe?«
    »Wir sind jetzt eine Schicksalsgemeinschaft, Kapitän.«
    »Yunhe, wer bist du? Du bist doch nie im Leben einer, der um seine Heuer ansteht!«
    »Jetzt doch.«
    »Und früher?«
    Kang Yunhe zögerte, dann antwortete er fast verlegen:
    »Ich war Rechtsanwalt. Hatte in Taipeh eine gute Praxis. Fachanwalt für internationalen Handel. Mir ging es gut. Aber in der gleichen Fachrichtung gab es in Taipeh noch drei amerikanische Anwälte. Sie konnten nicht verkraften, daß ich ihnen die besten Fälle wegschnappte. Da lernte ich eine Frau kennen, eine wundervolle, hellblonde Frau, ein Traumweib, sage ich Ihnen. Und dieser Traum verliebte sich in mich, in mich, den Chinesen. Sie lag drei Monate in meinem Bett, und ich blinder Idiot merkte nicht, daß sie mir ins Bett gelegt worden war von den drei amerikanischen Kollegen. Sie verführte mich nicht nur nach allen erdenklichen Methoden, sie spritzte sich auch Heroin. Ich ließ mich überreden, mir auch einen Schuß zu setzen, aber mir wurde kotzübel. Ich bin kein Suchttyp. Eines nachts stürmen sechs Polizisten meine Wohnung und meine Kanzlei und finden bei mir hundert Gramm Heroin der besten Sorte. Machen Sie einem taiwanischen Polizisten einmal klar, daß Sie unschuldig sind! Die hundert Gramm lagen da, meine blonde Geliebte war verschwunden, ich verlor meine Anwaltszulassung, mußte die Kanzlei schließen, und ich wußte, daß auf Heroinbesitz die Todesstrafe steht. Ein alter Bekannter vom Justizministerium gab mir eine letzte Chance … bei einem Verhör, einer Tatortbesichtigung, ließ man mich flüchten. Ich hatte einen neuen Paß, einen neuen Namen, eine neue Identität, eine neue Vita und wurde Kang Yunhe. Seitdem bin ich Seemann.« Kang atmete tief auf. »So, nun wissen Sie meine Geschichte, Kapitän. Aber Sie wissen jetzt auch, daß ich nichts mehr zu verlieren habe.«
    »Das ist eine interessante Geschichte, Yunhe«, sagte Hammerschmidt.
    »Und sie ist wahr.«
    »Daran zweifle ich nicht mehr. Ich war schon nach der Messerstecherei neugierig geworden und wollte dich noch einmal sprechen. Aber dann überschlugen sich ja die

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