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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den gesenkten Schädel mit dem dichten, schwarzen gekräuselten Haar, ballte die Fäuste, aber es war nur ohnmächtige Wut, nicht der Wille, diesen Mann zu töten. Er verließ die Funkerkabine, stieg wieder hinauf zur Brücke und stellte sich neben Andersen.
    »Alles ist zerstört. Wir sind verloren«, sagte er mit einer schrecklichen Ruhe.
    »Wieso?« Andersen blickte zur Seite. »Totalausfall?«
    »Ja.«
    »Wie konnte das passieren?«
    »Jemand hat Nigger gesagt, das war unser Todesurteil.«
    »Kapitän …«
    »Halten Sie das Maul, Andersen!« schrie Svensson auf. »Es gibt nichts mehr zu sagen.«
    »Ich bringe diese schwarze Sau um!« schrie Andersen zurück. »Er will, daß wir alle draufgehen! Vorher aber ist er dran!«
    »Lassen Sie ihn in Ruhe.« Svensson winkte ab. »Was bringt es? Wir schwimmen jetzt alle in einem riesigen Sarg, einbalsamiert mit 110.000 Tonnen Öl! Da würde jeder Pharao erblassen.«
    »Woher nehmen Sie bloß diesen Sarkasmus?« keuchte Andersen. »Warum schreien Sie nicht Ihre Angst hinaus?«
    »Hilft es etwas? Ja, ich habe Angst, genau wie Sie Angst haben, Andersen. Man stirbt nicht gern wachen Auges und gesunden Leibes. Aber Angst lähmt, und was wir brauchen, ist nüchterne Klarheit und Kampf um unser Leben.«
    »Wie schön Sie das sagen, Kapitän! Heroische, aber leere Phrasen!« Er zeigte nach draußen. »Was sehen Sie außer dem Ungeheuer Nordsee?!«
    »Es kommt Nebel auf.«
    »Ja. Auch das noch! Und wir sind ohne Orientierung. Keine Peilung, kein Radar, kein Funk … Kapitän, warum feuern wir keine Notraketen ab?«
    »Wer soll sie im Nebel sehen, Andersen?«
    »Es könnte möglich sein, daß …«
    »Es ist nichts mehr möglich«, unterbrach ihn Svensson. »In unserer Nähe ist kein Pott, der uns sehen könnte. Wir fahren im Abseits, immer weiter abseits der offiziellen Wasserstraße.«
    »Dann sollten wir sofort abdrehen!«
    »Wie denn, Andersen? Ohne Peilung?«
    »Wir haben einen Kompaß, Sir. Und wir haben den guten, alten Sextanten …«
    »Einen Tanker mit 110.000 Tonnen Öl mit Sextant und Kompaß fahren! Stellen Sie sich das so einfach vor? Kurs West, auf die Deutsche Bucht zu. Da wimmelt es von Schiffen … und ein Zusammenstoß ist so sicher, wie Sie nach einem Glas Bier pinkeln müssen.«
    »Aber wir müssen doch irgend etwas tun, Kapitän!« schrie Andersen verzweifelt.
    »Das tun wir auch! Kurs scharf West! Nach Kompaß fahren …«
    Andersen starrte Svensson entgeistert an. »Aber eben haben Sie doch gesagt, Kapitän, daß …«
    »Eben war gestern!« Svensson drückte Andersen vom Ruder weg und kurbelte auf Kurs West. »Und außerdem brauche ich von Ihnen keine Belehrungen, wie ich mein Schiff zu führen habe!«
    »Es geht um unser Leben!« schrie Andersen. Er war außer Kontrolle geraten und hämmerte mit den Fäusten auf den Instrumententisch. »Ihres scheint Ihnen egal zu sein.«
    »Im Gegenteil, Andersen. Ich habe meiner Frau Karin versprochen, gesund zurückzukommen, und was ich verspreche, habe ich bisher immer gehalten.« Er blickte auf die Messingschüssel des Kreiselkompasses und nickte. »Wir liegen auf West, aber West ist ein weites Feld. Hoffen wir, bei Gott, daß es klappt. Ich werde dann auf Südwest drehen und versuchen, so nahe wie möglich an die deutsche Küste zu kommen und die erste Lotsenübernahme-Position zu erreichen.«
    »Wie soll der Lotse wissen, daß es uns gibt? Ohne Funkverbindung?«
    »Die Radarstationen an der deutschen Küste haben keinen Schwarzen, der aus Stolz ihre Leitungen kappt. Sie werden uns auf dem Schirm haben, uns anpeilen, uns anfunken, und wenn wir keine Antwort geben, schlagen sie Alarm! Das ist unsere Rettung.«
    »Wenn es uns gelingt, Kapitän.«
    »Es ist unsere einzige Chance.«
    Svensson korrigierte den Kurs, so daß die Unico jetzt wahrscheinlich auf Dänemark zuhielt. Die Wellen donnerten über Deck, sie kamen jetzt über Heck und trafen voll auf den Aufbau. Bei jedem Brecher war es, als barsten die Stahlwände.
    Und plötzlich, nach sieben Stunden Höllenfahrt, schwiegen die Maschinen.
    Juri Dozek kam auf die Brücke. Er war nur noch schwer zu erkennen. Sein Overall und das Gesicht waren voller Öl, die Haare klebten ihm im Gesicht, er lehnte sich erschöpft an die Wand und schüttelte mehrmals den Kopf, bevor er hervorstieß:
    »Wassereinbruch im Brennstofftank. Nichts geht mehr, nichts. Die Maschinen laufen heiß, das Kühlsystem fällt aus. Wir können nichts mehr tun.«
    »Das habe ich fast erwartet,

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