Öl-Connection
ein paar wuchtigen Schlägen zerstörte er die Funkanlage und kappte die Kabel des Radars. Die Unico II war blind geworden.
Auf der Brücke stand jetzt Andersen am Ruder, die Brecher krachten gegen die gebogenen Scheiben. Er konnte nur noch nach den in die Automatik eingegebenen Koordinaten fahren, auf dem Monitor war völlige Leere.
»Wo soll hier auch ein Schiff herkommen?« sagte Svensson. »Wir fahren abseits aller Straßen den direkten Kurs nach Schottland. Eines ist jedenfalls sicher«, er verzog die Lippen in bitterem Spott, »vor einem Zusammenstoß brauchen wir keine Angst zu haben.«
»Wie beruhigend.« Andersen fiel in den Hohn ein. »Aber ein Auseinanderbrechen würde mir schon genügen.«
Plötzlich, als habe man eine Lampe ausgeschaltet, erlosch der Monitor, Svensson zog den Kopf zwischen die Schulter und klopfte mit dem Knöchel der rechten Hand gegen den Bildschirm. »So etwas gibt es doch nicht!« sagte er dabei. »Bis zur Mastspitze reichen die Wellen nun doch nicht. Da muß etwas mit der Elektronik nicht stimmen.«
Er griff nach dem Telefon und wählte die Verbindung zum Maschinenraum, aber Dozek meldete sich nicht. Das Telefon war tot. Svensson knurrte »Scheiße!« und rief im Funkraum an. Auch hier kein Laut, nicht einmal ein Rauschen. Svensson sah Andersen ratlos an.
»Verstehen Sie das, Andersen? Alle Leitungen tot, aber das Licht brennt.« Er starrte empor zu den Leuchtstoffröhren, die die Brücke in helles Licht tauchten. »Die Generatoren laufen, und trotzdem kein Telefon, kein Radar …«
»Es können einzelne Leitungen gerissen sein.«
»Dann hätte sich der Funker gemeldet.«
»Die Leitung ist ja auch gestört.«
»Es gibt eine Treppe vom Funkraum zur Brücke. Ich glaube nicht, daß der Bursche zu faul ist, die paar Stufen zu steigen.«
»Vielleicht sucht er den Fehler, Kapitän.«
»Das will ich mir mal ansehen.« Svensson verließ die Brücke, stieg hinunter zur Funkstation und riß die Tür auf. Ein Schwanken des Schiffes drückte ihn an die Wand, aber das Bild, das sich ihm bot, erfaßte er sofort.
Vor der zertrümmerten Funkanlage, ein Gewirr aus Drähten, Schaltungen, Chips und verbogenem Metall saß der Funker, den schweren Hammer in den Schoß gelegt. Er blickte Svensson aus großen, runden Augen an, und sein Gesicht war gezeichnet von Traurigkeit und Ergebenheit vor dem Tod.
Svensson stieß sich von der Wand ab und stürzte auf den Funker zu. »Du … du hast die Anlage zerschlagen?« brüllte er. Seine kräftigen Hände schnellten vor und krallten sich um den Hals des Farbigen. »Du Saukerl! Du Mißgeburt! Warum? Warum?« Er schüttelte den Funker und drückte fester zu. »Antworte oder ich bringe dich um!«
»Danke!« Der Schwarze atmete röchelnd. Svenssons Griff kam einem Erwürgen nahe. Aber der Schwarze wehrte sich nicht, auch wenn ihm jetzt die Augen hervorquollen und er kaum mehr Luft bekam. »Danke«, sagte er noch einmal und röchelte stärker. »Sie sagen nicht Nigger zu mir, Sir …«
Svensson zog seine Hände zurück. »Nigger? Wer sagt denn hier Nigger?« schrie er.
»Der Erste, Sir. Er tritt und schlägt mich, nur weil ich müde war.«
»Und das ist nun deine Rache, was?!«
»Wir werden doch alle sterben …« Der Funker duckte sich, als ein gewaltiger Brecher den Tanker erschütterte. »Ich bete für den Himmel – in der Hölle sind wir schon.«
»Du Vollidiot! Weißt du, was du getan hast?«
»Ja, Sir.«
»Es gibt keine Funkverbindung mehr. Das Radar ist tot.«
»So tot wie wir …«
»Du bringst uns alle um!«
»Nicht ich … das Meer.«
»Das Schiff ist blind geworden. Wir haben keine Orientierung mehr. Der Autopilot, die Satellitenpeilung, die Automatik sind zerstört! Wir fahren ins Nichts. Ich könnte dich umbringen!«
»Tun Sie es bitte, Sir.« Der Funker legte den Hammer auf den Boden, ein Zeichen, daß er sich nicht wehren würde. »Ich habe getan, was ich tun mußte. Ich bin kein Nigger, den man schlagen und treten darf. Ich bin ein Mensch. Jetzt ist Ruhe in mir. Töten Sie mich, Sir, ich habe es verdient.«
»Was habe ich davon, wenn ich dir den Kopf einschlage?« brüllte Svensson. »Du hast die Seele des Schiffes zertrümmert! Aber das eine verspreche ich dir: Wenn wir einen sicheren Hafen erreichen, übergebe ich dich der Polizei. Gehen wir unter, hast du allein uns auf dem Gewissen!«
»Auch mein Gewissen ist tot.« Der Schwarze senkte den Kopf. »Schlagen Sie mein bißchen Leben auch tot, Sir.«
Svensson starrte auf
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