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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Svensson blickte hinüber zu der ölbeschmierten Gestalt. »Sie auch, Dozek?«
    »Nein, Sir.«
    »Pusenke kann ich nicht fragen, der schläft. Aber wie ich ihn einschätze, bleibt er auch an Bord, solange ich bleibe.« Er wandte sich Andersen wieder zu. »Sie sind ein Glückspilz, Andersen, Sie haben eine Rettungsinsel für sich allein! Ich gebe sie frei. Ich wünsche gutes Schwimmen und Überleben …«
    Andersen senkte den Kopf und drehte sich weg. Seine Schultern begannen zu zucken, er weinte und drückte das Gesicht gegen das Glas des Kommandostandes. Vor ihm schlugen die Brecher über Deck, und der Nebel verschloß Himmel und Meer.
    »Ich will leben!« schrie er gegen das Fenster. »Ich habe eine Braut, wir wollen Weihnachten heiraten, wir wünschen uns Kinder und ein Häuschen und ein wenig Glück. Wir lieben uns …«
    »Ich habe auch eine Frau, und wir lieben uns auch und ich will einmal, wenn ich die Seefahrt verlasse, in meinem Garten sitzen und zufrieden die Schiffe beobachten, die vorbeiziehen. Und wenn ich einen Tanker sehe, werde ich sagen: Gunnar, weißt du noch, wie du mit der Unico II im Orkan getrieben bist? Ohne Maschine, ohne Funk, ohne Radar, bist du nur nach dem Kompaß gefahren. Jaja, das kommt heute nicht mehr vor, aber damals. Damals war alles möglich. Und ich werde dabei eine Pfeife rauchen, weil mir Karin meine Zigarren verboten hat, und zufrieden sein mit meinen letzten Jahren.« Svenssons Stimme hob sich. »Andersen, seien Sie keine Memme! Sie werden Ihre Braut wiedersehen, Sie werden heiraten und Sie werden Kinder zeugen wie am Fließband, als sei's ein Andersen-Märchen. Kennen Sie seinen standhaften Zinnsoldat?«
    »Ja.«
    »Also, seien Sie ein standhafter Zinnsoldat, wenn Sie schon Andersen heißen.« Svensson machte eine Pause. »Selbstverständlich steht Ihnen die Rettungsinsel zur Verfügung.«
    Andersen schüttelte den Kopf, wischte sich die Tränen vom Gesicht und drehte sich dann um.
    »Ich bitte um Verzeihung, Kapitän«, sagte er gedrückt. »Es ist schon vorbei. Ich bleibe an Bord, bis auch Sie gehen.«
    Die Tür wurde aufgerissen. Pusenke stürzte auf die Brücke und schrie schon beim Eintreten: »Die Crew macht die Rettungsinseln klar! Eine ist schon über Bord und treibt davon!«
    »Ich weiß, Kalle.« Svensson winkte ab. »Lassen Sie sie schwimmen … was sollen sie noch an Bord? Hier gibt es keine Arbeit mehr für sie. Ich wünsche ihnen, daß sie irgendwo aufgefischt werden.«
    »Und wir, Kapitän?« fragte Pusenke mit belegter Stimme.
    »Wir halten aus.«
    »Wie lange?«
    »Das fragen Sie den lieben Gott.«
    »Amen!« sagte Dozek laut.
    Und so trieb die Unico II langsam, aber unaufhaltsam auf die deutsche Küste zu. Es war die Radarstation von Helgoland, die den noch kleinen, zitternden Punkt auf dem Schirm erfaßte. Man peilte die Position an, Radio Norddeich übernahm die Verständigung und funkte einen Rundspruch.
    Der tanzende Punkt schwieg. Obwohl man den genauen Standpunkt berechnet hatte, schien die See dort leer zu sein.
    Drei Tage lang tobte die Nordsee. Erste Stimmen, die die Ausrufung des Notstandes forderten, wurden laut. Und wie immer suchte man nach Verantwortlichen.
    In der Einsatzleitung der Radarstation Cuxhaven hatte man andere Sorgen: Der nun von allen Radarstationen erfaßte, tote Punkt näherte sich unaufhaltsam der Deutschen Bucht. In den neuesten Großradarbildern erkannten Experten die Umrisse eines Schiffes, das für einen Frachter zu lang und zu breit war. Den furchtbaren Gedanken, den die Bilder auslösten, faßte der Leiter der Station Cuxhaven mit dem Satz zusammen:
    »Ich kann mich irren, aber alles weist darauf hin, daß es sich um einen Tanker handelt.«
    »Und warum gibt er keine Antwort?«
    »Weil er nicht kann! Wissen wir, was mit ihm passiert ist?«
    »Das heißt …« Dem Mann stockte der Atem.
    »Ja, das heißt es!« Der Leiter der Radarstation griff zum Telefon. »Ein manövrierunfähiger Tanker mittlerer Größe mit einem Totalausfall treibt auf die Ostfriesischen Inseln zu. Verdammter Mist – nun kann er kommen, der Super-Gau in der Deutschen Bucht.«
    Die Meldung aus Cuxhaven schlug im Hauptquartier in Hamburg wie eine Bombe ein. Andere Radarstationen, die den Punkt erfaßt hatten, bestätigten die Möglichkeit, daß es sich um einen havarierten Tanker handeln könnte. Ob mit Öl vollgepumpt oder auf Ballastfahrt, das konnte man natürlich nicht sehen. Sicher war nur, daß das Riesenschiff hilflos in der Nordsee trieb.
    Das

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