Öl-Connection
Todesstoß und jetzt willst du mit ihm untergehen? Was geht eigentlich in deinem Gehirn vor?«
»Sie waren immer gut zu mir, Sir. Sie haben mich, auch, als ich alles zerstörte, nicht umgebracht. Und ich habe mir gedacht: Jetzt ist keiner da, der für meinen Kapitän kocht. Sir, erlauben Sie, daß ich die Küche übernehme?«
Svensson hatte völlig verblüfft nur genickt, der Funker war gegangen, und am Abend gab es Gulasch mit Nudeln, und der Kariber servierte es, als habe er schon immer in einem feinen Restaurant die Speisen vorgelegt.
An diesem Abend aß Andersen nichts, er rührte seinen Teller nicht an. Pusenke, der immer Hunger hatte, sah ihn neugierig an.
»Fastentag?« fragte er.
»Weiß ich, ob der Kerl nicht vorher in meinen Teller hineingepinkelt hat?«
»Das werden wir gleich feststellen.« Pusenke zog den Teller zu sich. »Ich glaube nicht, daß der Schwarze so gemein ist wie Ihre Gedanken.«
Nach drei Tagen begann die Situation sich zu entspannen, auch wenn der Windmesser immer noch Stärke acht zeigte. Die Urkraft des Sturms war gebrochen, es konnte jetzt nur noch besser werden. Nur der dichte Nebel blieb. Der Kompaß zeigte auf Südwest.
»Die Deutsche Bucht«, sagte Svensson und hieb mit den Fäusten auf den Kommandostand. »Das ist entweder Rettung oder Untergang. Die Deutschen werden alles tun, um uns abzufangen …«
Teneriffa
Die Stimmung an Bord der Maringo hätte nicht besser sein können.
Obwohl der größte Teil der Mannschaft kaum eine Ausbildung vorweisen konnte, sondern nur die Erfahrung von etlichen Fahrten, was – wie McCracker behauptete – mehr wert sei als ein akademisches Arschloch, lief der Betrieb reibungslos. Chief Pieter van Geldern hatte seine Maschinen fest in der Hand, der finstere Donc Samsu stellte sich als eine wirklich sachkundige Hilfe heraus, obwohl er nie ein Maschinistenexamen absolviert hatte, der koreanische Funker Chu Yungan beherrschte seine komplizierten Geräte, als habe er zeit seines Lebens nichts anderes getan, und er verriet nie, daß er als Hilfsarbeiter in einer Radiowerkstatt in dem elenden Bergdorf Yöngyang begonnen hatte, und der Koch Chang Juming zauberte aus den Dosen und Paketen und den Vorräten in den Kühlräumen mit Frischgemüse, Eiern, Nudeln und Reis nicht nur für die Offiziere, sondern auch für die Crew wahre Kunstwerke der asiatischen Küche.
Nur einmal gab es eine Verstimmung an Bord, als Kapitän Heßbach noch einmal Jassa Abdaman in Monrovia anrief.
»Ich habe noch keinerlei Nachricht wegen McCracker«, sagte Heßbach. »Sie wollten ihn nachträglich auf die Heuerliste setzen.«
»Wollte ich das?« Die Stimme Abdamans klang widerlich freundlich. »Käpt'n, das muß ein Irrtum sein.«
»Sie sagten …«
»… daß ich es mir überlegen will. Ich habe überlegt. McCracker ist trotz der herrschenden Unklarheit doch an Bord gekommen und fährt mit Ihnen. Sie haben über meinen Kopf hinweg gehandelt, denn die Reederei lehnt es ab, McCracker weiter zu beschäftigen. Damit ist die Heuer für diesen Mann Ihre Privatangelegenheit, Käpt'n. Wir haben mit McCracker nichts zu tun! Er ist, wie man so sagt, Privatreisender.«
»Er ist der Mann, der die ganze Mannschaft zusammenhält!«
»Traurig, wenn Sie das als Kapitän nicht können.«
»Ich verbitte mir diesen Ton!« schrie Heßbach.
»Und ich bin nicht gewillt, mit Ihnen über McCracker weiter zu sprechen.« Abdamans Stimme wiegte sich in Überlegenheit. Er, der Schwarze, kommandierte einen Weißen, der auch noch ein bekannter Kapitän war. So ändern sich die Zeiten, Sir, aus Sklaven werden Herren! Wir haben uns lange genug geduckt … Die neue Zeit ist unsere! Was wäre Amerika ohne seine Schwarzen? Ein Dreckhaufen! »Verlangen Sie von ihm den Passagierpreis, oder wir stellen ihn Ihnen in Rechnung.«
»Das ist doch lächerlich!« rief Heßbach erregt.
»Wenn es das ist, dann lachen Sie doch!« Abdaman legte einfach auf. Er genoß den Triumph, diesen widerlich ehrlichen Deutschen zu treffen.
Heßbach rief McCracker auf die Brücke. Der ›Rote Riese‹, wie ihn die Crew jetzt nannte, der Koch Chang Juming bezeichnete ihn in der Bildhaftigkeit seiner chinesischen Sprache sogar als ›Roter Drache mit Feuermaul‹, lag in einem Liegestuhl und döste vor sich hin. Den Philippino, der ihn rief, hielt er an der Hose fest.
»Was will der Käpt'n?« fragte McCracker.
»Darüber spricht er doch mit mir nicht.«
»Was für eine Laune hat er?«
»Schlechte.«
»Hat einer von
Weitere Kostenlose Bücher