Öl-Connection
Kontrollampen und Digitalanzeiger. Van Geldern war der erste, der etwas sagte.
»Ein Labyrinth ist dagegen ein Rosengarten! Wer soll sich da noch auskennen? Ich habe die Elektriker immer bewundert, die vor solch einem Gewirr standen, irgendeinen Spannungsmesser hindrückten und dann sagten: ›Hier ist es!‹«
»Haben wir einen Spannungsmesser?«
»Na klar, aber wo soll ich hindrücken?«
»Vier Kontrollampen sind tot. Da muß es sein.«
»Und wozu gehören die vier Kontrolleuchten?«
»Wir müssen eben suchen, Chief.«
»Finden Sie mal in einer Stadt wie New York einen Papierschnipsel, auf dem eine wichtige Telefonnummer steht.«
»Sarkasmus hilft uns nicht weiter. Wir müssen alles abtasten. Irgendwo muß der Spannungsmesser Null zeigen.«
»Angenommen, er tut es. Wir haben eine Stelle von vier … ein Automat ist kaputt … Wo haben wir einen Ersatzautomaten?«
»Es gibt doch in der Werkstatt bestimmt Ersatzteile.«
»Wollen wir es hoffen, Herr Kapitän. Für meinen Maschinenbereich liegt dort kaum etwas … nicht mal eine Ersatzpumpe Größe drei und Brennstoff-Filter habe ich gesehen. Und wenn mir eine Schraubenwelle verreckt, kann ich euch nur noch mit Jazzkonzerten helfen.«
»Und das sagen Sie mir erst jetzt?«
»Kapitän, ich habe es erst feststellen können, als wir schon auf Fahrt waren. Alles ging ja so schnell. Ich hatte gerade die Maschinencrew mit allem vertraut gemacht, da hieß es schon: Wir laufen aus.«
»Das alles ist eine bodenlose Sauerei, Chief. Suchen Sie mit Chu die Fehler … ich rufe unterdessen Monrovia an.«
»Abdaman wird Sie – wie bei McCracker – ins Messer laufen lassen.«
»Ich werde mit Jesus Malinga Bouto selbst sprechen.«
»Viel Glück, Sir.«
Heßbach stieg wieder hinauf zur Brücke, wo Dumarche und Sato Franco am Kommandopult standen. Sie fuhren herum, als sie Heßbachs Schritte hörten.
»Was ist?« fragte Dumarche.
»Kabelbrand in der Zentralelektrik. Und einen Elektriker gibt's in der Crew nicht.«
»Das ist doch nicht möglich!« rief Dumarche entsetzt.
»Sie sehen, was hier alles möglich ist. Chu und der Chief suchen den Fehler.«
»Und wenn sie ihn nicht finden?«
»Das befürchte ich. Dann haben wir einen Radarausfall und keine elektronische Satellitenpeilung mehr. Dann müssen wir nach guter alter Seemannsmanier mit dem Sextanten schießen. Ich werde nach Dakar abdrehen und dort die Reparatur vornehmen lassen.«
Es war vier Uhr nachmittags, und es dauerte lange, bis Heßbach Bouto am Apparat hatte. Zunächst verband man ihn natürlich mit Jassa Abdaman.
»Ich wollte nicht Sie, sondern Bouto!« sagte Heßbach so herablassend wie möglich. »Verbinden Sie weiter.«
»Ich bin für die Maringo zuständig, Kapitän.«
»Einen Dreck sind Sie!« fauchte Heßbach. »Mr. Bouto, bitte!«
»Welchen Ton erlauben Sie sich?« schrie Abdaman außer sich.
»Wenn ich Sie vor mir hätte«, schrie Heßbach zurück, »lägen Sie jetzt k.o. auf dem Rücken!«
»Das vergesse ich Ihnen nicht, Sie deutsches Großmaul!« entgegnete Abdaman und verband Heßbach mit Bouto.
»Bouto«, meldete sich der Reeder. »Kapitän, was gibt es?«
»Abdaman hat bei der Heuer den Bordelektriker gespart, Mr. Bouto«, begann Heßbach noch sehr gebremst.
»Wir müssen aus Kostengründen die Crew bis zum äußersten verringern. Das ist Ihnen doch gesagt worden.«
»Zwei Stunden vor dem Ablegen! Sie hätten jeden der vierzehn Analphabeten einsparen können, aber nicht den Elektriker.«
»Die Anlage wurde überprüft und für hervorragend befunden. Warum wollen Sie mich sprechen?«
»Die Maringo hat einen Kabelschaden! In der ›hervorragenden elektrischen Anlage‹. Die beiden Fernradars fallen aus, der Autopilot, die Satellitenpeilung. Ich kann mit diesen Schäden nicht weiterfahren.«
»Was sagen Sie da?« Boutos Stimme wurde spöttisch. »Kolumbus hatte auch kein Radar und hat trotzdem Amerika entdeckt.«
»Eine solch dämliche Antwort habe ich erwartet.« Jetzt wurde Heßbachs Stimme laut und dröhnend. »Kolumbus hatte auch keine 200.000 Tonnen Öl an Bord!«
»Verständlich. Damals wußte man ja nicht, was Erdöl ist.«
»Ich drehe ab und laufe Dakar an.«
»Den gleichen Gedanken hatte ich soeben auch … Ich untersage es Ihnen!«
»Sie … Sie untersagen mir …« Heßbach schnappte nach Luft. Das war das Ungeheuerlichste, was er bisher gehört hatte.
»Fangen Sie doch mal endlich an zu rechnen.« Boutos Stimme wurde ungeduldig. »Die Hafengebühr für die
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