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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Großschiff-Route und der Küstenverkehrszone für Schiffe bis 10.000 Bruttoregistertonnen, wozu auch kleine Tanker gehören, ist lückenlos! Trotzdem sind Unfälle fast an der Tagesordnung. Aber ein Fall wie das Tankerunglück, das wir hier annehmen müssen, würde ungeahnte Folgen haben. Die Havarie des DDR-Kühlschiffes Heinrich Heine auf der Elbe, bei der nur 60 Tonnen Schweröl ausliefen und den Küstenstreifen verseuchten, war so gesehen nur eine Lappalie. Die Länder Niedersachsen, Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein investierten seitdem zweihundert Millionen Mark in Spezialschiffe für die Erstbekämpfung von Ölunfällen in der Deutschen Bucht. Auch die Lotsendienste wurden verbessert. Aber was geschieht, wenn ein Tanker mit 100.000 Tonnen Rohöl in der Deutschen Bucht havariert?«
    »Entsetzlich!« entfuhr es Hintze und starrte auf die Karte. »Das sensible ökologische System des Wattenmeeres würde kollabieren!«
    »Die Friesischen Inseln wären tot!« Dr. Bergfried ging zu einer anderen Karte. Sie zeigte das Großgebiet Dänemark und deutsche Küste. »Der noch unbekannte Tanker treibt vor dem Wind auf uns zu. Der Größe nach schätzen wir, daß er zwischen 90.000 und 120.000 Tonnen Öl an Bord haben kann. Das überall zitierte Unglück der Exxon Valdez 1989 vor Alaska war gemessen daran geradezu eine Bagatelle. Die Valdez hatte nur 35.000 Tonnen Öl an Bord …«
    »Meine Herren!« Hintze faltete die Hände, seine Fingerknochen knackten. »Es muß sofort etwas geschehen! Wo sind die Spezialschiffe für zweihundert Millionen Mark? Wo bleiben die Schlepper, die den Tanker von der Küste wegziehen? Dieses Abwarten ist doch ein Skandal!«
    »Gegen Windstärke neun bis zehn und dichten Nebel sind wir hilflos. Trotz aller hochentwickelten Elektronik, trotz Radar.« Der Einsatzleiter hob wie entschuldigend die Schultern. »Eine Rettung aus der Luft ist unmöglich, und niemand schickt bei diesem Orkan Bergungsschiffe hinaus! Wir kämen gar nicht an den Tanker heran!«
    »Soso! Das wissen Sie im voraus?« bellte Hintze.
    »Wir haben Erfahrung, Herr Ministerialrat. Auch die Dänen und Engländer haben den treibenden Tanker im Radar, und auch sie blieben bisher untätig.«
    Dr. Bergfried hatte aus seiner Aktentasche einige zusammengeheftete Blätter entnommen und verteilte sie jetzt unter den Anwesenden. Hintze blickte erregt auf die Papiere. »Was soll das? Ich brauche keine Romane … ich brauche Taten!«
    »Aber es wäre nützlich, wenn Sie es durchlesen würden«, sagte Dr. Bergfried versöhnlich.
    »Und was ist das?« Hintze klopfte mit der flachen Hand auf die Schriftstücke.
    »Eine Veröffentlichung der deutschen Umweltstiftung des World Wide Fund for Nature mit neuesten Informationen. Sie zeigen uns, daß jeder Öltransport auf See zu einer Katastrophe werden kann! Es gibt – ökologisch gesehen – nichts Empfindlicheres als Wattenmeer und Küstenstreifen.« Dr. Bergfried sah Ministerialrat Hintze an, der vorerst unlustig in den Seiten blätterte. »Nach der Lektüre – die Ihnen bestimmt viele Anregungen für Ihre Arbeit in Bonn geben wird – können wir dann wirklich die aktuelle Lage analysieren.«
    Dr. Bergfried setzte sich auf einen Schemel, der unter den aufgehängten Karten und Tabellen stand. In dem großen Zimmer der Einsatzleitung herrschte bedrückende Stille. Was auf den verteilten Seiten in klaren, eindringlichen Worten stand, war die Beschreibung einer Apokalypse in der Deutschen Bucht.
    Ministerialrat Hintze war der erste, der die Seiten gelesen hatte. Er blickte betroffen auf Dr. Bergfried, der die Hände über den Zeigestock gelegt hatte und sein Kinn darauf abstützte. Er wartete, bis alle fertig waren, und sagte dann mit einem dumpfen Unterton:
    »Das ist ja schlimmer als Dantes Inferno. Liegt dieser Bericht auch in Bonn vor?«
    »Er ist ganz neu …« Dr. Bergfried erhob sich von seinem Schemel. »Aber ich nehme an, daß er nach Bonn unterwegs ist. Meine Herren, ich sehe Ihre betroffenen Gesichter. Und wenn ich Ihnen sage, daß eine solche Umweltkatastrophe unermeßlichen Ausmaßes auf uns zutreibt, nehme ich Ihnen nicht übel, wenn Sie bleich werden. Wenn der manövrierunfähige Tanker vor der Deutschen Bucht mit schätzungsweise 100.000 Tonnen Öl beladen ist und auseinanderbricht, dann gibt es für die deutsche Küste keine Rettung mehr.«
    »Und wir sitzen hier und diskutieren!« schrie Hintze und schlug wieder mit der flachen Hand auf den Tisch. »Wir studieren Landkarten,

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