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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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habe ein gutes, langes, scharfes Messer, dachte er. An ihm haben schon vier Menschen gehangen und wachten nicht wieder auf. Und ich bin schneller als du. Wenn du dich dreimal umdrehst, bin ich schon zehnmal um dich herum. Und springen wie ich kannst du auch nicht. Und im Sprung stoße ich zu … Das merkst du erst, wenn das Messer in deinem Leib steckt. Du ›Roter Riese‹ bist für mich aus Papier.
    Die Maringo befand sich unter voller Fahrt nördlich der Kapverdischen Inseln, als der Monitor des großen Fernradars plötzlich erlosch. Irgendwo knackte es, und auch der zweite Radar fiel aus. Ein Blick auf den Autopiloten zeigte, daß die eingegebenen Zahlen verschwunden waren und statt dessen ein Gewirr von beliebigen Zahlen auf der Digitalanzeige herumwirbelte. Heßbach, der neben Jules Dumarche auf der Brücke stand, starrte ungläubig auf den Bildschirm.
    »Das gibt es doch nicht!« rief er. »Was ist denn mit den Leitungen los?«
    Als sei diese Frage ein Stichwort, kam von unten, von der Maschine, ein Anruf von Chief van Geldern. Seine Stimme war erregt und laut.
    »Was ist das für eine Sauerei?« schrie er. »Die Hälfte der Kontrollinstrumente fällt aus! Ich habe keinen Überblick mehr!«
    »Und wir haben außer dem Nahradar keine Orientierung mehr«, rief Heßbach zurück. »Der Autopilot spielt verrückt, die Satellitenpeilung ist ausgefallen! Es muß ein Fehler in der Elektronik sein. Vielleicht sind ein paar Drähte durchgebrannt. Wer ist für die Elektrik verantwortlich?«
    Van Geldern schwieg einen Augenblick, dann antwortete er ziemlich kleinlaut: »Ich, Herr Kapitän.«
    »Das denke ich auch! Alles, was die Technik betrifft … Chief, setzen Sie Ihren Elektriker in Trab.«
    »Ich habe keinen …«
    »Was soll das heißen?« schrie Heßbach. Plötzlich war er sich bewußt, was Abdamans Einsparungen bei der Crew für Folgen haben konnten. Die Reederei hatte kurzerhand, ohne einen Hinweis zu geben, den Fachelektriker von der Heuerliste gestrichen. »Wer überwacht denn die Elektronik?«
    »Ich, Sir.« Van Gelderns Stimme klang bedrückt. »Ich sehe, ob alles in Ordnung ist. Wenn etwas nicht in Ordnung ist, wie jetzt, bin ich hilflos.«
    »Wiederholen Sie das Wort!« brüllte Heßbach. Dann wurde er stiller … Schreien hilft auch nichts. Ich schwimme mit einem Supertanker mit 200.000 Tonnen Öl hilflos auf dem Atlantik. Gott im Himmel, laß es ruhig bleiben, bis wir den nächsten Hafen angelaufen haben. Es kann sich ja nur um eine Kleinigkeit handeln … wie so oft: Kleine Ursache, große Wirkung. Ein Schiffselektriker wird den Fehler schnell finden.
    »Hilflos«, wiederholte van Geldern gehorsam das schreckliche Wort. »Vor diesem Gewirr von Drähten, Schaltungen, Kontakten und Kondensatoren bin ich hilflos. Es gibt kein anderes Wort dafür.«
    Heßbach legte auf und ging hinüber zum Funkerraum. Dort saß Chu Yungan und hörte amerikanische Musik. Western-Songs, die er besonders liebte. Als Heßbach erschien, schob er den Kopfhörer in den Nacken.
    »Alles in Ordnung?« fragte Heßbach scheinheilig.
    »Jawohl, Sir. Letzter Funkspruch nach Nouakchott, Mauretanien, mit unserer Position ist vor fünf Minuten abgegangen.«
    »Und dir fällt nichts auf?«
    »Nein, Sir.« Chu blickte Heßbach mit vorsichtigen Augen an. Habe ich etwas falsch gemacht? Der ›Alte‹ ist so merkwürdig.
    »Bei dir sind alle Leitungen in Ordnung?«
    »Alle, Sir.«
    »Das Radar, der Autopilot, die gesamte Peilelektronik ist kaputt!« Heßbachs Hoffnung konzentrierte sich jetzt voll auf den kleinen Koreaner. »Yungan, kannst du helfen? Hast du eine Ahnung von Elektrik?«
    »Keine, Sir. Ich kann nur Funkgeräte reparieren. Aber unser Elektriker …«
    »Es ist keiner an Bord!« schrie Heßbach enttäuscht. »Die Reederei hat ihn gestrichen! Kannst du nicht wenigstens nachsehen? Vielleicht ist es nur ein kleiner Fehler …«
    »Ich will es versuchen, Sir, aber ich habe keine Ahnung.«
    Heßbach und Chu Yungan gingen hinunter in die große elektrische Anlage, die hinter weißen Stahltüren installiert war. Als sie die Türen öffneten, kam ihnen der Geruch von verschmorten Kabeln oder Kondensatoren entgegen, eine kleine, dunkelgraue Wolke, die sich schnell verflüchtigte.
    »Da haben wir's, Chu!« sagte Heßbach. »Irgendwas ist durchgebrannt.«
    »Aber was, Sir?«
    Chief van Geldern war auch hinzugekommen, und alle starrten auf die armdicken Kabelbündel, die Automaten, Schaltkästen und Hebelchen, die mattrot glühenden

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