Öl-Connection
von der Elektroanlage herauf. Schon bevor Heßbach fragen konnte, schüttelte der Chief den Kopf.
»Wir haben zwei Fehler gefunden, wo der Spannungsprüfer auf Null blieb. Einmal muß ein Relais durchgebrannt sein, das andere Mal haben wir nichts entdeckt, da müßte man den ganzen Kabelsalat herausholen. Yungan sagte nur: Relais kaputt! Nix Reparatur, nur auswechseln. Aber womit? Wir haben keine Ersatzteile gefunden.«
»Ein Superschiff wie die Maringo fährt ohne Ersatzteile?!«
»Nicht nur das, Herr Kapitän.« Van Geldern setzte sich müde auf den Schemel, der an der Wand der Kommandobrücke stand. Chu lächelte verlegen und schwieg. »Ich verstehe etwas von Maschinen und ein bißchen von deren Elektronik, aber was ich hier bei der allgemeinen Elektrik gesehen habe, ist eine Frechheit. Sie scheint in den letzten Jahren kaum gewartet worden zu sein. Alles ist verdreckt, verschmiert, brüchig. Da gibt es Kabel, wo die Isolation abbröselt und die blanken Drähte hervorschimmern. Es ist ein Wunder, daß nicht längst schon was passiert ist. Aber ausgerechnet uns muß es treffen. Nehmen wir neuen Kurs auf Dakar?«
»Nein, neuen Kurs auf Teneriffa.«
»Auf …« Van Geldern blieb das Wort stecken. »Mit diesen Mängeln?«
»Befehl von Bouto.«
»Und Sie folgen diesem Blödsinn?«
»Ich muß. Durch die Straße von Tarfaya kann ich so nicht fahren.« Heßbach nickte van Geldern zu und wandte sich zur Tür. »Kommen Sie mit zu mir, Chief. Ich muß etwas mit Ihnen bereden.« Und zu Chu sagte er: »Du funkst alle Küstenstationen an und erklärst unsere Lage.«
»Ja, Sir«, antwortete Chu Yungan stramm.
»Nimm auch Verbindung mit Radio Norddeich auf. Sie sollen einen Warnrundspruch aussenden. Die Hafenstationen von Santa Cruz auf Teneriffa und Las Palmas auf Gran Canaria warnst du auch! Aber sie sollen keine Schlepper schicken – ich bleibe auf See.«
»Jawohl, Sir!« sagte Chu und rannte davon zu seiner Funkstation.
In Heßbachs Logis bot der Kapitän seinem Chief Platz an, holte Wodka und eine Flasche Orangensaft und mixte einen erfrischenden Drink. Nachdem sie einen langen Zug getrunken hatten, setzte Heßbach zu einem Gespräch an.
»Pieter van Geldern, ich habe mir Gedanken über Sie gemacht. Die wurden noch drängender, als Sie vorhin sagten: Ich verstehe ein bißchen von Maschinen und deren Elektronik. Ein bißchen …«
»Das sagt man so daher, Sir«, antwortete van Geldern, plötzlich sehr zurückhaltend und verschlossen. »Eine Redensart.«
»Wenn Sie etwas von der komplizierten Elektronik der Maschinen verstehen, dann ist eine allgemeine elektrische Anlage ein Klacks für Sie. Wo haben Sie Ihre Examina gemacht?«
»Sir, Sie haben meine Papiere gesehen. Ich habe meine Diplome an der Schiffsmaschinen-Hochschule von Panama gemacht.«
»Stimmt. Aber warum nicht in Rotterdam oder Amsterdam. Sie sind doch Holländer.«
»Es hat sich so ergeben, Sir.«
»Das möchte ich genauer wissen, Chief.«
»Ich hatte mich in Panama niedergelassen, besaß eine schöne kleine Wohnung in der Nähe der Schleuse und war zufrieden.«
»Und wovon lebten Sie?«
»Von der Musik.«
»Das dachte ich mir. So wie Sie die vergangenen Abende Keyboard gespielt haben, kann das kein Dilettant. Sie sind Profi?«
Van Geldern zögerte. Er nahm noch einen Schluck Wodka-Orange und nickte dann.
»Ja, Sir.«
»Und Sie heißen auch nicht Pieter van Geldern.«
»Doch. Darunter war ich in Panama als Musiker bekannt.«
»Reden Sie nicht um die Sache herum. Sie sind nicht als van Geldern geboren.«
Wieder ein kurzes Schweigen, dann schüttelte van Geldern den Kopf. Es fiel ihm sichtlich schwer zu sprechen, auch wenn er wußte, daß auf Heßbachs Diskretion Verlaß war.
»Ich hieß einmal Johan Kuiper …«
»Und der Name gefiel Ihnen nicht mehr?«
»Unter diesem Namen suchte mich die Polizei …«
»Pieter, sagen Sie jetzt bloß nicht, daß Sie auch jemanden umgebracht haben!« rief Heßbach und schlug die Hände zusammen.
»Nein. Nicht ganz …« Van Geldern blickte an Heßbach vorbei ins Leere, als müsse er sich die Vergangenheit erst wieder ins Gedächtnis rufen. »Das war vor zwölf Jahren, Sir. Ich war damals Bandleader einer Tanzkapelle in Groningen, die in der Saison auch im Kurhaus von Scheveningen spielte. Uns ging es gut … uns, das waren meine Frau, mein Bruder, der Schlagzeug spielte, und ich. Wir hatten große Erfolge, traten im Fernsehen auf, reisten durch Europa, machten die Musik zu einem Jazzfilm … Wir
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