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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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McCracker in die Hand. »Wie ist die Stimmung?« fragte der Riese leise.
    »Teils-teils, James.«
    »Kann was vertragen, Chief.« Er ließ van Geldern vorbei und klopfte dann an die Tür. Heßbachs Antwort war ungehalten. Er war gedanklich noch bei van Gelderns Schicksal.
    »Wer mich sprechen will, trifft mich auf der Brücke!« rief er.
    »Gut. Ich warte, Käpt'n, aber es ist dringend.«
    »James? Komm rein …«
    Der rote Hüne trat ein und nahm seine speckige Mütze ab. »Ich weiß nicht, was ich machen soll«, sagte er. »Irgendwie ist bei der Mannschaft durchgesickert, daß unser Schiff nur noch ein Schrotthaufen ist.«
    »Da kann ich dich beruhigen, James. Wie du hörst, läuft die Maringo mit voller Kraft.«
    »Sie sagen, wir seien steuerlos.«
    »Glaubst du, der Erste oder Sato Franco stehen am Ruder und spielen ›Kommt ein Schifflein gefahren …‹? Wir liegen gut im Kurs.«
    »Die Philippinos sind unruhig. Sie haben Donc Samsu bedrängt, aber der schweigt. Sie wollten zu Chu Yungan in den Funkerraum, der hat sich eingeriegelt und macht nicht auf. Ist das normal? Jetzt sagen alle, ich lüge und wüßte mehr.«
    »Du weißt ja auch mehr. Wir fahren nur mit Nahradar. Die Elektroanlage ist ein Chaos.«
    »Und wir dürfen Dakar nicht anlaufen.«
    »Na also – was willst du wissen? Das ist alles.«
    »Aber das kann ich der Crew nicht sagen. Sie behauptet, wir schwimmen hilflos herum, und Yungan würde ständig nach Hilfe rufen.«
    »Ich kann dir versichern, er tut es nicht.«
    »Käpt'n«, McCracker legte den dicken Kopf zur Seite. »Sagen Sie mir auch die Wahrheit?«
    »Wem sonst als dir würde ich die volle Wahrheit sagen, James. Sag der Crew einen Gruß von mir … und wer das Gerücht verbreitet hat, ist ein elender Lügner.«
    »Ich vertraue Ihnen, Käpt'n. Ich wäre sonst sehr enttäuscht.«
    Er verließ die Kapitänslogis, aber ein kleiner Rest von Mißtrauen blieb zurück. Der Chief hatte so merkwürdig dreingeschaut, Sato Franco, sein Todfeind an Bord, hatte ihn vor einer halben Stunde gefragt: »Wenn wir Rotterdam erreichen, kommst du dann mit mir zurück nach Liberia?« Und er hatte geantwortet: »Wenn dich dein Messer juckt, das kann ich auch in Rotterdam kratzen!«
    Wenn wir Rotterdam erreichen … war das nicht eine merkwürdige Redewendung? Er stieg hinunter zur Mannschaftsmesse, wo man auf ihn wartete.
    Schon vor der Tür roch er den Qualm von Zigaretten. McCracker wölbte die gewaltige Brust, zog den ersten vom Stuhl, hob den kleinen Koreaner wie eine Katze hoch, schlug ihm gleichzeitig mit der anderen Hand die Zigarette aus dem Mund und warf ihn dann gegen die Wand. Dem nächsten, einem Philippino, drückte er die brennende Zigarette in den Mund … der Mann brüllte auf, spuckte die Zigarette aus und drückte beide Hände gegen seine verbrannten Lippen.
    »Noch jemand?« schrie McCracker mit seiner gewaltigen Stimme. »Auf einem Tanker rauchen?! Wollt ihr alle in die Luft fliegen?! Man hat euch gesagt, daß Rauchen verboten ist! Himmel, Arsch und Wolkenbruch, wer hat damit angefangen?!«
    Natürlich meldete sich niemand, aber alle Zigaretten verschwanden in dem großen Aschenbecher auf dem Tisch. Schon die Existenz eines Aschenbechers auf einem Tanker machte McCracker wild.
    »Was … was sagt der Alte?« kam eine Stimme aus dem Hintergrund.
    »Es ist alles in Ordnung, ihr Idioten!«
    »Aber das Gerücht …«
    »Von wem kommt es? Wer hat da so dämlich gequatscht?«
    Schweigen. Dreißig dunkle Augen starrten ihn an. Ihr Blick sagte ihm: Sie glauben mir nicht.
    »Warum schließt sich Yungan in seiner Funkstation ein?«
    »Weil er bei eurem Anblick kotzen muß!«
    »Wir haben durch das Fenster gesehen, daß er pausenlos spricht!«
    »Dazu ist er da.«
    Ein Malaye zeigte auf einen kleinen Radioapparat, der unter dem Fernseher an der Schmalwand der Messe stand. McCracker warf einen Blick auf das Gerät. Da haben wir die Scheiße, durchfuhr es ihn. Wenn im Rundfunk schon die ersten Meldungen kommen, dann stehe ich ohne Hosen da. Ein Lügner, und keiner wird mir noch etwas glauben.
    »Und was ist mit dem Radio?« fragte er.
    »Vor zehn Minuten brachten sie die erste Meldung.« Der Malaye, der als Hilfsmaschinist fuhr, erhob sich vom Stuhl. Er war offensichtlich der Sprecher der Crew. »Ein Tanker, dessen Radaranlage ausgefallen ist, nähert sich den Kanarischen Inseln. Sie haben auch den Namen des Tankers genannt: Maringo. Das sind wir …«
    »Haben sie im Radio Maringo I oder Maringo II gesagt?

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