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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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waren ganz oben. Dann wurde mein Bruder krank, Asthma, wie er sagte, er blieb immer öfter zu Hause, ich stellte einen zweiten Schlagzeuger ein, aber mein Bruder, als Mitbegründer der Band, bekam seinen vollen Anteil aus den Netto-Einnahmen. Nach einem Konzert in Frankfurt war die Begeisterung der Fans so groß, daß wir Zugabe nach Zugabe geben mußten … und dadurch unser Flugzeug verpaßten. Ich rief zu Hause an, sagte, wir könnten erst morgen kommen, aber dann stellte es sich heraus, daß wir über Zürich doch noch nach Holland fliegen konnten. Ich rief nicht noch einmal an … ich wollte meine Frau überraschen. Es war tiefe Nacht, als ich leise die Wohnungstür aufschloß, ins Schlafzimmer schlich und das Licht anknipste. Es war wirklich eine Überraschung. Meine Frau lag neben meinem Bruder im Bett, den Arm um ihn geschlungen und den Kopf auf seiner Schulter gebettet. Ein glückliches Liebespaar. Das also war das Asthma meines Bruders, das ihn hinderte, Schlagzeug zu spielen!« Van Geldern wischte sich mit beiden Händen über das Gesicht. »Eine uralte Geschichte, wie sie tausendmal vorkommt und über die man unzählige Romane und Filme geschrieben hat … aber ich war am Ende. Ich versank in eine Art Trance, in der ich nur schreiende Stimmen hörte.«
    »Und als Sie aufwachten, waren Ihre Frau und Ihr Bruder tot.«
    »Nein! Es war schlimmer.« Van Geldern senkte den Kopf und schluckte. Die Erinnerung ergriff ihn wieder. »Ich hatte sie verstümmelt. Meiner Frau hatte ich das Gesicht zerschnitten und ihre linke Brust halb abgetrennt, mein Bruder hockte in einer Blutlache in einer Ecke des Zimmers und brüllte … Woher ich das lange, scharfe Messer hatte? Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Ich muß in die Küche gestürzt und sofort zurückgekommen sein, das Messer in der Hand, und habe zugestochen. Ich war damals ein durchtrainierter, drahtiger Kerl, mein Bruder dagegen etwas füllig, er hatte keine Chance gegen mich. Er wäre verblutet, wenn ich nicht das Messer hingeworfen und davongelaufen wäre. Meine Frau alarmierte dann den Notarzt, der ihn rettete. Meine Frau hat wohl bis heute ein völlig entstelltes Gesicht. Eine Maske aus Narben. Ich aber bin geflüchtet, nach Panama, mit einem Frachter von Rotterdam aus. Es war meine erste Bekanntschaft mit einem Schiff, als Hilfsmaschinist auf einem Bananendampfer. Ich bekam sogar ein Zeugnis und war plötzlich Maschinist. Nicht mehr als fünfhundert Dollar hat es gekostet. Ich habe dann noch zehn Fahrten mitgemacht, auf abenteuerlichen Kähnen, nannte mich Pieter van Geldern und spielte in den Zwischenzeiten auf meinem Keyboard Tanzmusik in den Hafenbars. Und dann sagte einer zu mir: ›Du, ich kann dir ein Diplom als Schiffsmaschinen-Ingenieur beschaffen. Hast du Lust? Du brauchst nicht mehr der Schmiermaxe zu sein, sondern bist der Chief.‹ Da habe ich zugegriffen.«
    »Sie haben also keinerlei Ausbildung?«
    »Ich habe auf meinen Fahrten viel gelernt. Außerdem habe ich auf der Ingenieursschule ein halbes Jahr als Gasthörer verbracht, allerdings ohne eingeschrieben zu sein. Bei der nächsten Diplomverteilung fand ich dann im Briefkasten mein Zertifikat – mein Freund hatte Wort gehalten. Ich war nun autorisiert, als Chief zu fahren. Das mache ich nun schon seit vier Jahren, Sir, und ich kenne meine Maschinen genau. Die Motoren der Maringo sind nur reinster Schrott! Wenn wir weiter volle Geschwindigkeit fahren, sollten wir in Rotterdam zusammen beten, daß es gut gegangen ist.«
    »Wir werden volle Fahrt machen, Chief«, sagte Heßbach und goß neuen Wodka ein. Van Geldern saß starr in seinem Sessel. Er begriff seinen Kapitän nicht mehr, er hatte andere Reaktionen erwartet.
    »Sie nennen mich noch Chief?« stotterte er.
    »Ja. Das sind Sie doch.«
    »Trotz allem?«
    »Pieter, was hier unter uns gesprochen wurde, wird nie nach draußen dringen. Es bleibt unser Geheimnis.« Er sah, wie van Geldern Tränen in die Augen schossen und winkte ab.
    Van Geldern sprang auf. »Ich danke Ihnen, Sir. Sie haben in mir einen Mann, der für Sie durchs Feuer geht.«
    »Hoffentlich nicht. Malen Sie den Teufel nicht an die Wand, wir alle wollen in Rotterdam fröhlich an Land gehen und nicht auf dem Atlantik verbrennen.« Heßbach grüßte lächelnd. »Chief, an die Maschinen. Erzählen Sie ihnen, daß sie alle Kraft zusammennehmen sollen.«
    »Sie sind alterstaub, Sir. Sie fressen und röcheln nur noch.«
    Van Geldern verließ die Kapitänswohnung und gab die Klinke

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