Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Wu zu der Crew ging, um sie von der neuen Lage zu informieren, stieg Kang auf die Brücke. Der Rudergänger döste noch immer vor sich hin. Kang griff nach dem Maschinentelegrafen und ließ den Hebel auf STOP einrasten. Der japanische Hilfsmaschinist, der die Stelle von Chief Smits eingenommen hatte, fragte nicht lange zurück … er stellte die Maschinen ab. Die plötzliche Stille im Schiff, das Verstummen der Motoren, schreckte die Männer im Bunker hoch.
    »Was ist passiert?« rief Smits besorgt. »Da stimmt doch was nicht!«
    »Vielleicht ist die Brennstoffleitung verstopft«, sagte Botzke.
    »Unmöglich! Wir haben für diesen Fall drei Ersatzleitungen. Und wir fahren nicht mit der Jauche, wie sie andere Schiffe verbrauchen.«
    »Der Alte muß seinen Grund haben.« Halbe steckte eine getrocknete Aprikose in den Mund und kaute darauf herum. Der Speichel ließ sie aufquellen und gab ein köstliches Aroma frei. »Wer weiß, wo wir jetzt herumschippern.«
    Der ›Alte‹ lag auf seinem Sofa und wachte erschrocken aus seinem Mittagsschlaf auf, als die Maschinen aussetzten. Er setzte sich, lauschte einen Moment und sprang dann auf. Wenn ein Schiff auf offener See stoppte, mußte ein triftiger Grund vorhanden sein. Hammerschmidt zog seine Hose gerade, ordnete sein Hemd, blickte kurz in den Spiegel, ob er auch korrekt gekleidet war, und rannte dann hinüber zur Kommandobrücke.
    Kang Yunhe stand auf der Brücke und blickte durch ein Fernglas nach Steuerbord. Noch war der Horizont leer, aber es konnte nicht mehr lange dauern, bis an ihm der dunkle Fleck erschien und näher und näher kam. Die Else Vorster trieb träge dahin. Hammerschmidt beugte sich zuerst über das Radar.
    »Da kommt einer auf uns zu!« sagte er und richtete sich auf. Kang nickte. »Ein kleines, schnelles Schiff. Sieht aus wie ein Schnellboot der Marine.« Er stellte sich neben Kang, der ihn mit einem unerklärbaren Blick angrinste. »Was nun, Kang … wenn es ein Wachboot ist? Und warum haben Sie stoppen lassen?«
    »Weil es dumm wäre zu flüchten, Kapitän.«
    »Sie geben also auf?!« Hammerschmidt spürte, wie sein Herz schneller schlug. »Kang, Sie wissen, was Sie erwartet?«
    »Sie wissen nicht, was Sie erwartet!« Kangs Grinsen irritierte Hammerschmidt. So sieht kein Mann aus, der verloren hat, sagte er sich. Auch wenn man die asiatische Mentalität berücksichtigt, die eine Niederlage als schicksalhaft betrachtet, diese Freude in Yunhes Gesicht war unnatürlich.
    »Ich weiß es.«
    »Wir könnten uns einigen, Kang. Sie haben mich gut behandelt, ich werde mich revanchieren.« Hammerschmidt nahm ihm das Fernglas ab. Am Horizont erschien jetzt der dunkle Punkt. »Einigen wir uns, daß nichts geschehen ist. Meine Offiziere und ich übernehmen wieder das Schiff, und in Singapur gebe ich Ihnen Gelegenheit, zu verschwinden. Was halten Sie davon?«
    »Zu spät, Kapitän.« Kang zog das Glas wieder an sich. Die Nong Phai kam schnell näher. »Ich habe nicht die Absicht, weiterhin als Seemann anzuheuern oder mich zu verstecken. Ich werde bald mit Millionen Dollar spielen können. Frankreich soll ein schönes Land sein, vielleicht lasse ich mich dort nieder. Und Sie kehren nach Kiel zurück.«
    »Sicherlich.« Hammerschmidt schüttelte den Kopf. Er begriff noch immer nicht, woher Kang seine Zuversicht nahm. »Sind Sie nicht ein bißchen größenwahnsinnig?«
    »Sie werden die Realität bald verstehen, Kapitän. Warten wir unseren Besuch ab.«
    In voller Fahrt hielt die Nong Phai auf die Else Vorster zu. Hammerschmidt blickte wieder durch das Fernglas und ließ es dann betroffen sinken.
    »Das ist ja gar kein Marineboot!« rief er.
    »Habe ich das behauptet? Das war Ihre Version …«
    »Aber es trägt einen Tarnanstrich!«
    »Deswegen braucht es noch lange kein Militärboot zu sein.«
    Hammerschmidt hatte das Gefühl, daß sich seine Nackenhaare sträubten. Ein Kribbeln überzog seinen Körper. Er drehte sich zu Kang um und blickte in dessen triumphierende Augen.
    »Das ist nicht wahr, Kang«, sagte Hammerschmidt tonlos. »Sagen Sie, daß das nicht wahr ist. Daß ich mich täusche …«
    »Sie täuschen sich nicht, Kapitän.«
    »Sie haben einen der berüchtigten thailändischen Piraten gerufen?!«
    »Ob er Thailänder ist, weiß ich nicht, interessiert mich auch nicht. Auf jeden Fall wird es ein Millionengeschäft.«
    Mit einem heftigen Stoß schleuderte Hammerschmidt den kleineren Kang zur Seite. Er prallte gegen die Wand, stieß einen dumpfen Laut aus

Weitere Kostenlose Bücher