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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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entgegen.
    »Genau fünfzehn Minuten!« sagte er dabei. »Auf die Sekunde …«
    Kang stieß sich von der Wand ab. »Sie verdammter Deutscher!« antwortete er. »Glauben Sie nicht, daß Sie mir damit imponieren! Dieses Gehabe kotzt mich an!«
    »Das ist Auffassungssache, Kang. Der eine spuckt mit dem Wind, der andere gegen den Wind. Der zweite ist schlechter dran.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Denken Sie mal darüber nach.« Hammerschmidt wandte sich zum Gehen. »Konfuzius sagte einmal: Um den Menschen zu kennen, muß man sich selbst erforschen.«
    Drinnen, im Bunker, setzten sich die Offiziere wieder auf ihre Kisten. Aus einem Karton holten sie drei Dosen Coca-Cola, rissen sie auf und prosteten sich zu.
    »Der Alte ist ein prima Kamerad!« sagte Botzke begeistert. »Auf Hammerschmidt und das Glück, daß wir ihn haben!«
    Am sechsten Tag der langsamen Fahrt kam Kang Yunhe auf die Brücke und stellte sich neben Hammerschmidt. Es war wieder ein herrlicher Sonnentag, das Meer schimmerte golden, der Himmel erstrahlte in sattem Blau, Schwärme von Delphinen begleiteten das Schiff.
    »Ich verstehe zwar nichts vom Navigieren«, sagte Kang, »aber ich habe Ihre Eintragungen in die Seekarte angesehen. Der Kurs ist gut … wir bleiben darauf.«
    Hammerschmidt konnte sein Erstaunen nicht mehr unterdrücken. »Ich habe mit neuen Weisungen von Ihnen gerechnet, Kang. Das verblüfft mich nun doch.«
    »Was gefällt Ihnen daran nicht?«
    »Sie fahren weiter mit Ziel Singapur?«
    »Habe ich das gesagt?«
    »Kurs halten, habe ich verstanden.«
    »Das bedeutet aber doch noch lange nicht, daß wir Singapur anlaufen.«
    »Sie wollen um Singapur herum in die Malakkastraße? Da ist ein Verkehr, daß sich die Kapitäne von Schiff zu Schiff die Hand geben können.«
    »Habe ich Malakkastraße gesagt?«
    »Du lieber Himmel, wohin denn sonst? Auf der anderen Seite liegt Borneo! Wollen Sie dem Sultan von Brunei die Else Vorster als Geschenk bringen? Das wäre Verschwendung. Der Sultan von Brunei ist der reichste Mann der Welt. Er könnte aus dem Handgelenk zehn solcher Schiffe bauen, wenn er wollte.«
    »Käpt'n, woher nehmen Sie bloß Ihre unverschämte Sicherheit und Ihren Galgenhumor?« Kang Yunhe schüttelte den Kopf. »Sie haben gar keinen Grund, sich so unangreifbar zu fühlen.«
    »Mein Vater – er war kein Seemann, sondern evangelischer Pfarrer in einem kleinen Ort nahe Kiel – gab mir eine Lehre mit, die ein Bibelwort abwandelte. In unserer Bibel heißt es sinngemäß: Wenn dir jemand auf die Wange schlägt, halte die zweite hin. Mein Vater drehte das um: Wenn dich jemand auf die Wange schlägt, schlag zweimal zurück. Das mag zwar nicht im Sinne der christlichen Kirche sein, aber es hat sich in der Praxis bewährt. Und meinem Sohn habe ich gesagt: Wenn du siehst, daß dich jemand schlagen will, schlag zuerst. Das hat er in der Schule dreimal getan, seitdem wird er von allen geachtet.«
    »Was sollen solche Lehren in Zusammenhang mit uns?« fragte Kang nachdenklich. »Ich sehe da keinen Zusammenhang.«
    »Ich betrachte Ihre Meuterei als einen Schlag auf meine rechte Wange.«
    »Und jetzt wollen Sie doppelt zurückschlagen?« Kang grinste breit. »Kapitän, dazu werden Sie nie in der Lage sein. Ich habe Sie wirklich für realistischer gehalten.« Kangs Gesicht wurde auf der Stelle verschlossener. »Ihr Vater war Pfarrer, wenn ich Sie richtig verstanden habe«, sagte er hart. »Was Pfarrer lehren, zeichnet sich meist durch unsinnige Realitätsferne aus. Ich weiß, daß Sie eine Möglichkeit suchen, mich zu überrumpeln. Ich gestehe Ihnen sogar zu, daß Ihnen das gelingen könnte. Aber vergessen Sie nicht Wu Anming und unsere chinesischen Freunde. Hoffen Sie nicht auf die Japaner … Heute wollen alle nur noch leben. Außerdem …«, er hob zur Betonung die Hand, »habe ich Ihr Ehrenwort als Offizier.«
    »Ich habe Ihnen mein Ehrenwort gegeben, das Schiff sicher zu führen.«
    »Wohin ich will!«
    »Wohin Sie wollen.«
    »Ahnen Sie überhaupt, wohin ich will?«
    »Diese Frage beschäftigt mich seit Tagen.«
    »Es freut mich, daß es etwas gibt, was Sie nicht verstehen. Sie wissen sonst alles, aber hier ist etwas, das Ihnen Rätsel aufgibt. Irritiert Sie das? Macht Sie das unsicher? Gibt es endlich etwas, was Sie aus Ihrer verdammten Ruhe bringt?«
    »Irrtum, Kang.« Hammerschmidt schüttelte den Kopf und schickte ein Lächeln hinterher, von dem er wußte, daß es Kang bis zur Weißglut reizen würde. »Ich bin nur ein wenig

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