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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wahrscheinlich geflohen.
    Nyen Su-Feng trat an das breite Fenster, blickte hinunter auf Deck und sah, daß seine Leute die Crew fest in der Hand hatten. Er drehte sich wieder um, seine kalten Augen schätzten Hammerschmidt ab.
    »Sie also sind Lothar Hammerschmidt?« sagte er dann langsam, fast bedächtig.
    »Ja. Das bin ich.« Hammerschmidt hörte seine eigene Stimme nur ganz leise.
    »Sie haben ein wunderschönes Schiff …«
    »Und es ist zehn Nummern zu groß für Sie. Irgendwo habe ich Ihren Namen schon gehört. Haben Sie nicht den Stückgutfrachter Wesermünde ausgeraubt?«
    »Sie haben ein gutes Gedächtnis, Käpt'n. Ihr Kollege Larsen war damals so klug, keinen Widerstand zu leisten. Ich habe auch nur die Schiffskasse mitgenommen. Die Ladung – eine zerlegte Zementfabrik für Vietnam – interessierte mich nicht. Außerdem hätte ich meinem Land geschadet.«
    »Stimmt. Sie sind Vietnamese.«
    »Heute ist das anders.« Nyen klopfte auf das Kommandopult. »Dieses Schiff und seine Ladung gefallen mir.«
    »Eine Else Vorster können Sie nirgendwo in der Welt verkaufen. Die Container unter Umständen, aber das Schiff ist zu auffällig.«
    »Wir werden es umspritzen und umbauen.«
    »Und wo registrieren? Unter welcher Flagge?«
    Nyen Su-Feng sah Hammerschmidt an, als wolle er fragen, was ihn das noch anginge. Warum muß ein Schiff registriert sein, wenn es keinen Hafen anläuft? In Thailand, Malaysia, Indonesien, Borneo, Vietnam und Korea gibt es Hunderte von Möglichkeiten, außerhalb der Hoheitsgrenzen Fracht zu übernehmen und auch wieder zu löschen, zu zwei Drittel der üblichen Frachtraten. Oder sogar nur für die Hälfte. Und vor allem: Wer mit einem Nyen in Geschäftsverbindung getreten ist, wird wissen, daß Schweigen ein Leben wert ist.
    »Ich übernehme das Schiff«, sagte Nyen Su-Feng, ohne Kang zu beachten. »Ich übernehme auch das Ruder.« Er lächelte wieder, als er Hammerschmidts deutliche Abwehr sah. »Sie trauen mir wohl nur zu, kleine Kähne zu überfallen, Frauen zu vergewaltigen und sogenannte Helden über Bord zu werfen? Du deutsches Hochmutsschwein … ich habe mein Patent als Kapitän für Große Fahrt und bin genausoviel wert wie du!«
    Seine Hand schnellte nach vorn, packte Hammerschmidts Hemd und riß es ihm vom Körper. Er wartete offenbar auf eine Gegenwehr, aber Hammerschmidt blieb ruhig.
    »Zufrieden?« fragte er nur.
    Statt einer Antwort wandte sich Nyen dem blassen Kang zu. »Wir sollen also ein Geschäft miteinander machen?« fragte er.
    »Das hatten wir besprochen, Nyen.«
    »Was dachtest du?«
    »Bei der Ladung 50:50, das ist wirklich ein Freundschaftsangebot.«
    »Für dich ohne Risiko, für mich mit vollem Risiko. Ich suche einen Abnehmer, und du hältst nur die Hand auf.«
    »Ohne mich hättest du die Else Vorster nicht kapern können.«
    »Das ist zutreffend. Nur – jetzt habe ich sie.« Nyen trat auf die Backbordnock und blickte hinunter zum Deck. Die Mannschaft stand nun in einer Reihe an der Reling. Wie für eine Parade, dachte Hammerschmidt. Nur die Männer mit den Maschinenpistolen davor passen nicht in das Bild. »Sind das alle?« fragte Nyen.
    »Ja, bis auf zwei Mann Bewachung und den Funker.« Kang atmete schwer.
    »Wozu Bewachung?«
    »Die Offiziere sind in einem Vorratsbunker eingesperrt und …«
    »Ich sehe sie mir nachher an.« Er wandte den Kopf zu Hammerschmidt, der neben ihm stand. »Sind das auch so dumme Helden wie Sie?«
    »Es sind gute Offiziere.«
    »Ich habe es mir überlegt. Ich möchte sie jetzt sehen. Jetzt gleich!«
    Kang beugte sich über die Schanz und hob einen Arm, um sich bemerkbar zu machen. »Bringt die Offiziere nach oben!« rief er. »Wu Anming, das kannst du machen.«
    »Wer ist Wu Anming?« fragte Nyen und starrte Wu nach, wie er über das Deck rannte.
    »Mein Partner. Ein Chinese aus der Volksrepublik.«
    »Und er hofft auch auf Millionen.«
    »Ja. Wir wollen uns das Geld teilen.«
    »So etwas denkt ein Kommunist?« Nyen verzog den Mund. »Er müßte das Geld der Partei abgeben. Ihr seid alle elende Lumpen!«
    Nyen wartete, bis Wu mit den Offizieren und den beiden Wachen an Deck zurückkam. In dieser Zeit sprach er kein Wort. Er stützte sich auf das Schanzkleid und starrte über das glitzernde Meer. Ein Schwarm fliegender Fische zog an ihnen vorbei. Das Licht brach sich in ihren transparenten Flugflossen. Auch die Delphine umtanzten weiter die nun nebeneinander liegenden Schiffe und warteten auf Abfälle aus der Kombüse.
    Nyen

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