Öl!
Mrs Watkins half, wo sie konnte.
Bunny ging mit diesem Leid zu seinem Vater. Was sollten die Leute machen, wenn sie nichts mehr zu essen hatten?
Dann müssten sie zurück an ihre Arbeit gehen, antwortete Dad.
«Und sich geschlagen geben, Dad?»
Ja, sagte der, wer nicht gewinne, der verliere, diese Regel gelte beim Streik genauso wie bei allem anderen. Das Leben sei hart, früher oder später werde Bunny das lernen. Die Arbeiter müssten aufgeben und warten, bis ihre Gewerkschaft stärker sei.
«Aber, Dad, wie soll sie stärker werden, wenn die Unternehmer keine Mitglieder einstellen? Du weißt doch, wie sie die Gewerkschafter aussperren – und wenn die Arbeiter jetzt aufgeben, werden die Firmen die Aktivisten nicht mehr einstellen.»
Dad erwiderte, das wisse er, aber die Männer müssten es immer wieder probieren, eine andere Möglichkeit gebe es nicht. Auf jeden Fall könne der Streik nicht dadurch unterstützt werden, dass ausgerechnet seine Bohrlöcher weiterhin geschlossen blieben! Die Männer müssten verstehen, dass er das nicht länger durchhalte, das könnten sie nicht von ihm erwarten; entweder müssten sie die anderen Bohrlöcher stilllegen oder die von Ross wieder in Betrieb nehmen.
Bunny wurde es ganz flau zumute, und wie ein schmutziges Laster verdrängte er den Gedanken: «Wir holen Streikbrecher auf unser Gelände!»
8
Es gab eigentlich nur einen Ort, an dem Bunny glücklich war, und das war oben im Bungalow. Er verbrachte den Samstagnachmittag dort und half Ruth und Meelie – die einzige Streikhilfe, die er leisten durfte. Zum Teil besprachen sie die altbekannten Sorgen, zum Teil waren sie aber auch fröhlich und scherzten wie andere junge Leute, doch die ganze Zeit über schufteten sie schwer und verwandelten das Mehl der Gewerkschaft in vielerlei Backwaren. Zur Abendessenszeit kam Mr Watkins mit seinem Wagen – es war schon die zweite Fuhre –, sie beluden ihn, und Meelie begleitete ihren Vater zum Hauptquartier, während Bunny bei Ruth blieb, ihr beim Aufräumen half und versuchte, die missliche Lage seines Vaters zu erklären, und warum er, Bunny, den Streik nicht richtig unterstützen konnte.
Am Sonntag ging er zu den Versammlungen und hörte Paul erneut eine Rede halten. Paul, der immer schon düster dreingesehen hatte, war von den Wochen mit wenig Nahrung und noch weniger Schlaf jetzt regelrecht ausgemergelt, und in seiner Stimme schwang wütende Leidenschaft mit; er erzählte von seinem Besuch auf den anderen Ölfeldern und dass es nirgendwo Gerechtigkeit gebe – die Behörden von Stadt, Bezirk und Bundesstaat seien nur ein Spielball in den Händen der Unternehmer und täten alles Erdenkliche, um die Arbeiter zu unterdrücken und ihren Zusammenhalt zu zerstören. In dieser weißen Flamme des Leidens war Pauls Entschlossenheit zu Stahl gehärtet geworden, und die Arbeiter, die diesen Prozess ebenso durchlaufen hatten, gelobten aufs Neue Solidarität. Bunny spürte das Erregende einer Massenbegeisterung, sehnte sich danach, dazuzugehören, und schrak doch wieder zurück, wie der reiche Jüngling in der Bibel. 34
Paul hatte ihn in der Menge erblickt und spürte ihn nach der Versammlung auf. «Ich möchte mit dir reden», sagte er; sie schlenderten von den andern weg, und Paul, der keine Zeit zu verlieren hatte, kam sofort zum Wesentlichen: «Hör zu, ich will, dass du meine Schwester in Ruhe lässt.»
«In Ruhe lassen?», rief der andere, blieb jäh stehen und starrte Paul an. «Was meinst du damit?»
«Meelie sagt, du bist ziemlich oft oben im Haus – du warst gestern Abend bei ihr.»
«Aber Paul! Irgendjemand musste bei ihr bleiben!»
«Wir können selbst auf uns aufpassen. Sie hätte in Vaters Haus gehen können. Ich möchte, dass du Folgendes weißt: Ich dulde nicht, dass sich reiche junge Männer bei meiner Schwester rumtreiben.»
«Aber, Paul!» Bunny klang bestürzt und verzweifelt. «Ehrlich, Paul, du täuschst dich gewaltig …»
«Sieh nur zu, dass du dich nicht täuschst! Wer meiner Schwester etwas antut, den bring ich um, so wahr ich hier stehe.»
«Aber, Paul, daran habe ich nicht im Traum gedacht! Hör zu – ich will dir etwas sagen –, ich bin in ein Mädchen verliebt – ein Mädchen in der Schule. Ehrlich, Paul, ich bin furchtbar verliebt und könnte … könnte auf diese Weise an niemand anderen denken.» Eine flüchtige Röte hatte sich bei diesem Geständnis auf Bunnys Gesicht ausgebreitet, und es war unverkennbar, dass er es ernst meinte.
Pauls Ton
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