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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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schwänzen, damit sie hinausfahren, bei der Feier zuschauen, wieder mit allen gut Freund sein und alles in Gang bringen konnten. Als Erstes würden sie den Stacheldraht niederreißen, der das Kapital von den Arbeitern trennte! In der neuen Welt gab es keinen Stacheldraht und keine unangenehmen Gefühle mehr, die Heckenrosen blühten vor den Arbeiterhäusern, im Lesesaal lag ein Buch mit den Reden des Präsidenten, und alle Ölarbeiter hätten jetzt Zeit, es zu lesen!

KAPITEL 8
    Der Krieg
    1
    Eunice Hoyt war die Tochter von «Tommy» Hoyt – von Hoyt und Brainerd, deren Inserate für Anlagepapiere auf den Wirtschaftsseiten der Zeitungen von Beach City zu finden waren. Tommy selbst war bei Pferderennen und Boxkämpfen zu finden, meist in Begleitung einer immer neuen, farbenfroh und kunstvoll angemalten Dame. Manchmal trug sie einen Schleier, dann hielt man sich taktvoll abseits, denn man begriff, dass Tommy den Empfindsamen spielte. Mrs Tommy wiederum war auf den Fotos mit den «vornehmsten Gastgeberinnen der Woche» zu finden, sie interessierte sich für Kunst, und stets befand sich ein seelenvoller junger Mann im Haus. Die Dienstboten wussten, was es damit auf sich hatte, und Eunice ebenfalls.
    Sie war dunkel und schlank, ein quirliges, ungeduldiges kleines Ding mit reichlich «Pep», wie man heutzutage sagt. Sie war in der Schule in zwei Kursen mit Bunny zusammen, und als sie merkte, dass er ein ernster Junge war, setzte sie ihm mit spitzen, beißenden Bemerkungen zu, bei denen er nie wusste, wie sie gemeint waren. Zu fragen wagte er nicht, denn dann würde sie ihn noch ärger foppen. Sie war immer von einem halben Dutzend Jungen umgeben, er konnte ihr also leicht aus dem Weg gehen.
    Doch eines Samstagnachmittags gewann Bunny den 220-Yard-Lauf für seine Schule und war auf einmal so etwas wie ein Held; Jungen und Mädchen umschwärmten ihn, ließen ihn hochleben und klopften ihm auf die Schulter. Als er geduscht und sich umgezogen hatte, ging er hinaus zu seinem Auto, und da war Eunice, die gerade in ihren Sportwagen stieg und sagte: «Ich nehm dich mit.»
    Als er antwortete: «Ich bin selbst mit dem Wagen da», rief sie: «Meine Güte, was bist du für ein grässlicher Rüpel! Steig bitte sofort in dieses Auto!»
    Natürlich gehorchte er, leicht verunsichert. Und als sie fragte: «Hast du Angst, dass dir jemand deinen schäbigen alten Karren klaut?», hätte er da etwa Dads neues, teures Geschenk verteidigen sollen?
    «Bunny», begann sie, «bei mir zu Hause streiten meine Eltern, es ist schrecklich dort.»
    «Und? Was hast du vor?», fragte er mitfühlend.
    «Lass uns irgendwohin fahren und zu Abend essen, weg von alledem. Komm, ich lade dich ein.»
    Sie fuhren etwa eine Stunde, schlängelten sich einen Berg hinauf bis zu einem Terrassencafé auf dem Gipfel mit Blick auf eine Bucht und eine Felsküste, die, hätte sie in Italien gelegen, berühmt gewesen wäre. Sie aßen zu Abend und plauderten über die Schule, und Eunice erzählte von zu Hause. Irgendjemand hatte ihrer Mutter geschrieben, dass ihr Vater eine Menge Geld für eine andere Frau ausgegeben habe, und Mrs Hoyt war wütend: Warum machten Männer eigentlich immer etwas, wofür sie Geld bezahlen mussten?
    Die Sonne sank ins Meer, die Lichter an der Küste flammten auf, hinter den Bergen trat ein großer Vollmond hervor, und Eunice sagte: «Hast du mich ein bisschen gern, Bunny?»
    Er antwortete, natürlich habe er sie gern, und sie sagte: «Aber du zeigst es nie.»
    «Na ja», erklärte er, «ich weiß nie so recht, woran ich bei dir bin, weil du mich immer so aufziehst.»
    Daraufhin sagte sie: «Ich weiß, Bunny, ich bin furchtbar ekelhaft, aber in Wirklichkeit tu ich das nur, um mir Mut zu machen. Ich hab auch Angst vor dir, weil du so ernst bist, und ich bin nur ein albernes Plappermaul und muss mich aufspielen.»
    Von diesem Augenblick an konnte Bunny den Ausflug genießen.
    Sie stiegen wieder ins Auto und fuhren weiter. Die Straße führte durch ein Labyrinth von Sanddünen hoch über dem Ozean. «Oh, wie schön!», rief Eunice, und an einer Stelle, wo der Boden fest war, parkte sie das Auto am Straßenrand. «Komm, wir schauen aufs Meer», schlug sie vor. «Hinten liegt eine Decke.»
    Bunny holte die Decke heraus, und sie wanderten über die Dünen, ließen sich auf einer nieder und lauschten den Wellen tief unten. Eunice rauchte eine Zigarette und schimpfte Bunny einen schrecklichen kleinen Puritaner, weil er es ihr nicht gleichtat.
    Kurz darauf

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