Öl!
wurde freundlicher. «Hör zu, mein Sohn; du bist kein Kind mehr und Ruth auch nicht. Ich zweifle nicht an dem, was du sagst – natürlich wirst du dir ein Mädchen aus deiner eigenen Schicht aussuchen. Aber bei Ruth könnte es anders sein, sie könnte sich für dich interessieren, und du solltest dich fernhalten.»
Bunny wusste nicht, was er darauf sagen sollte, der Gedanke war ihm zu neu. «Ich wollte etwas über den Streik erfahren», erklärte er, «und ich hatte keine Gelegenheit, mit dir zu reden. Du kannst dir nicht vorstellen, wie unwohl ich mich fühle, aber ich weiß nicht, was ich tun soll.» Rasch sprach er weiter, packte all seinen Kummer in die paar Sätze. Er werde zerrissen zwischen der Loyalität zu seinem Vater und seinem Mitgefühl für die Arbeiter; er stecke in einer Zwickmühle, was er tun könne.
Als Paul antwortete, klang seine Stimme wieder hart. «Wie ich höre, hilft dein Vater mit, diese Schufte auf dem Ölfeld zu beschäftigen.»
«Er zahlt Beiträge, wenn du das meinst. Er ist dem Verband vertraglich verpflichtet … als er Mitglied wurde …»
«Kein Vertrag ist rechtsgültig, wenn er gegen das Gesetz verstößt. Und weißt du nicht, dass diese Kerle hundertmal am Tag gegen das Gesetz verstoßen?»
«Ich weiß, Paul; aber Dad ist an die anderen Unternehmer gebunden; du verstehst nicht … er hat wirklich finanzielle Schwierigkeiten, weil seine Bohrlöcher stillgelegt sind, und er tut das nur für die Arbeiter.»
«Das ist mir klar, und wir wissen es zu schätzen. Aber jetzt sagt er, dass er aufgeben muss und Streikbrecher holt wie die anderen. Sie schinden uns in unerträglicher Weise; sie führen einen schmutzigen Kampf, dein Vater weiß es – und macht trotzdem mit!»
Es entstand eine Pause, dann fuhr Paul grimmig fort: «Natürlich, ich weiß schon; sein Geld steht auf dem Spiel, er will es nicht verlieren; und du wirst tun, was er dir befiehlt.»
«Aber, Paul! Ich kann mich Dad nicht widersetzen! Erwartest du das von mir?»
«Als mein Vater mir seinen Willen aufzwingen wollte und versuchte, mich vom Denken und der Suche nach Wahrheit abzuhalten, habe ich mich ihm doch auch widersetzt, oder nicht? Und du hast mich dazu ermutigt, du fandst das richtig.»
«Aber, Paul! Wenn ich mich in so einer Sache gegen Dad auflehnen würde – das bräche ihm das Herz.»
«Tja, vielleicht habe ich meinem Vater auch das Herz gebrochen, ich weiß es nicht, und du auch nicht. Das Entscheidende ist: Dein Vater begeht ein Unrecht, und du weißt es; mit seiner Hilfe hetzt man diese Rüpel auf uns und verletzt unsere Bürger- und sogar Menschenrechte. Das kannst du nicht leugnen, und aus dieser Wahrheit erwächst dir eine Pflicht.»
Es herrschte Schweigen, während Bunny sich mit dem beängstigenden Gedanken anzufreunden versuchte, er könne sich Dad so widersetzen, wie sich Paul dem alten Mr Watkins widersetzt hatte. In diesem einen Fall hatte es so richtig ausgesehen und schien doch im anderen so unmöglich!
Schließlich fuhr Paul fort: «Ich weiß, wie es ist, mein Junge. Du wirst es nicht schaffen, du hast nicht den Mut dazu – du bist zu lasch.» Er wartete und ließ diese grausamen Sätze wirken. «Ja, das ist das richtige Wort, lasch. Du hast immer alles bekommen, was du wolltest, es ist dir auf dem Silbertablett serviert worden, und das hat dich zu einem Schwächling gemacht. Du hast ein gutes Herz und weißt, was richtig ist, aber du bringst es nicht fertig, entsprechend zu handeln, du hast zu viel Angst, dass du jemandem wehtust.»
Und damit war das Gespräch zu Ende. Paul hatte nichts mehr zu sagen, und Bunny wusste nichts mehr zu antworten. Ihm kamen die Tränen, und das war doch ein Zeichen der Schwäche, oder? Er wandte den Kopf ab, damit Paul ihn nicht weinen sah.
«Also», sagte dieser, «ich habe eine Menge zu tun, deshalb geh ich jetzt. Dieser Kampf wird eines Tages vorbei sein, dein Vater wird wieder Geld verdienen, und ich hoffe, es macht dich glücklich, aber eigentlich bezweifle ich das. Leb wohl, mein Junge.»
«Leb wohl», sagte Bunny kläglich, und Paul machte kehrt und eilte fort.
Bunny ging weiter, und in seinem Innern fieberte er. Er war wütend, weil Paul ihn nicht verstand und so grausam und streng war; doch die ganze Zeit über sagte eine andere Stimme in ihm beharrlich: «Er hat recht! Du bist zu lasch, du bist zu lasch, das ist das richtige Wort!» Na bitte, genau das regte seine Schwester Bertie doch so furchtbar auf – dass Bunny sich Paul unterwarf,
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