Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
Vom Netzwerk:
ehemaligen Footballkapitän auf Partys herum und umschiffte offenbar erfolgreich all jene Katastrophen, die Bunny für sie befürchtet hatte.
    * Im Original hier und im Folgenden deutsch.

KAPITEL 9
    Der Sieg
    1
    Bunnys Schulhalbjahr endete im Februar, und er bestand seine Prüfungen mit passablem Erfolg; nun hatte er ein paar Tage Ferien, und Dad legte ihm einen wunderbaren Plan vor. Er hatte in Bezug auf die Familie Watkins immer ein komisches Gefühl, weil sie mitten auf dem Gelände wohnte und er Millionen von Dollars aus dem Grund und Boden holte, für den er ihnen nur dreitausendsiebenhundert bezahlt hatte. Dad verspürte das Bedürfnis, etwas zu tun, aber nicht zu viel, um sie nicht zu «verwöhnen», sonst kamen sie noch auf den Gedanken, er schulde ihnen etwas. Er schlug also einen Familienausflug vor. Bunny, Ruth, Meelie und Sadie wollte er in der großen Limousine mitnehmen und für den alten Mr Watkins und seine Frau ein zusätzliches Auto mieten, dann könnten sie zu der Kaserne fahren, wo Paul Dienst tat, ihn besuchen und zuschauen, wie die neue Armee entstand. Sie würden ein paar Tage in einem Hotel in der Nähe übernachten und alle Sehenswürdigkeiten besichtigen, einschließlich der Erweckungsversammlungen, die Eli in einem riesigen Zelt in der Nähe des Militärlagers abhielt.
    Die Mädchen waren vor Freude natürlich außer Rand und Band. Es war die erste längere Autofahrt in ihrem ganzen ereignisarmen Leben. Bunny sprach mit Ruth, diese mit ihrer Mutter und diese wiederum mit ihrem Mann. Sie ließ sich von ihm versichern, dass er sein Bestes tun und dem Heiligen Geist nahelegen werde, sich ihnen erst dann wieder zu offenbaren und sie zum Wälzen oder In-Zungen-Reden zu animieren, wenn sie in Elis Zeltmission angekommen waren. Der Heilige Geist hatte ohnehin in letzter Zeit durch den Propheten Eli von der Dritten Offenbarung verkündet, dass dieses erleuchtete Turnen nunmehr seinen Zweck erfüllt habe und aufgegeben werden dürfe. Ein Grund wurde nicht genannt, aber es gab Gerüchte, dass die wohlhabenden Leute, die Eli bei seinen missionarischen Feldzügen unterstützten, dem Wälzen ablehnend gegenüberstanden und der Ansicht waren, dass die Sprache der Erzengel für sterbliche Ohren keine Bedeutung enthalte. Einer seiner Jünger war ein berühmter Richter, ein anderer besaß eine Kette von Lebensmittelläden, und deren Gattinnen hatten Eli unter ihre Fittiche genommen, alles Grobe von ihm abgeschliffen, seine Grammatik verbessert und ihm beigebracht, dass es nicht «Tavernakel» hieß; ebenso hatten sie ihm gezeigt, wo er seine Kleidung kaufen und wie er Messer und Gabel halten musste, und so kam es, dass sich Eli allmählich durchaus in der Gesellschaft sehen lassen konnte.
    Es war fast, als besichtige man den Krieg: In dieser ungeheuren Stadt aus Zeltleinwand, Wellblech und Holzverschalung, die wie durch einen Zauberspruch aus «Tausendundeiner Nacht» entstanden war, wimmelte es von eifrigen jungen Männern in Khaki, alle bienenfleißig – aber nicht so fleißig, dass sie die drei Mädchen nicht bemerkt hätten, eine hübscher als die andere! Mit einer Sondererlaubnis konnte man zu bestimmten Stunden in dieser Stadt herumspazieren und ein wenig beim Exerzieren zusehen; zu bestimmten anderen Zeiten durfte Paul raus, und während die Alten und die Mädchen loszogen, um Eli zuzuhören, setzten sich Dad, Bunny und Paul auf die Hotelveranda und sprachen über die politische Lage.
    Die Russen hatten soeben Frieden mit Deutschland geschlossen, sich völlig aus dem Krieg zurückgezogen und dem Feind ein riesiges Gebiet überlassen. Dad sprach darüber und wiederholte, was er von den verräterischen Bolschewiken hielt. Dann erläuterte Paul, wie er das Ganze sah; Bunny merkte, dass Paul sogar hier, trotz der vielen Arbeit, Zeit gefunden hatte, zu lesen und sich seine Gedanken zu machen.
    «Bunny», sagte er, «erinnerst du dich an unseren Ölstreik und was darüber in den Zeitungen stand? Stell dir mal vor, du wärst nie in Paradise gewesen und hättest keinen der Streikenden gekannt, sondern deine Erkenntnisse nur aus den Zeitungen von Angel City gewonnen! Und genauso kommt es mir jetzt mit Russland vor; dies ist der größte Streik in der Geschichte, die Ausständler haben gesiegt und die Bohrlöcher erobert. Eines Tages werden wir vielleicht erfahren, was sie tun, aber bestimmt nicht aus den Zeitungsmärchen der alliierten Diplomaten und Großherzöge im Exil!»
    Das brachte Dad etwas auf, denn

Weitere Kostenlose Bücher