Öl!
Nachforschungen in der Beach City Highschool an und erfuhr, dass der junge Ölprinz in seiner Brust ein gebrochenes Herz barg; das machte ihn natürlich prompt zu einer romantischen Gestalt und steigerte sein Ansehen gewaltig.
Solche Geschichten entwickeln sich immer anders als erwartet, und das Mädchen, das Bunny schließlich an Land zog, hatte Erfolg, weil sie es eigentlich gar nicht versucht hatte. Die Familie von Henrietta Ashleigh war seit Generationen wohlhabend und konnte es sich deshalb leisten, auf Geld und alle, die hinter ihm her waren, herabzublicken. Das imponierte Bunny, der sehr wohl wusste, wie peinlich neureich er mit seinem Geld war. Niemals würde er die forsche Selbstsicherheit seiner Schwester erlangen; er suchte nach etwas, was besser war als er selbst, und eine Weile fand er es in den Ashleighs mit ihren tadellosen Manieren, ihrem bestens geschulten Personal und ihrem Herrenhaus voller Kulturschutt.
Henrietta war groß und schlank, zart und leise und von einer Zurückhaltung, die an Steifheit grenzte. Vor Kurzem war ihre Mutter gestorben, und ein ganzes Jahr lang kleidete sie sich nur in Schwarz, was natürlich ins Auge stach. Sie gehörte der Episkopalkirche an, und am Sonntagmorgen trug sie lange Glacéhandschuhe und ein kleines, in schwarzes Leder gebundenes Gebets- und Gesangbuch mit goldener Zierleiste. Sie nahm Bunny mit in die Kirche, und er lernte, dass man die alte hebräische Mythologie nicht trivial wörtlich auffassen durfte, sondern sich ihre Symbolik von einem weißhaarigen alten Herrn mit leicht britischem Akzent erklären lassen musste.
Henrietta bedeutete für Bunny eine Zuflucht vor der Bedrängnis und Wirrsal vorehelicher Begierde. Er floh zu ihr wie zu einer Heiligen, einer auf einem Universitätscampus leibhaftig erschienenen Madonna. Sie stand weit über der aufdringlichen Abgeschmacktheit der Schickeria, sie benützte weder Pinsel noch Puder, etwas so Gewöhnliches wie Schweiß wagte sich nicht auf ihre fein gemeißelte Nase. Man konnte davon träumen, sie zu küssen, aber es blieb ein Traum; in den ersten sechs Monaten ihrer Bekanntschaft nannte sie ihn Mr Ross und später Arnold, weil sie das würdevoller fand, vielleicht wegen Matthew 50 . Solange er sie kannte und aufrichtig bewunderte, schrieb er stets die besten Noten der Klasse und ließ es sich angelegen sein, wie es das kleine, schwarzgoldene Gebetbuch formulierte, «die Staatsgewalt zu achten und ihr zu gehorchen und sich allen Landesherren, Lehrern, geistlichen Hirten und Gebietern zu fügen».
3
Bunny fuhr in den Weihnachtsferien nach Paradise, und dort war die erste Nachricht von Paul eingetroffen, eine schlichte Postkarte mit der Briefmarke des amerikanischen Expeditionskorps, aber ohne Ortsangabe; keine Ansichtskarte «Bilder aus Irkutsk» oder «Kamelschlitten auf der Wolga» oder dergleichen. «Liebe Ruth», stand da, «nur ein paar Zeilen, damit Du weißt, dass es mir gut geht und alles in Ordnung ist. Ich habe drei Briefe von Dir erhalten. Bitte schreibe oft. Wir haben viel zu tun, alles ist sehr interessant. Liebe Grüße an die ganze Familie und an Bunny und Mr Ross. Dein Dich liebender Paul.»
Ruth besaß diesen Schatz seit mehreren Tagen und hatte die Karte unzählige Male gelesen und jedes noch so kleine Zeichen auf beiden Seiten eingehend studiert. Auf Bunny wirkte die Nachricht kalt und unbefriedigend, aber das sagte er Ruth nicht; als er Dad danach fragte, sagte der, die Post der Soldaten müsse notwendigerweise häufig zensiert werden; Paul habe seine Botschaft wahrscheinlich deshalb so knapp formuliert, weil er sicherstellen wollte, dass die Karte durchging. Warum denn so viel Zensur nötig sei, fragte Bunny, und Dad antwortete, es seien schwierige Zeiten, die Armee müsse sich gegen die Propaganda des Feindes schützen.
Dad hatte in einer Zeitschrift einen Artikel gelesen, der erklärte, was in der Welt vor sich ging. Das deutsche und das österreichische Kaiserreich waren mit Donnergetöse zusammengebrochen, und das war ein großer Sieg für die Demokratie. Aber jetzt stand den Freunden der Demokratie eine weitere große Aufgabe bevor: Sie mussten die Bestie des «Bolschewismus» bezwingen. Derzeit hungerten sie sie durch Blockaden an allen Fronten aus, und wo immer die anständigen, ehrbaren Russen an den Grenzen die Regierungsgewalt übernommen hatten, halfen ihnen die Alliierten mit Geld und Vorräten. General Denikin hatte Südrussland besetzt; 51 im Westen waren mehrere neue
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