Öl!
Tantchen», sagte der Neffe. «Vielleicht bist du die nächste!»
Und dann Bertie. Bertie war richtig wütend. Eigentlich war sie zu einer Party bei den äußerst schicken Atherton-Stewarts eingeladen, aber jetzt schämte sie sich, unter ehrenwerte Leute zu gehen. So war es immer; kaum hatte sie einen gesellschaftlichen Triumph errungen, kam Bunny daher und machte Stunk. Es war das Abscheulichste, was hatte passieren können, und das bewies, dass er von Natur aus einen Hang zur Gemeinheit hatte. Bertie und Bunny liebten sich sehr und warfen einander mit wahrhaft brüderlicher und schwesterlicher Offenheit die übelsten Schimpfnamen an den Kopf.
Schließlich noch Dad. Der war wirklich ein prima Kerl. Er sagte kein Wort und stellte keine Fragen, und als Bunny zu einer Erklärung ansetzte, sagte er: «Schon gut, mein Sohn, ich weiß genau, was passiert ist.» Und das stimmte, er kannte Paul und Harry Seager, er hatte im Kopf seines Jungen gesteckt. Und er kannte den tragischen Grundsatz des Lebens, dass jede Generation ihre eigenen Fehler machen muss.
Der Tumult legte sich erstaunlich rasch. Nach ein paar Tagen zogen die Kommilitonen Bunny schon damit auf; das Ganze war nur ein Scherz. Es hatte nur eine einzige ernsthafte Konsequenz. Mr Daniel Webster Irving erhielt einen Brief, in dem Präsident Cowper ihm höflicherweise schon im Voraus mitteilte, dass sein Vertrag mit der Southern Pacific University im nächsten Jahr nicht erneuert werde. Der Dozent zeigte Bunny das Schreiben mit einem dürren Lächeln, und Bunny wurde wütend und wollte den ehrwürdigen Doktor ein zweites Mal erpressen. Aber Mr Irving riet ihm, sich das aus dem Kopf zu schlagen, es gebe zu viele Möglichkeiten, einem unerwünschten Lehrer das Leben schwer zu machen. Er werde seine Zeugnisse bei den Stellenvermittlungsbüros einreichen, eine Menge Briefe schreiben und zu neuen Ufern aufbrechen. «Vorausgesetzt, ich bekomme etwas. Sie sind ziemlich straff organisiert, und vielleicht stelle ich fest, dass ich für immer auf der schwarzen Liste stehe.»
«Was meinen Sie, Mr Irving, wie haben die Sie aufgespürt?»
«Es musste so kommen», erwiderte der andere. «Sie haben zu viele Spione.»
«Aber wir waren so vorsichtig! Wir haben nie Ihren Namen erwähnt, außer in unserer kleinen Gruppe.»
«Wahrscheinlich hatten sie genau da einen Spion.»
«Einen Studenten, meinen Sie?»
«Natürlich.» Mr Irving lächelte über Bunnys Ungläubigkeit, griff in seinen Schreibtisch und zog ein hektografiertes Blatt heraus. «Das hat mir ein befreundeter Kollege gegeben», sagte er.
Es war ein Wochenbericht der «Liga für ein besseres Amerika», einer Propagandaorganisation der Geschäftsleute von Angel City. Er schilderte, wie sie ihre Agenten an den Universitäten und Highschools vorgehen ließen, wie sie Studenten darin schulten, ihre Lehrer und Kommilitonen zu observieren und jedes Anzeichen einer roten Gefahr zu melden. Die Liga brüstete sich mit ihrem jährlichen Etat von hundertsechzigtausend Dollar für die nächsten fünf Jahre. Und wieder krachte ein dicker, grässlicher Brocken Realität mit dumpfem Schlag auf den Kopf des jungen Idealisten! Bunny saß da und ging im Geiste die Mitglieder der kleinen Gruppe durch. «Wer könnte es sein?»
«Sicher ein ganz besonders ‹Roter›», sagte Mr Irving. «So funktioniert es nämlich. Da wartet einer auf etwas, was er melden kann, und wenn es sich als gar zu zögerlich herausstellt, so sucht er ihm auf die Sprünge zu helfen. So wird der Spion fast immer zum Provokateur. Man erkennt ihn daran, dass er viel redet und nichts tut – denn er kann es sich nicht leisten, als einer der Anführer zu gelten.»
«Lieber Himmel!», sagte Bunny. «Er hat versprochen, uns beim Verkauf der Zeitung zu helfen, aber dann hat er sich nicht blicken lassen!»
«Wer denn?»
«Billy George. Dem waren wir nie rot genug. Er war schuld daran, dass dieses blöde Gedicht von Peter Nagle ins Blatt kam. Und dann hat er sich verdünnisiert – er wurde in dem ganzen Skandal überhaupt nicht erwähnt!»
Mr Irving lächelte. «Tja, Ross, damit haben Sie den weißen Terror in Aktion erlebt! Das wird Ihnen helfen, die Weltgeschichte zu verstehen. Zum Glück sind Sie reich, für Sie war das nur ein Scherz. Aber bedenken Sie: Wenn Sie ein armer russischer Jude aus den Slums wären, säßen Sie jetzt im Gefängnis, mit der Option von zehntausend Dollar Kaution und zehn oder zwanzig Jahren Zuchthaus vor sich. Und wenn Sie zufällig
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