Öl!
Mann war, während er redete, aufgestanden, schlug Dad ein paarmal auf den Rücken und brach in brüllendes Gelächter aus.
An derlei Dingen erkannte man, dass Vernon Roscoe «ein mächtig netter Kerl» war. Offenbar fand er Bunny wirklich sympathisch, und es war ihm ein Anliegen, dass er das Leben genießen lernte.
«Komm mich besuchen, Kleiner», sagte er und wuchtete sich in seine große Limousine. «Vergiss es nicht, ich mein’s ernst. Ich werd dir zeigen, wie ein Landhaus aussehen kann, dann soll sich dein alter Herr auch so eins bauen.»
Bunny sagte, in Ordnung, er werde kommen, der Motor begann zu schnurren, der Wagen rollte im Mondlicht davon, und die dröhnende, lachende Stimme verlor sich zwischen den Bergen. «Bis bald, Kleiner!»
5
Bunny ging wieder ins Haus zurück, folgte Dad ins Arbeitszimmer und schloss die Tür. «Dad, willst du ernsthaft mit Mr Roscoe dieses Geld aufbringen?»
«Aber natürlich, mein Sohn, muss ich doch. Warum nicht?» Dad schaute aufrichtig erstaunt drein, wie immer in solchen Fällen. Man wusste nie, wie viel davon gespielt war, denn er war gerissen wie der Teufel und sich nicht zu schade, seine Künste auch bei denen anzuwenden, die er liebte.
«Dad, du hast vor, das Präsidentenamt der Vereinigten Staaten zu kaufen!»
«Na ja, mein Sohn, so kann man es auch nennen …»
«Aber es ist so, Dad!»
«Das ist nur eine Möglichkeit, wie man es ausdrücken kann. Eine andere hört sich so an: Wir wappnen uns gegen Konkurrenten, die uns aus dem Rennen werfen wollen. Wenn wir uns nicht um die Politik kümmern, wachen wir nach der Wahl auf und stellen fest, dass wir erledigt sind. Im Osten gibt es einen Haufen mächtiger Männer, die ein paar Millionen lockergemacht haben, um General Leonard Woods durchzusetzen. Machst du etwa für den Propaganda?»
Bunny durchschaute dies als rhetorische Frage und ging nicht darauf ein. «Es ist ein schmutziges Spiel, Dad!»
«Ich weiß, aber es gibt nur dieses eine. Natürlich kann ich mich zurückziehen, ich hab genug Geld zum Leben, aber ich find nicht, dass ich schon zum alten Eisen gehör, mein Sohn.»
«Können wir denn unser Geschäft nicht einfach allein und unabhängig betreiben, Dad?» Diese Frage hatte Bunny, wie man sich vielleicht erinnert, schon einmal gestellt.
«Das geht nicht, mein Sohn; sie sitzen dir immer im Nacken. Gegen die machst du keinen Stich – nicht bei den Raffinerien, nicht auf dem Markt, nicht bei den Banken – ich red nicht viel drüber, weil es ärgerlich ist, aber für die Kleinen ist in der Geschäftswelt einfach kein Platz mehr. Du glaubst, ich bin ein Großer, weil ich zwanzig Millionen hab, und ich glaub, Verne ist ein Großer, weil er fünfzig hat; aber bei Excelsior Pete – dreißig oder vierzig Firmen, zu einer zusammengefasst – hast du es mit fast einer Milliarde zu tun. Und dann kommt Victor, noch mal drei- oder vierhundert Millionen mehr, und hinter ihnen all die Banken und Versicherungsgesellschaften mit ihren Finanzmitteln – welche Chance haben da wir Unabhängigen? Nimm nur diesen Preissturz beim Gas neuerdings – die Zeitungen schreiben was von einem Überangebot, aber das ist alles Blödsinn. Woher kommt das Überangebot, wenn nicht von den Großen Fünf, die zu Schleuderpreisen verkaufen, um die Kleinen in den Bankrott zu treiben? Die haben nix im Sinn wie reinen Tisch zu machen!»
«Aber wie sollen Regierungsbeamte das verhindern können?»
«Es gibt tausend Probleme, die sich stellen, mein Sohn – da müssen wir den ersten Treffer landen, gleich wenn die nächste Runde eingeläutet wird! Wie sichern wir uns Grund und Boden für die Rohrleitungen? Wo gibt es Verladebahnhöfe? Du hast doch gesehen, wie es lief, als wir nach Paradise kamen. Hätten wir jemals diese Zufahrtsstraße gekriegt, wenn ich Jake Coffey nicht bezahlt hätte? Wo wären Verne und ich heute, wenn wir uns nicht zusammengesetzt, seine Kandidatenliste durchgesehen und uns vergewissert hätten, dass die Burschen, die er ausgewählt hat, in Ordnung sind? Und jetzt – wo liegt der Unterschied? Nur darin: Wir sind größer geworden, wir spielen auf nationaler Ebene, weiter nix. Wenn Verne und ich und Pete O’Reilly und Fred Orpan uns das Gelände unter den Nagel reißen, auf das wir ein Auge geworfen haben – gut, dann gibt es im Wettlauf ums Öl eben die Großen Sechs oder Sieben oder Acht, das ist alles. Und du kannst dir sicher sein, mein Sohn, wir tun bloß, was andere auch schon getan haben, seit dem Tag vor
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