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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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Professor! Wir wollen einen handfesten Mann wie dich und mich, Jim! Ich fahr nach Chicago und such ihn aus.»
    «Denkst du an jemand bestimmten?»
    «Ich verhandle mit einem Burschen aus Ohio, Barney Brockway, dem dortigen Parteivorsitzenden. Er will, dass wir ihren Senator Harding nehmen, prima Kerl, stattliche Erscheinung, guter Redner und so weiter und absolut vertrauenswürdig – er war dort Gouverneur und tut, was man ihm sagt. Brockway meint, mit zwei, drei Millionen kann er ihn durchsetzen, und dafür sichert er uns den Innenminister zu.»
    «Aha», sagte Dad und musste nicht fragen, was damit gemeint war.
    «Ich denk da an ein Areal, das hab ich schon seit zehn Jahren im Auge, es ist ein wahres Wunder. Excelsior Pete hat zwei Aufschlussbohrungen abgesetzt, dann haben sie’s gedeckelt und alles vertuscht; in einem Regierungsbericht wird es erwähnt, aber den haben sie unterschlagen, man bekommt nirgendwo eine Abschrift. Ich hab mir eine stibitzen lassen. Es sind circa vierzigtausend Acre, alles voller Öl.»
    «Aber wie willst du das Excelsior abspenstig machen?»
    «Die Regierung hat das ganze Gebiet mit Beschlag belegt, angeblich als Ölreserve für die Navy. Aber was zum Henker nützt es der Navy ohne Erschließung? Diese verdammten Narren glauben, man kann Löcher bohren und Rohrleitungen und Lagertanks bauen, während der Kongress schon über eine Kriegserklärung abstimmt. Nein, wir gehen da rein, holen das Öl raus und verkaufen der Navy, so viel sie braucht.»
    Das entsprach auch Dads Lehrmeinung, und so gab es nichts zu diskutieren. Er lachte und sagte: «Geh lieber auf Nummer sicher, Verne, und schnapp dir auch noch den Justizminister.»
    «Daran hab ich schon gedacht», erwiderte der andere, ohne auf das Lachen einzugehen. «Barney Brockway wird selber Justizminister. Das ist Teil der Abmachung mit Harding.»
    In diesem Moment fiel Mr Roscoe plötzlich Bunny ein, der drüben am Fenster saß und zu lesen schien. «Unser Bolschewikenbürschchen versteht sicher, dass man das nicht an die große Glocke hängen darf.»
    Dad antwortete rasch: «Bunny wusste schon als Dreikäsehoch über meine Geschäfte Bescheid. In Ordnung, Verne, ich schick dir einen Scheck, wenn du so weit bist.»
    4
    Die Sonne ging unter, es wurde Zeit für Mr Roscoe, sich aus dem Staub zu machen. Doch vorher aß er noch zu Abend. Als er mit Eis und Kaffee fertig war, schob er den Teller weg, zog sich die Serviette aus dem Kragen und lehnte sich zufrieden aufseufzend in seinem Stuhl zurück, und während er seine Zigarre aus der Goldfolie wickelte, blickte er Bunny auf der anderen Seite des Tischs verschmitzt an und sagte: «Jim junior, ich werd dir sagen, was mit dir los ist.»
    «Bitte», sagte Jim junior fügsam.
    «Du bist ein netter Junge, aber du bist so verdammt ernst. Du nimmst das Leben zu schwer – du und auch dein alter Herr. Du musst dir auf die Dauer ein bisschen Spaß im Leben gönnen, und ich weiß, was du brauchst. Hast du eine Freundin, mein Junge?»
    «Im Moment nicht», sagte Bunny und errötete ein klein wenig.
    «Dachte ich mir. Du brauchst aber eine, die dich rausholt und ein bisschen aufheitert. Wohl gemerkt, ich mein nicht eine von diesen Jazzmiezen – nimm dir ein Mädchen, das ein bisschen Verstand hat, wie meine Annabelle. Kennst du Annabelle Ames?»
    «Ich habe sie nie kennengelernt. Aber ich habe sie natürlich gesehen.»
    «Hast du sie in ‹Madame Ti-Si› gesehen? Herrgott, so was nenn ich einen Film – übrigens der einzige, mit dem ich jemals Geld verdient hab! Tja, das Mädchen kümmert sich um mich wie eine Mutter; wenn sie hier wär, hätt ich garantiert nicht so viel Bier getrunken. Also, besuch mich mal zu Haus, dann sucht Annabelle ein Mädchen für dich – da oben gibt’s jede Menge, auch solche mit Pfeffer im Hintern, und sie ist eine richtige kleine Kupplerin – nichts macht sie so glücklich, wie wenn sie zwei zusammenbringt, zwei Turteltauben in einem Käfig. Warum fährst du nicht gleich mit mir zurück?»
    «Ich muss übermorgen wieder an die Universität», antwortete Bunny.
    «Gut, dann komm irgendwann und bring deinen alten Herrn gleich mit. Der braucht nämlich auch eine Freundin – das hab ich ihm schon ein Dutzend Mal gesagt. Hast du inzwischen schon eine Freundin, Jim? Herrgott, schau, wie er rot wird, die alte Jungfer in Hosen! Ich könnt dem Jungen Dinge über dich erzählen, da würden die Rougetöpfchen in deinen Backen explodieren, was, alter Halunke?»
    Der große

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