Öl!
Tauschgeschäften, womöglich von einem «Konsortium» ausgebeutet und nach «Anteilen» verkauft, war lahmgelegt durch einen nicht eingehaltenen Vertrag und musste tatenlos zusehen, wie andere Leute einem das Öl abzapften. Nein, man musste einen ganzen Block zusammenfassen, dann hatte man Land genug für ein halbes Dutzend Bohrlöcher und konnte mit einer der großen Gesellschaften verhandeln; dann wurde schneller gebohrt, und was noch wichtiger war: Sobald Geld verdient wurde, bekam man auch mit Sicherheit seinen Gewinnanteil.
So hatten sich also die Eigentümer der vierundzwanzig Parzellen mit Hängen und Würgen und nach langem Drohen und Schmeicheln, Feilschen und Mauscheln bei den Groartys getroffen, und Ehemänner und -frauen hatten ihre Namen unter eine «gemeinschaftliche Vereinbarung» gesetzt, des Inhalts, dass keiner von ihnen unabhängig von den anderen einen Pachtvertrag abschließen werde. Diese Urkunde wurde im Bezirksarchiv ordnungsgemäß registriert, und nun kam ihnen tagtäglich zu Bewusstsein, was sie sich da angetan hatten. Sie hatten sich darauf geeinigt, sich zu einigen, und von da an wurden sie sich nie mehr über irgendetwas einig.
Sie trafen sich jeden Abend um halb acht und stritten sich bis Mitternacht oder länger; sie gingen erschöpft nach Hause und konnten nicht schlafen; sie vernachlässigten ihre Arbeit, ihren Haushalt und das Rasensprengen – wozu noch wie ein Sklave schuften, wenn man bald reich sein würde? Sie hielten Minderheitsversammlungen ab, bildeten Splittergruppen und machten Versprechungen, die sie mehr oder weniger heimlich schon vor Sonnenuntergang brachen. Ihre schwache menschliche Natur sah sich einer Belastung ausgesetzt, für die sie nicht geschaffen war; in ihren Herzen war das Feuer der Gier entfacht worden und wurde nun bis zur Weißglut geschürt, in der jeder Grundsatz und jedes Gesetz dahinschmolzen.
Die «Spürhunde» schnüffelten ihnen nach, belagerten ihre Häuser, riefen an, folgten ihnen in Automobilen. Doch jedes neue Angebot brachte statt Genugtuung nur Sorge, Argwohn und Hass. Wer ein Angebot machte, versuchte gewiss, die anderen zu übervorteilen; wer es verteidigte, musste sich mit dem Anbieter verbündet haben. Keiner von ihnen, der nicht über die Möglichkeiten von Verrat und Kriegslist Bescheid wusste; selbst der Sanftmütigste unter ihnen, der arme, harmlose Zimmermann Mr Dumpery, der sich von der Straßenbahn heimschleppte, die Finger wund, der Rücken krumm von den vielen tausend Nägeln eines Schindeldachs, wurde von einem Mann in einer Luxuslimousine aufgehalten. «Steigen Sie ein, Mr Dumpery», sagte der Mann. «Ein schönes Auto, finden Sie nicht? Was hielten Sie davon, wenn ich jetzt aussteigen würde und Sie blieben drin? Von mir aus gern, wenn Sie Ihre Freunde überreden, mit dem Couch-Konsortium abzuschließen.»
«O nein», antwortete Mr Dumpery, «das geht nicht. Ich habe Miss Snypp versprochen, dass ich an dem Owens-Plan festhalte.»
«Ach, das können Sie vergessen», sagte der andere. «Ich habe gerade mit Miss Snypp gesprochen, und sie nimmt gern das Auto.»
Sie befanden sich bereits in einem Zustand permanenter Hysterie, als plötzlich Hoffnung zwischen ihnen aufschien wie die Sonne zwischen Gewitterwolken. Mr und Mrs Sivon brachten ein Angebot von einem Mann namens Skutt, der J. Arnold Ross vertrat und ihnen das bisher beste Angebot machte, tausend Dollar bar auf die Hand für jede Parzelle, ein Viertel vom Gewinn als Pacht und eine Vereinbarung, innerhalb von dreißig Tagen «anzubohren», widrigenfalls weitere tausend Dollar Vertragsstrafe pro Parzelle fällig werden würden, die als Sicherheit bei der Bank hinterlegt waren.
Jedermann kannte J. Arnold Ross. Die Lokalzeitungen hatten davon berichtet, dass ein weiterer Großunternehmer das neue Ölfeld betrat. Die Zeitungen brachten sein Bild und seine Lebensgeschichte – ein typischer Amerikaner, der sich hochgearbeitet hatte, erneut ein Musterbeispiel für dieses großartige Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Mr Sahm, dem Stuckateur, Mr Dumpery, dem Zimmermann, Mr Hank, dem Bergmann, Mr Groarty, dem Nachtwächter, Mr Raithel, dem Inhaber des Süßwarenladens, und den Herren Lohlker und Lohlker, Damen- und Herrenschneider, wurde es warm ums Herz, wenn sie diese Geschichten lasen. Das war ihre Chance, jetzt wurde Amerika auch für sie zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten!
Wieder kam es zu einem erbitterten Streit, mit dem Ergebnis, dass die Eigentümer der
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