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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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großen und mittleren Parzellen beschlossen, ihre Differenzen beizulegen; sie überstimmten die der kleinen Parzellen und entwarfen einen Pachtvertrag, nach dem jede Parzelle einen Gewinnanteil im Verhältnis zu ihrer Fläche erhielt. Dann schrieben sie Mr Skutt, sie seien so weit, und Mr Skutt vereinbarte, dass der große Mr Ross morgen Abend um Viertel vor acht zu ihnen kommen und den Vertrag unterzeichnen werde. Und nun saßen sie hier, genau zur vereinbarten Minute, und waren schon wieder in der Bredouille! Jetzt rangierten unerwartet vier der kleinen Parzellen vor den mittleren, und als Folge davon waren vier große Parzellen und vier «groß-kleine» für den Pachtvertrag und vier «klein-kleine» und zwölf mittlere dagegen!
    Miss Snypp, das Gesicht ziegelrot vor Zorn, fuchtelte mit dem Finger vor Mr Hanks Nase herum. «Lassen Sie sich gesagt sein: Nie kriegen Sie mich so weit, dass ich meine Unterschrift unter dieses Papier setze, nie im Leben!»
    Und Mr Hank schrie zurück: «Und Sie lassen sich gesagt sein: Wenn die Mehrheit dafür stimmt, sind Sie gesetzlich verpflichtet, zu unterschreiben!»
    Mrs Groarty vergaß alles, was im «Praktischen Handbuch für das vornehme Leben» stand, starrte Mr Hank wütend an und ballte die Fäuste, als hätte sie ihn schon an der Kehle: « Sie haben doch immer rumgeblökt von wegen dem Rechtsanspruch der Kleinparzellen! Sie waren dafür, dass alle denselben Anteil kriegen, Sie falsche Schlange!»
    So weit also war es gekommen, als plötzlich alle Stimmen verstummten, die geballten Fäuste in den Schoß sanken und die wütenden Blicke erloschen. Ein Klopfen an der Tür, ein scharfes, gebieterisches Klopfen, und jedem Einzelnen im Raum kam derselbe Gedanke: J. Arnold Ross!
    5
    Kaum einer von diesen Männern dürfte jemals ein Buch über gutes Benehmen gelesen haben; sie lernten lieber aus der Praxis, wie man zu leben hatte – und hier bot sich eine Gelegenheit, die lehrreichste, die ihnen bisher untergekommen war. Sie lernten, dass ein bedeutender Mann vor seinen Untergebenen ins Zimmer tritt. Sie lernten, dass er einen majestätisch weiten Mantel trägt und schweigend stehen bleibt, bis er von einem Untergebenen vorgestellt wird. «Meine Damen und Herren», sagte der Pachtmakler Skutt, «dies ist Mr J. Arnold Ross.»
    Mr Ross nahm mit einem liebenswürdigen Lächeln die ganze Gesellschaft in Augenschein. «Guten Abend, meine Damen und Herren.»
    Ein halbes Dutzend Männer erhoben sich und boten ihm einen Stuhl an; er nahm einen großen, ganz ungeniert und ohne viel Zeit mit Diskutieren zu verschwenden. Zweifellos merkte er, dass er die Gastgeberin in Verlegenheit gebracht hätte, wenn er die Aufmerksamkeit auf den Mangel an Stühlen gelenkt hätte.
    Hinter ihm stand ein anderer, ebenso stattlicher Mann. «Mr Alston D. Prentice», erklärte Skutt, und alle waren doppelt beeindruckt, denn es handelte sich um einen berühmten Rechtsanwalt aus Angel City. Außerdem war noch ein kleiner Junge eingetreten, offenbar ein Sohn von Mr Ross. Viele Frauen hier im Raum hatten selbst kleine Jungen, und von denen war es jedem einzelnen vorherbestimmt, einmal zu einem großen Ölmann zu werden, deshalb musterten sie den jungen Ross und lernten, dass sich so ein Sohn immer in der Nähe seines Vater aufhält und nichts sagt, aber alles mit eifrig schweifendem Blick registriert. Sobald es möglich war, setzte er sich auf die Fensterbank und hörte von dort aus zu wie ein erwachsener Mann.
    Mrs Groarty hatte alle Stühle zusammengetragen, die ihre Nachbarn entbehren konnten; sie war sogar zum Leichenbestatter gefahren und hatte sich ein Dutzend Klappstühle ausgeliehen, aber es waren immer noch zu wenige, und das Benimmbuch verriet nicht, was man in einem solchen Fall tun musste. Doch die raubeinigen, zupackenden Wildwestmänner hatten das Problem gelöst, sie hatten den Holzschuppen hinter der Garage entdeckt und von dort ein paar leere Obstkisten geholt, wie man sie bekommt, wenn man Pfirsiche, Aprikosen und Zwetschgen zum Einmachen kauft. Auf die Schmalseite gestellt, ergaben sie annehmbare Hocker, und bald war die ganze Gesellschaft untergebracht.
    «So, Leute», sagte Mr Skutt freundlich. «Alles fertig?»
    «Nein», erklang die ätzende Stimme von Mr Hank. «Wir sind nicht fertig. Wir können uns nicht einigen.»
    «Was?», rief der Spürhund. «Sie haben mir doch gesagt, Sie hätten sich verständigt!»
    «Ich weiß. Aber alles ist wieder geplatzt.»
    «Was ist denn passiert?»
    Ein

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