Öl!
halbes Dutzend Personen begannen zu erzählen, was passiert war. Mr Sahms Stimme triumphierte über die anderen. «Hier haben ein paar Leute neunmalkluge Anwälte angeschleppt, und die haben was aufgestöbert, was sie für das Gesetz halten und was wir uns nicht bieten lassen.»
«Hören Sie», antwortete Mr Skutt höflich. «Mr Prentice hier ist ein hervorragender Anwalt, vielleicht kann er helfen, die Angelegenheit zu klären.»
Daraufhin erläuterten sie mehr oder weniger im Chor, worum es ging, und verliehen gleichzeitig ihrem Protest Ausdruck. Mr Ross’ Anwalt verkündete ex cathedra, dass diese Gesetzesauslegung absolut korrekt sei; im vorliegenden Pachtvertrag errechne sich die Grundfläche bis zur Mitte der Straßen und Gassen. Aber natürlich sei dies kein Hinderungsgrund, eine abweichende Vereinbarung zu treffen, wenn sie dies für richtig hielten.
Damit hatte er Öl ins Feuer gegossen; sie stritten über das, was Recht sei und was Unrecht, mit so flammender Feindseligkeit, dass sie darüber sogar die Anwesenheit von J. Arnold Ross und seinem berühmten Anwalt vergaßen.
«Ich habe es schon einmal gesagt, und ich sage es wieder», erklärte Miss Snypp. «Niemals! Niemals!»
«Sie werden schon unterschreiben, wenn wir entsprechend abstimmen», rief Mr Hank.
«Versuchen Sie es doch!»
«Sie glauben wohl, dass Sie sich nicht an die Vereinbarung halten müssen?»
«Mein Anwalt sagt, er kann sie zu jedem von mir gewünschten Zeitpunkt aufkündigen.»
«Ich sag Ihnen eins», unterbrach sie Mr Dibble, «und zwar in meiner Eigenschaft als Rechtsanwalt (meine Kollegen Mr Prentice und Mr Merriweather werden mir sicher recht geben): Diese Vereinbarung ist unanfechtbar.»
«Aber zumindest können wir Sie vor Gericht schleppen», rief Mr Sahm, «und Sie dort ein paar Jahre festhalten!»
«Das wird Ihnen nicht viel helfen», grinste Mr Hank.
«Ist ja schließlich egal, ob wir von dem einen Diebespack bestohlen werden oder von dem anderen», erklärte Miss Snypp.
«Na, na», unterbrach Ben Skutt hastig. «Wir wollen uns doch nicht ins eigene Fleisch schneiden. Soll Ihnen Mr Ross nicht erst einmal sagen, was er für Pläne hat?»
«Klar hören wir uns Mr Ross an!», rief Mr Golighty, und im Chor hieß es, ja, sie wollten unbedingt Mr Ross hören. Wenn irgendjemand sie retten konnte, dann er!
6
Mr Ross erhob sich langsam und würdevoll. Er hatte bereits seinen großen Mantel ausgezogen, zusammengefaltet und säuberlich auf den Teppich neben seinem Stuhl gelegt; die Hausfrauen hatten das zur Kenntnis genommen und würden es in künftigen Familienstreitigkeiten zu nutzen wissen. Jetzt blickte er sie an, ein stattlicher Mann in einem bequemen Sergeanzug, mit ernsten, aber freundlichen Gesichtszügen und einer wohlwollenden, geradezu väterlichen Stimme. Wer daran Anstoß nimmt, dass seine Sprechweise von der üblichen Art zu reden abweicht, der möge sich vor Augen halten, dass er nicht Englisch spricht, sondern Südwestamerikanisch. Man muss das Spiel rund ums Öl in diesem Land mitgespielt haben, um zu begreifen, dass ein Mann sagen darf: «Das wird doch verdammichnocheins zu schaffen sein», und sich trotzdem wie ein Bankier aus der Hauptstadt kleiden und so souverän und selbstsicher wie ein kommandierender General, so gütig und würdevoll wie ein Bischof auftreten kann.
Mr J. Arnold Ross sagte: «Meine Damen und Herren. Ich bin jetzt grad mit einem Affenzahn durch den halben Staat gefahren, bloß damit ich heut Abend hier bin. Früher konnt ich nicht weg, weil meine neue Bohrung in Lobos River fündig geworden ist, und da musst ich mich drum kümmern. Aus dem Loch fließen jetzt viertausend Barrel und bringen mir fünftausend Dollar am Tag. Ich hab noch zwei andere Stellen, wo gebohrt wird, und sechzehn in Antelope, wo schon gefördert wird. Sie werden mir also recht geben, meine Damen und Herren, wenn ich sag, ich bin ein Ölmann.
Sie haben hier eine großartige Chance, meine Damen und Herren; aber denken Sie dran: Die kann Ihnen schnell durch die Lappen gehn, wenn Sie nicht aufpassen. Von all den Burschen, die drum betteln, dass sie auf Ihrem Land bohren dürfen, ist vielleicht einer von zwanzig ein Ölmann; die anderen sind alle Spekulanten, Kerle, die sich zwischen Sie und die Männer des Öls schieben, weil sie was von dem Geld abhaben wollen, das von Rechts wegen Ihnen zusteht. Selbst wenn Sie wen finden, der Geld hat und bohren will, dann versteht der vielleicht nix vom Bohren und muss die
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