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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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Meinung gefragt.»
    «So was von unverschämt! Unerhört!»
    «Aber, Liebes, du nimmst dir doch auch die Freiheit zu sagen, was du denkst. Gesteht du ihr dieses Recht nicht zu?»
    «Bunny! Du verteidigst sie ja!» Und bevor er noch antworten konnte, schrie sie wütend: «Ich hasse diese Leute, ich hasse sie! Sie sind niederträchtig, primitiv und neidisch, sie haben nichts anderes im Sinn, als einem wegzunehmen, was man sich mit mühsamer Schufterei erarbeitet hat.»
    Ein langes Schweigen folgte. Bunny fuhr, und als Vee wieder sprach, fragte sie: «Wo fährst du hin?»
    «Hast du die Abendgesellschaft bei den Schmolskys vergessen?»
    «Nein, ich will zu keiner Abendgesellschaft, da ersticke ich. Fahr mich heim, jetzt gleich.»
    Er gehorchte, und als sie im Bungalow waren, floh sie hinauf in ihr Zimmer. Er folgte ihr und fand den Hermelinmantel am Boden und Vee zusammengesackt auf dem Bett, ohne Rücksicht auf das sündteure bestickte Seidenkleid. Sie bebte vor Schluchzen, und er verstand die Worte: «Das wird uns kaputtmachen!»
    Plötzlich setzte sie sich auf, blind vor Tränen, und streckte die Arme aus. «O Bunny, Bunny, lass nicht zu, dass unsere Liebe zerstört wird! Lass uns nicht streiten wie alle anderen! Bunny, diese Leute sind mir egal, sie können sagen, was sie wollen, es soll mich nicht stören. Ich werde mich bei diesem Mädchen entschuldigen, soll sie doch auf mir herumtrampeln, ich tu alles, was du sagst! Wir dürfen nur nicht aufhören, uns zu lieben, bitte!»
    Er erlebte zum ersten Mal, dass Vee einen Zusammenbruch erlitt; und so etwas macht natürlich immer großen Eindruck auf das beschützende Männchen. Er nahm sie mitsamt ihren Tränen in die Arme, ohne Rücksicht auf seine sündteure Abendgarderobe aus feinstem Zwirn. Ihre Liebe flammte auf, und aller Ärger zerschmolz im Feuer; sie schworen sich, dass nichts, nichts sie jemals, jemals trennen sollte.
    Später, als sie eng umschlungen dalagen, flüsterte Vee: «Bunny, dieses Mädchen ist in dich verliebt!»
    «Ach, Unsinn, Vee.»
    «Woher willst du das wissen?»
    «Sie hat niemals auch nur das geringste Anzeichen davon erkennen lassen.»
    «An welchen Anzeichen würdest du es denn erkennen?»
    «Aber, Schatz …»
    «Natürlich liebt sie dich. Wie könnte dich jemand nicht lieben, Bunny?»
    Ein Versuch, darüber zu debattieren, lohnte nicht. Es schien eine Eigenart der Frauen zu sein, immer waren sie felsenfest davon überzeugt, dass alle anderen Frauen in ihren Mann verliebt seien. Als er Vee von Henrietta Ashleigh erzählt hatte, war sie sich sicher gewesen, dass Henrietta ihn verzweifelt geliebt hatte und nur von ihrem Standesdünkel daran gehindert worden war, ihn zu halten. Dasselbe galt für Ruth. Als er über sie sprach, war Vee überzeugt, dass dieses arme Landmädchen sich nach ihm verzehrte. Nur aus diesem Grund sei sie derart unempfänglich für die Anziehungskraft der Ölarbeiter – nicht etwa, weil sie ganz in Paul aufgehe. Schwestern machten kein solches Getue um ihre Brüder, nein, das sei Blödsinn. Bunny fiel ein, dass Bertie derselben Meinung war und Eunice Hoyt seltsamerweise auch – es war einer der Gründe gewesen, warum sie ihn so ungern nach Paradise hatte fahren lassen. Bunny kam zu dem Schluss, dass man besser nicht mit einer Frau über andere Frauen redete – und schon gar nicht sie einander vorstellte, wenn es irgendwie zu vermeiden war!
    Der Morgen kam, und draußen vor der Schlafzimmertür lagen die Zeitungen. In seidenen Gewändern im Bett sitzend, verschlangen sie – nein, nicht die ausgefeilten Berichte über die Weltpremiere mit der genauen Schilderung der Damengarderobe, das kam später. Als Erstes sprang ihnen die folgende Schlagzeile in die Augen:
    STAR OHRFEIGT RIVALIN IM FOYER
    Da hatten sie’s! In Unkenntnis der tatsächlichen Umstände hatte der Reporter die unvermeidlichen romantischen Schlüsse gezogen. Eine neue Dreiecksgeschichte aus der Filmwelt! Er hatte einen höchst vergnüglichen Artikel über die weltberühmte Schauspielerin geschrieben, die in der Stunde ihres Ruhms am Arm des jungen Ölprinzen, über den so viele faszinierende Gerüchte im Umlauf waren, aus dem Theater tritt. Als sie bemerkt, dass er sie stehen lässt und sich einer anderen Frau zuwendet, stürzt der Star in einem Anfall eifersüchtiger Raserei dorthin und schlägt die andere Frau ins Gesicht. Wachtmeister Tony Reber von der Polizeibehörde Angel City, der zwischen die wütenden Kämpferinnen getreten war, berichtete in

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