Öl!
Manifeste auszuhecken, mit denen das liebe, arglose Landvolk verführt werden sollte; und um Bomben zu basteln, mit denen edel gesinnte Großherzöge in die Luft gesprengt werden sollten. Sie tranken in Schnapsbudiken und packten Frauen am Arm und misshandelten sie vor den Augen der anderen. Es gab keine Verruchtheit, die diese Kreaturen nicht begingen, und der Anführer mit dem Gesicht einer Ratte und den Armen eines Gorillas ließ auch den Dümmsten begreifen, warum der Film den Titel «Stellvertreter des Teufels» trug.
Dann erschien der junge Geheimagent, adrett, glatt rasiert, auf Zack. Er hatte die Aufgabe, der amerikanischen Flotte Nachrichten von der amerikanischen Botschaft zu übermitteln und später die Schätze aus der Botschaft vor den Bolschewiken in Sicherheit zu bringen. Man wusste ja, was in Russland los war – dass diese Schurken mit den verzerrten Visagen sich erhoben, die Regierung stürzten und den hochmütigen, aber gerechten Großherzog durch grausame Torturen töteten. Der Stellvertreter des Teufels wollte natürlich vor allem die Großherzogin haben; als Erstes jagte er sie durchs ganze Schloss und schlug die Türen ein, und der junge Geheimdienstheld hastete mit ihr von Zimmer zu Zimmer. Blut aus einer Schusswunde strömte ihm übers Gesicht, dennoch hievte er sie aus einem Schlossfenster und floh mit ihr hoch zu Ross über Berg und Tal durch die bekannten russischen Eukalyptuswälder.
Kurz darauf gerieten sie in St. Petersburg in einen Hinterhalt; der Stellvertreter des Teufels packte sie mit seinen widerlichen Händen und riss ihre Dessous in Fetzen, wie die Plakate es angekündigt hatten. In diesem Augenblick kam der Held mit seiner Selbstladepistole und hielt den Mob in Schach, Vee gab hinterrücks einem Freund des Helden Zeichen, und dieser zündete daraufhin eine Bombe, welche die Bösewichter selbst gebaut hatten, und warf sie auf sie – wenn das keine ausgleichende Gerechtigkeit war! Vee und ihr Retter flohen, diesmal in einem Automobil, über die bekannten russischen Betonstraßen durch die bekannten Berge am Stadtrand von St. Petersburg, und gelangten an den Fluss Newa, in dessen Eukalyptushainen sich ein Schnellboot verbarg. Eine neuerliche aberwitzige Verfolgungsjagd endete damit, dass das verzweifelte Paar gefangen wurde und der Stellvertreter des Teufels weitere Dessous zerriss.
Aber keine Angst, im entscheidenden Augenblick tauchte die amerikanische Marine auf, die ganze herrliche Flottille, die wir während des Kriegs auf der Newa stationiert hatten. «Old Glory» flatterte im Wind, die Kapelle spielte «The Stars and Stripes Forever» und das millionenschwere Publikum brach in begeisterte Hurrarufe aus. Von einem Schlachtschiff her kam eine Barkasse angeflitzt, der Stellvertreter des Teufels sprang ins Wasser, eine seiner Bomben im Mund, und Viola Tracy und der Geheimagent standen eng umschlungen in einer Haltung, die Bunny wohlvertraut war und dem millionenschweren Publikum nicht minder.
Während der ganzen Geschichte genoss Bunny das Sonderrecht, neben der Heldin zu sitzen und ihre Hand zu halten. Einmal beugte sie sich zu ihm hinüber und flüsterte: «Ist es sehr schlimm?»
Und er antwortete: «Es genügt den Anforderungen, es wird sich schon verkaufen.»
Diese Formulierung hatte sie bei Annabelle Ames verwendet, und Bunny fühlte, wie seine Hand fest gedrückt wurde. Er war nicht nur lieb, sondern auch schlau!
14
Die Leinwand wurde dunkel, der Beifall erstarb, das Licht ging an, und die Filmwelt drängte sich um Vee Tracy, den Produzenten Mr Schmolsky, den Regisseur Tommy Paley und all die anderen Mitwirkenden, die gewissenhaft im Abspann des Films aufgeführt waren. Hände wurden geschüttelt, man plauderte; und unterdessen stand die Menge da und glotzte die Berühmtheiten an – es war schwierig, das Filmtheater nach einer Weltpremiere wieder leer zu bekommen. Die Menschenmassen im Foyer und draußen im Säulengang wurden noch immer von der Polizei zurückgehalten – viele warteten seit drei Stunden darauf, ihre Idole herauskommen zu sehen.
Vee und ihr Liebster waren unter den Letzten; sie begrüßten diesen und jenen, einige wenige Beachtete unter all den Beobachtern. Bunny erblickte viele Bekannte, darunter auch ein Gesicht, mit dem er nicht gerechnet hatte – Rachel Menzies! Sie sah ihn, und er sah, dass sie ihn sah, und auf der Stelle war es für den jungen Idealisten Ehrensache, dass er sie wie alle anderen behandelte. Rachel, eine arme Arbeiterin,
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