Öl!
zu erwecken, und nutzten hierzu die Macht der Musik. Aber wie schwach waren die Gesänge draußen in der Wildnis, verglichen mit dem mächtigen Schall von Elis silbernen Trompeten und dem Hosianna seiner Heerscharen. Und den Wobblies ließen die Unternehmer keine Unterstützung zukommen, das war ganz klar! Sie hatten ihren Sheriff und einen Haufen Hilfssheriffs mit geladenen Schrotflinten ausgesandt und auf dem Lagerplatz der Rebellen eine Razzia durchführen lassen; elf von ihnen wurden auf einen Lastwagen verladen und ins Bezirksgefängnis geworfen. Dort saßen sie jetzt, und Bunny musste sich die tragische Geschichte von Eddie Piatt anhören, einem von Pauls Freunden, der nach San Elido gegangen war, um herauszubekommen, wie hoch die Kaution war, und eingesperrt wurde, weil man ihn verdächtigte, ein Mitglied dieser Banditenvereinigung zu sein. Er war es nicht, aber wie sollte er das beweisen?
Ruth, die Bunny davon erzählte, erkundigte sich, ob Dad nicht das Geld für eine Freilassung auf Kaution zur Verfügung stellen könne. Ob Bunny sich an Eddie erinnere, ein dunkelhaariger Junge, sehr still, sehr entschlossen? Ja, Bunny erinnerte sich. Nun ja, er sei nicht weniger vertrauenswürdig als ein jüdischer Bekleidungsnäher; das Essen in diesem entsetzlichen Bau wimmle von Maden, und die Jungen hätten nicht einmal eine Decke, in die sie sich wickeln könnten. Es sei vorgesehen, sie alle mit der Eisenbahn nach San Quentin zu verlegen; Paul kenne einen der «Politischen», der gerade von dort gekommen sei – ach, grauenhafte Geschichten! Ruth traten die Tränen in die Augen, als sie erzählte, wie die Männer in die Jutespinnerei gesteckt wurden und schon bald zu husten anfingen, weil das braune Zeug ihnen die Lungen verstopfte; es war so gut wie ein Todesurteil. Wer die Schinderei nicht durchhielt, wurde verprügelt und ins «Loch» geworfen – wenn man sich vorstellte, dass Menschen, die man kannte und gern hatte, solche Dinge durchmachen mussten!
Bunny kannte den Sheriff des Bezirks San Elido und auch den Staatsanwalt; er wusste, dass Dad diese Männer für ihr Amt vorgeschlagen hatte und ihnen Weisungen erteilen konnte. Aber würde sich Dad in deren Bemühungen, die Ölkonzerne zu schützen, einmischen? Würde er den Wünschen aller anderen Direktoren, Vorstände und Verwalter von Ross Consolidated zuwiderhandeln? Nein, ganz bestimmt nicht! Bunny musste sich damit behelfen, Ruth ein paar hundert Dollar zuzustecken, damit sie den Gefangenen etwas zu essen kaufen konnte. Als er zurück an die Universität und an seine Arbeit ging, klaffte in seinem Innern ein «Loch»; sein Gewissen schleppte ihn dorthin, obwohl er protestierte und sich wehrte, warf ihn hinein und ließ die Stahltür mit fürchterlichem Dröhnen ins Schloss fallen. Ja, sogar oben in dem schneeweißen Zimmer mit den efeuumrankten Fenstern, sogar wenn Bunny den leidenschaftlichen Leib seiner Geliebten umfing, schlug die Gefängnistür zu, und er saß mit den Kriegsgefangenen des Klassenkampfes in einer Massenzelle des Bezirksgefängnisses!
3
Zu den Regelungen, die während des Kriegs die Erdölindustrie befriedet hatten, gehörte eine «Bundesölbehörde», die die Beschwerden der Arbeiter entgegennahm und entschied, was angemessen war. Doch nun verblasste der Krieg in der Erinnerung der Menschen, und die Unternehmer lehnten sich gegen diese Kontrolle «von außen» auf. War es nicht das Grundrecht eines jeden Amerikaners, sein Geschäft auf seine Weise zu betreiben? Lag es nicht auf der Hand, dass die Löhne in Kriegszeiten zu hoch gewesen waren und eine Deflation erstrebenswert war? Hie und da weigerte sich ein Unternehmer, den Anweisungen der Ölbehörde Folge zu leisten, es kam zu langwierigen Auseinandersetzungen, man nahm Zuflucht zu den Gerichten, die Arbeiter protestierten und drohten, und jeder merkte, dass eine Krise bevorstand.
In früheren Zeiten war J. Arnold Ross einer der Kleinen gewesen, und Bunny hatte die Ereignisse nur abwarten können. Doch jetzt weilte er unter den Olympiern und sah zu, wie das Schicksal fabriziert wurde. Der Erdölarbeitgeberverband beschloss durch seinen geschäftsführenden Ausschuss, zu dem auch Vernon Roscoe gehörte, sich über die Bundesölbehörde hinwegzusetzen, die Gewerkschaften zu ignorieren und eine neue Lohntabelle für die Industrie herauszugeben. Dad besaß eine Abschrift dieser Tabelle; im Durchschnitt sollten etwa zehn Prozent weniger gezahlt werden als bisher.
Das würde zu einem
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