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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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erbitterten Kampf führen, und Bunny war derart besorgt, dass er sich an Mr Roscoe wandte, ohne seinem Vater etwas davon zu sagen. Da es sich um eine geschäftliche Angelegenheit handelte, in der es um viel Geld ging, empfahl sich ein Besuch im Büro, deshalb rief Bunny die Sekretärin an und bat auf dem üblichen Weg um einen Termin.
    Der große Mann saß an seinem spiegelglatten Mahagonischreibtisch, von dem, wie es der herrschende Wahn forderte, sämtliche Papiere weggeräumt waren. Es sah aus, als habe ein Industriekapitän nichts anderes zu tun, als einen Studenten anzugrinsen und mit ihm über dessen Geliebte und seine eigene zu plaudern. Doch dann sagte Bunny: «Mr Roscoe, ich bin gekommen, weil ich mit Ihnen über die neuen Tarife reden wollte.» Und blitzartig verschwand das Lächeln aus dem Gesicht des Magnaten, ja es sah aus, als verschwinde sogar das Fettpolster von seinen Wangen; wer ihn für einen leutseligen Scherzbold gehalten hatte, musste nun seine Ansicht revidieren, genau wie Bunny und alle anderen, die gegen das amerikanische System aufbegehrten.
    Bunny begann zu erzählen, wie den Männern zumute war und welches Unheil sich zusammenbraute, aber Mr Roscoe unterbrach ihn: «Spar dir deine Worte, Jim junior. Ich weiß alles, was die Männer sagen, und alles, was dieser bolschewistische Haufen da oben ihnen eintrichtert. Ich krieg jede Woche einen vertraulichen Bericht. Ich weiß über deinen Freund Tom Axton Bescheid, über deinen Paul Watkins, deinen Eddie Piatt, deinen Bud Stoner und deinen Jick Duggan – über alle, die du kennst, und ich könnt dir viel erzählen, was dich sehr verwundern würde.»
    Bunny war entsetzt, wie vom anderen beabsichtigt. «Jim junior», fuhr Vernon Roscoe fort, «du bist ein kluger Junge, du wirst über diesen Unsinn hinwegkommen, und ich will dir dabei helfen – ich könnte dir ’ne Menge Kummer ersparen und deinem Vater auch, der das Salz der Erde ist. Ich bin schon dreißig oder vierzig Jahre länger auf dieser Welt als du und hab ’ne Menge gelernt, was du noch nicht weißt, aber eines Tages wissen wirst. Dein Vater und wir anderen, die die Erdölindustrie dirigieren, sind dahin gekommen, wo wir jetzt sind, weil wir wissen, wie’s läuft, und das ist was Konkretes, Herrgott noch eins, nicht bloß Gefasel. Und nun gibt’s da ein paar Burschen, die uns rausschmeißen wollen und meinen, sie müssen bloß ein paar Reden vor den Ölarbeitern halten und sie dazu bringen, Radau zu schlagen – aber eins sag ich dir, Kleiner, dazu braucht’s mehr als das!»
    «Ja, Mr Roscoe, aber darum geht es nicht …»
    « ’ tschuldigung – darum geht es doch. Lassen wir mal die Mätzchen, stell dir bloß vor, dass ich bei den Besprechungen deines bolschewistischen Haufens dabei gewesen bin. Haben sie im Sinn, mir und deinem alten Herrn die Produktion wegzunehmen oder nicht?»
    «Nun ja, vielleicht glauben sie, dass sie letztendlich …»
    «Ja, eben. Und was mich betrifft, so ist jetzt der Zeitpunkt, diesem ‹ Letztendlich› Einhalt zu gebieten. Und ich sage dir, wenn einer dieser Mistkerle sich einbildet, er könnt von meinem Lohn leben, während er plant, mich auszurauben, so hat er sich geirrt; und wenn er sich dann in der Jutespinnerei von San Quentin wiederfindet, kriegt er nicht mein Geld, um auf Kaution freizukommen!»
    Das war ins Schwarze getroffen, und Vernon Roscoe blickte Bunny unverwandt in die Augen. «Jim junior, ich kenn all die schönen idealistischen Phrasen, die diese Burschen dreschen. Alles ist lieb und nett und zum Wohle der Menschheit – dabei wissen sie ganz genau, dass das Kinderkram ist, und wenn du hören könntest, wie sie hinter deinem Rücken über dich lachen, würdest du merken, dass sie dich benutzen. Deshalb sag ich dir, schlag dich lieber auf deine Seite des Zauns, bevor die Schießerei losgeht.»
    «Wird es denn eine Schießerei geben, Mr Roscoe?»
    «Das kommt auf deine bolschewistischen Freunde an. Wir haben, was wir wollen, aber sie wollen es uns wegnehmen.»
    «Während des Kriegs haben wir die Ölarbeiter gebraucht, Mr Roscoe, und wir haben ihnen versprochen …»
    «Entschuldige mal, Kleiner, wir haben gar nichts versprochen! Versprochen hat das ein verdammter, verkopfter, wehleidiger Professor, und mit diesem Quatsch haben wir ein für alle Mal aufgeräumt! Jetzt haben wir ’nen Geschäftsmann als Präsident, und wir werden dieses Land nach geschäftlichen Grundsätzen regieren. Und das sag ich dir: Ich hab es verdammt noch mal

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