Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
Vom Netzwerk:
Gefängnis geworfen.»
    «Du bist dir sicher, dass es Verne war?»
    «Natürlich, er und die anderen Mitglieder des Unternehmerausschusses. Die Beamten von San Elido sind doch nichts anderes als Laufburschen der Ölmänner! Bevor Verne kam, hat Dad den Bezirk regiert; ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie er Geld hingeblättert hat, mehr als einmal.»
    «Könnten sie nicht Beweise dafür haben, dass Paul heimlich Gewalttaten gedeckt hat?»
    «Ich weiß nicht, welche Beweise sie haben. Verne hat so gut wie zugegeben, dass er in dieser Gruppierung Spione sitzen hat, und ich weiß nicht, was diese Spione ihnen untergeschoben haben – Verne weiß es übrigens genauso wenig. Das ist ja das Schändliche daran. Außerdem – schau dir mal die Anklage an: ‹Verdacht auf ungesetzliche Zusammenschlüsse›. ‹Ungesetzliche Zusammenschlüsse› nennen sie es, wenn du dafür eintrittst, dass die Regierung gestürzt oder das Gesellschaftssystem gewaltsam verändert wird, aber wohlgemerkt, dafür sperren sie dich nicht ein, sondern wegen des Verdachts darauf! Mit anderen Worten, du vertrittst eine Idee, die irgendein ahnungsloser Bulle oder Schreibtischganove für gefährlich zu halten geruht, sie werfen dich ins Gefängnis, und dort bleibst du dann. Die Gerichte sind überlastet, sie können dich ein Jahr lang drinbehalten, ohne Gerichtsverfahren und ohne jede Chance.»
    «Oh, das können sie bestimmt nicht, Bunny!»
    «Sie tun es schon die ganze Zeit. Ich kenne Leute, denen das passiert ist. Sie legen absichtlich eine hohe Kaution fest, die die Arbeiter nicht bezahlen können, und jetzt glauben sie, das könnten sie auch mit Paul Watkins machen, dem besten Freund, den ich je hatte, dem anständigsten Kerl, den ich kenne – ja, weiß Gott! Er ist nach Sibirien gegangen, hat in diesem Krieg gedient und ist krank heimgekommen, dabei war der Junge vorher zäh wie Leder, ein kerniger Bursche vom Land, schlicht und redlich, ohne jedes Laster. Und das ist nun der Lohn dafür, dass er Soldat gewesen ist! Herrgott, den möchte ich sehen, der mich dazu bringt, für ein solches Land zu kämpfen!»
    Bunny musste sich eine Träne aus dem Auge wischen, begann wieder auf und ab zu gehen und stieß dabei gegen einen Stuhl.
    Vee schlang die Arme um ihn und flüsterte: «Hör zu, Liebster, ich kenne Leute, die Geld haben, und ich kann dir vielleicht helfen. Lass mir ein paar Stunden Zeit und sprich nicht mit Dad darüber – wozu soll er sich umsonst Sorgen machen? Wenn ich Erfolg habe, kann er zu Verne sagen, dass er nichts davon gewusst hat, und das ist für alle Beteiligten besser.»
    Sie ging fort und kam nach ein paar Stunden wieder. Bunny musste Ruth telegrafieren, dass weder er noch sein Vater etwas tun könnten, dass sich aber ein Freund für den Fall interessiert habe; das Geld sei bei der American Bonding Company hinterlegt, und deren Filiale in Angel City werde Pauls Freilassung erwirken.
    Bunny fragte: «Wie hast du das zuwege gebracht?», aber sie antwortete: «Je weniger du darüber weißt, desto besser. Ich kenne jemanden, der in Angel City Immobilien besitzt und ein festes Einkommen hat und Arbeitgeber, denen viel daran liegt, dass er glücklich und zufrieden ist.»
    Bunny meinte, das müsse eine Menge gekostet haben, er sollte es eigentlich zurückzahlen, und Vee sagte: «Ja, es hat einen Haufen gekostet; du kannst es mit Liebe und Zärtlichkeit zurückzahlen und gleich damit anfangen.» Sie flog in seine Arme, er bedeckte sie mit Küssen, und es war, als setze in ihren Herzen ein Orchester ein. So etwas bringt einen völlig durcheinander, so ein ganzes Orchester im Innern!
    9
    Paul kam also frei, und Bunny hätte eigentlich zufrieden sein sollen. Natürlich waren immer noch sieben andere drin, und Bunny kannte sie alle, aber sie alle freizukaufen hätte zweiundfünfzigtausendfünfhundert Dollar gekostet, und das hätte wohl geheißen, den Idealismus unvernünftig weit zu treiben. Deshalb ließ sich Bunny von Vee und Dad zu diesem Ferienhaus entführen, an einen See mit einem langen indianischen Namen, und dort schwammen, paddelten und fischten sie, wanderten durch die Wälder und fotografierten Elche im Wasser. Sie nahmen sich indianische Führer, alles war sehr romantisch, und gleichzeitig hatten die Schlafzimmer kaltes und warmes Wasser und wenn nötig Dampfheizung, allen Komfort von Broadway und Zweiundvierzigster Straße.
    Wenn überhaupt, hatten sie hier Gelegenheit, genug voneinander zu bekommen; es gab keinerlei

Weitere Kostenlose Bücher