Öl!
Snobs. O Bunny, er ist der reizendste Mann, den du dir vorstellen kannst, er fällt auf die Knie, hat Tränen in den Augen und kann alle Gedichte auswendig; so was hab ich noch nie erlebt, man könnte meinen, er wär ein alter Shakespeare-Mime. Es ist eine wunderbare Gelegenheit für mich, meinen Geschmack zu verfeinern und mich zu bilden.»
«Nun ja, Liebes, aber ist das nicht ein bisschen hart für ihn?»
«Ach, Unsinn, das schadet ihm doch nicht. Wenn er von der Bühne abgeht, wird er Sonette draus machen – das tut er ja jetzt schon. Vielleicht wird er mal berühmt, das wäre eine fantastische Reklame! Mach dir um ihn keine Sorgen, Bunny, und um mich auch nicht. Für mich gibt es auf der ganzen Welt nur mein Bunny-Häschen – mit allen anderen ist es nur Rumgeschäkere.» Und sie schlang die Arme um ihn. «Ich weiß, was es heißt, eifersüchtig zu sein, Liebster, und um nichts in der Welt will ich dir diesen Schmerz zufügen. Wenn du wirklich etwas dagegen hast, darfst du das alte Appielein noch heute zum Kofferpacken schicken, und ich bin dir nicht böse.»
Bunny lachte. «Das geht nicht, ich brauche doch den Privatunterricht.»
Vee sprach auch mit Dad – für den Fall, dass er sich stellvertretend sorgte. Als Dad von den Kniefällen und Tränen des Hauslehrers hörte, lachte er in sich hinein. Bunny bekam also den Inhalt seines Kopfes und Vee den Inhalt seines Herzens, sie würden ihn heimschicken wie eine ausgepresste Orange. Das gefiel Dad, das war ein gutes Geschäft. Man darf nicht vergessen: In Paradise hatte er für sechstausend im Jahr einen Alchemisten angestellt, der ihm Millionen einbrachte!
11
Noch etwas ereignete sich, was Vee vor möglicher Langeweile bewahrte. Schmolsky schickte ihr das Drehbuch des neuen Films, an dem sie im Herbst zu arbeiten beginnen sollte, und plötzlich zeigte sich, dass der Liebling der ganzen Welt sehr wohl lesen konnte! Eine ganze Stunde lang saß sie in das Buch vertieft da, dann sprang sie auf und war bereit, mit den Proben zu beginnen, und sämtliche Orkane, die jemals die Provinz Ontario heimgesucht hatten, waren nichts gegen den, der jetzt daherkam. Bahn frei für «Die Prinzessin von Patschuli»!
Es handelte sich um ein beliebtes Musical, das verfilmt werden sollte. Patschuli war ein kleines Königreich auf dem Balkan, obwohl es dort aussah und zuging wie im Wien der Strauß-Walzer. Ein junger amerikanischer Ingenieur, der ins Land gekommen ist, um eine Eisenbahn zu bauen, wird mit einem Verschwörer verwechselt. Kurz darauf errettet er die liebliche Prinzessin aus den Händen einer umstürzlerischen Bande – keine Bolschewiken, sondern adlige Militärputschisten, Bunnys Gefühle würden also nicht verletzt, oder? Natürlich entführt der Held die Prinzessin, heiratet sie aus Liebe und bekommt obendrein das Königreich. Die Bankiers, die die Eisenbahn finanzieren, kaufen es einfach für ihn.
Nun war Vee immer und überall die Prinzessin. Es war verblüffend, ihr bei der Arbeit zuzusehen – Bunny begriff plötzlich, dass ihr Erfolg nicht nur auf Geld und Sex beruhte. Wie eine Tigerin stürzte sie sich auf die Rolle, und wenn sie in Fahrt kam, hörte der Rest der Welt auf zu existieren – abgesehen von dem Ausschnitt, den sie als Hintergrund brauchte. «So, Dad, du bist der König, du kommst hier rein – nein, nein, um Himmels willen, ein König geht doch nicht so schnell! Und ich fall dir zu Füßen und flehe um sein Leben. ‹Oh, Gnade, Majestät, bla, bla, bla› …»
Es gehört zu den Eigenheiten der Filmschauspielerei, dass es gleichgültig ist, was man sagt, solange man nur irgendetwas sagt, 100 deshalb schluchzte sie «bla, bla, bla», schmachtete Bunny oder Appie leidenschaftlich verliebt mit «bla, bla, bla» an und schrie gellend und in tödlichem Entsetzen «bla, bla, bla» vor einem Henker mit erhobenem Beil. Wenn sich der Partner im Lauf der Szene nicht richtig verhielt, traten Beschimpfungen und Kommandos an die Stelle der Liebesschwüre: «Nicht bewegen, du Dussel – ich bete dich an, Liebling!», oder etwa auch: «Hände weg von mir, du ruchlose Bestie! – Nicht loslassen, du Dummkopf, pack nur zu! So ist es besser. Als Mörder brauchst du doch nicht liebenswürdig zu sein.»
Wenn Bunny stürmische Gefühlsausbrüche hätte proben und schreien, kreischen und sich das Haar raufen müssen, wäre er in den Wald geflohen, wo ihn nur die Streifenhörnchen hören konnten. Doch Vee ließ sich von der Anwesenheit menschlicher Wesen
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