Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair

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hatten. Auch Vee brauchte Urlaub. Sie wollten nach Kanada fahren, Dads Geschäft unter Dach und Fach bringen und sich dann ein Ferienhaus suchen, und statt langweiliger Gymnastik würde Vee mit Bunny durch die Wälder wandern und in einem schönen See baden. Also telegrafierte Dad an Präsident Alonzo T. Cowper, D. D., Ph. D., LL. D., dringliche Geschäfte hielten seinen Sohn im Osten fest, ob es sich arrangieren ließe, dass Bunny erst im Herbst wiederkomme und seine Prüfungen dann ablege? Dr. Cowper kabelte, es sei der Hochschulleitung ein Vergnügen, ihm diesen Gefallen zu erweisen.
    Und dann kam, genau einen Tag nachdem alles geregelt war, ein Telegramm für Bunny. Er öffnete es und las die Unterschrift «Ruth Watkins». Ein rascher Blick genügte, und er hatte den Inhalt erfasst – Paul, Eddie Piatt, Bud Stoner, Jick Duggan und vier andere aus ihrer Gruppierung waren wegen «Verdachts auf ungesetzliche Zusammenschlüsse» 99 festgenommen worden und saßen im Bezirksgefängnis von San Elido. Für Paul war eine Kaution von zehntausend Dollar festgesetzt worden, für die anderen jeweils eine von siebentausendfünfhundert. «Jeder weiß sie haben nichts getan», stand in dem Telegramm, «nur Komplott zum Wegsperren während des Streiks – Gefängnis entsetzlich – Pauls Gesundheit gefährdet – Bitte – aus alter Freundschaft – beschaffe Kaution für alle – Geld an unsere Jungs sicher nicht verschwendet.»
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    Zuerst hegte Bunny einen grässlichen Verdacht – dass nämlich sein Vater vor seinem jüngsten Versuch, Bunny von Kalifornien fernzuhalten, von dieser Festnahme gewusst hatte oder zumindest davon, dass sie drohte. Dann begriff er, es genügte schon zu glauben, dass Vernon Roscoe, um das «Bolschewikennest» in der Rascum-Hütte ausheben zu können, Dad und Bunny absichtlich aus dem Weg geschafft hatte und sie auf längere Zeit fernhielt. Doch dieser Plan würde nicht aufgehen, denn Bunny würde nicht zulassen, dass sein Freund so barbarisch behandelt wurde!
    Dad war zufällig gerade nicht da, und Bunny zeigte das Telegramm Vee und besprach sich mit ihr. Sie wollte wissen, was er zu tun gedenke, und er antwortete, Dad müsse die Kaution aufbringen, zumindest für Paul.
    «Aber, Bunny, du weißt, das kann er nicht, niemals würde er Verne in Bezug auf den Streik in die Quere kommen wollen.»
    «Er muss einfach, Vee! Ich wäre ein Schuft, wenn ich zuließe, dass ein Mann wie Paul in diesem Drecksloch eingesperrt bliebe.»
    «Aber wenn Dad nicht will, Bunny?»
    «Dann muss ich eben heimfahren.»
    «Und was willst du dort tun?»
    «So lange suchen, bis ich jemanden finde, der anständig ist und zugleich ein bisschen Geld hat.»
    «Diese Kombination ist selten, mein Lieber. Ich weiß es, weil ich selbst danach gesucht habe. Und Dad wird es entsetzlich unglücklich machen, ganz zu schweigen davon, dass du damit unseren Urlaub platzen lässt. Ich habe gerade von einem entzückenden Haus erfahren, einem Ferienhaus, das sich Schmolsky oben in Ontario gekauft hat und in dem er noch nie gewesen ist, weil er zu viel zu tun hat. Ach, Bunny, ich hatte gehofft, wir machen es uns da so richtig schön!»
    Sie umarmte ihn, aber er nahm sie kaum wahr, so grausam setzte ihm das Bild von Paul im Gefängnis zu. Und er, Bunny, lief vor diesem Elend davon, faulenzte und spielte Urlaub! Er, der gedacht hatte, er erfasste das soziale Problem und hätte ein Ideal, zumindest eine Ahnung davon, was gut und gerecht war! Er riss sich aus Vees Armen los, begann auf und ab zu gehen und beschimpfte einerseits sich selbst als Verräter und andererseits die Regierenden des Bezirks San Elido als dreckige Betrüger, die das Geld unterschlugen, mit dem das Gefängnis gereinigt und die Gefangenen ernährt werden sollten. Bunny rang die Hände in seinem Elend, und Vee schaute bestürzt zu. Das war eine ganz neue Seite an ihrem Bunny-Häschen, das sie nur lieb und weich und warm kannte!
    «Hör zu, mein Lieber», unterbrach sie ihn plötzlich. «Wart einen Augenblick, lass uns in Ruhe reden. Du weißt, ich verstehe nicht viel von diesen Dingen.»
    «Was ist?»
    «Woher willst du so sicher wissen, dass Paul kein Gesetz übertreten hat?»
    «Weil ich ihn kenne. Ich kenne all seine Gedanken. Ich habe diesen Streik von A bis Z mit ihm durchgesprochen, wie man vorgehen muss, wie wichtig es ist, dass die Männer zusammenhalten, dass alles andere dieser Geschlossenheit untergeordnet werden muss. Nur das hat er getan, und deshalb hat Verne ihn ins