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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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interessierten ihn nicht, alles, was zu wissen von Belang war, wusste der Herr. Schließlich sagte er: «Ich möchte mit meinem Bruder allein sein.» Es gab keinen einleuchtenden Grund, ihm diese Bitte abzuschlagen, und so gingen Bunny, Rachel und Ruth hinaus.
    Ruth war es gleichgültig, wo sie war – sie starrte immer nur mit bebenden Lippen vor sich hin, es war schrecklich, es zerriss einem das Herz. Ein Bild furchtbaren Jammers! Der Stationsarzt bat sie, ein wenig Milch zu trinken, und die Krankenschwester holte ein Glas. Ruth kostete, brachte aber nichts hinunter. Tränen schossen ihr in die Augen. Man konnte nicht mit ihr reden und auch sonst nichts mit ihr anfangen.
    Eli ging fort, ohne ein Wort zu sagen; die Wege des Herrn sind gewöhnlichen Sterblichen nicht immer begreiflich. An Pauls Zustand hatte sich rein äußerlich nichts verändert. Ruth setzte sich wieder ans Krankenbett, doch jetzt befahl ihr der Arzt, ein Schlafmittel zu nehmen und sich auszuruhen; er werde nicht zulassen, dass sie sich in seiner Anstalt umbringe. Ärztlichen Anweisungen musste man Folge leisten, das hatte Ruth gelernt, und so ließ sie sich fortführen, und Bunny und Rachel übernahmen die Krankenwache.
    10
    Es wurde Nacht. Der Haushaltsvorstand aus der Wohnung gegenüber kam heim, aß zu Abend, setzte sich hemdsärmelig und mit der Pfeife im Mund in einen bequemen Korbsessel vor sein Radio und begann den Äther der näheren Umgebung zu erforschen. So konnten die wachenden Freunde an Pauls Bett die Nachrichten über die Wahl verfolgen, ohne ihren Posten zu verlassen. Wegen des Zeitunterschieds erfährt Kalifornien die Wahlergebnisse aus dem Osten immer vor den eigenen, aber an diesem Dienstagabend waren sie im Osten und im Westen gleich, der Fünfzig-Millionen-Dollar-Werbefeldzug hatte ganze Arbeit geleistet, wo man auch hinhörte, wurde bekannt gegeben, dass mehr Wähler ihre Stimmen dem starken, schweigsamen Staatsmann gegeben hatten als all seinen Gegenspielern zusammen. Da die Rundfunkstationen sich nichts sehnlicher gewünscht hatten – ebenso wie die großen Zeitungen, Kirchen, Tempel und Gotteshäuser, in deren Besitz sie sich befanden –, durchzog ihre Ansagen ein heiterer Grundton, und nach der Meldung, Massachusetts habe im Verhältnis drei zu eins für seinen geliebten Sohn gestimmt, hörte man die Six Jolly Jazz Boys verkünden: «Got a hot little gal in a railroad town!» , oder den Chicago Comet witzeln: «My cutie’s due a two-to-two!» In solcher Hurrastimmung ließ sich’s gut sterben, nur leider bekam Paul nichts davon mit.
    Nun war der Tempel der Dritten Offenbarung auf Sendung. Elis Jünger interessierten sich nicht für Wahlen, da sie sich bald in himmlische Gefilde emporschwingen würden, welche nach monarchischen Regeln regiert werden. Man begann mit einem Orgelkonzert, doch das gefiel dem Mieter gegenüber nicht, und er wechselte zu «Radio VKZ» , einem Schützling der Firma Snow-Babyseife. Hier wurde das Pretty Pet Trio, das zum ersten Mal in Angel City auftrat, mit seinem neuesten Schlager, «My little Jazz-Baby Razz-baby Coon», vorgestellt. Später versuchte der Mieter es noch einmal mit dem Tempelsender, und nun erscholl Elis bellende, bei allen kalifornischen Haushaltsvorständen beliebte Stimme. Auf diese Weise erfuhren Bunny und Rachel, wozu Elis Besuch gut gewesen war.
    «Brüder! Der Herr hat mir einen wunderbaren Beweis Seiner Gnade zukommen lassen. Glorreiches verkündet Er heute Abend der Welt! Ich habe einen älteren Bruder namens Paul, er war der Gefährte meiner Kindheit und wurde in der Furcht des Herrn erzogen; die Stimme des Allerhöchsten war ihm vertraut auf den einsamen Hügeln, wo wir zusammen die Herden unseres Vaters hüteten. Als Hirtenjungen saßen wir unter den Sternen, warteten auf ein Zeichen von Gottes Gnade und beteten für die Verlorenen dieser Welt, auf dass sie vor den Ränken des großen Versuchers verschont blieben.
    Geliebte im Herrn! Mein Bruder wuchs heran und fiel vom Glauben seiner Kindheit ab, er geriet in schlechte Gesellschaft und verspottete das Wort des Herrn. In seinem Herzen wohnte nicht mehr die Liebe zu unserem Erlöser Jesus Christus, sondern Hass und Hader und Neid auf jene, denen der Herr Seine Wahrheit geoffenbart hat. Und nun, Brüder, ist das Verderben, welches dieser irregeleitete Bruder anderen zugedacht hatte, auf sein eigenes Haupt herniedergegangen, eben jetzt liegt er im Sterben, zu Boden gestreckt von den bösen Leidenschaften, die er

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