Öl!
und Öl und Gas kamen auf einen zu – aber nur dann, wenn dem Druck kein Wasser von oben entgegenwirkte. Auf dem ganzen langen Weg nach unten hatte man unterirdische Wasserläufe und -reservoirs angezapft; und nun musste man auf die Bohrlochsohle einen großen, massiven, passgenauen Zementblock setzen, der jeden Spalt innerhalb und außerhalb des Futterrohrs auffüllte. Wenn das Ganze abgedichtet war, bohrte man ein Loch hindurch und bis weit in den Ölsand hinein und schuf damit einen Kanal, durch den das Öl nach oben steigen, aber kein Wasser nach unten sickern konnte. Das war der gefährlichste Teil der Operation, und während dieser Maßnahme war die ganze Mannschaft nervös und angespannt, selbstverständlich auch der Eigentümer und sein Sohn.
Als Erstes brachte man die «wassersperrende Rohrfahrt» nach unten. Ein vorsichtiger Mann wie Dad nahm dafür einen «Strang», der bis zur Arbeitsbühne hochreichte. Dann pumpte man sauberes Wasser nach unten, stundenlang, bis aller Dreck und alles Öl aus dem Loch herausgespült waren, damit sich die Zementierer ans Werk machen konnten. Sie kamen in einem Lastwagen, einer kompletten Ausrüstung auf Rädern, mit der sie alle Bohrlöcher anfahren konnten. Ein zweiter Laster brachte die Zementsäcke, gleich ein paar hundert; diese Aufgabe erforderte puren Zement, keinen Sand. Sie legten sich alles zurecht, bevor sie anfingen, und arbeiteten dann wie die Wahnsinnigen. Binnen einer knappen Stunde, ehe der Zement aushärtete, mussten sie fertig sein.
Es war ein ausgeklügeltes, äußerst faszinierendes Verfahren. In das Futterrohr wurde ein gusseiserner «Packer» geschoben, der oben und unten Gummimanschetten hatte, sodass er auf dem Wasser im Futterrohr schwamm; darauf kam nun der Zement. Die Säcke wurden aufgerissen und in den Trichter der Mischmaschine gekippt, der Mischer begann sich zu drehen, und eine graue Flut ergoss sich ins Loch. Sie floss sehr schnell, und die schweren Pumpen machten sich ans Werk und trieben den Zement im Takt nach unten. Nach einer halben Stunde war das Futterrohr mehrere hundert Fuß hoch mit Zement angefüllt. Darauf kam ein weiterer «Gummipacker», der genau ins Rohr passte, und wieder mühten sich die schweren Pumpen und pressten die Zementmasse mit den beiden Packern hinunter ins Loch. Sobald sie auf der Bohrlochsohle ankamen, fiel der untere Packer ab, der Zement lief aus, und der Druck des oberen Packers presste ihn in jeden Spalt des Bohrlochs und zwischen Futterrohr und Erdreich wieder nach oben. Einhundert, zweihundert Fuß stieg er hoch, und wenn er dann aushärtete, war das Wasser «gesperrt».
Was konnte spannender sein, als bei so etwas zuzusehen? Zu wissen, was unter der Erde vor sich ging, zu sehen, mit welchem Einfallsreichtum der Mensch die Hindernisse der Natur überwand; zuzuschauen, wie die Männer hierhin und dorthin rannten, geschäftig wie Biber oder Ameisen und dabei gelassen und sicher, weil sie sich auf ihr Geschäft verstanden. Und es flutschte nur so!
Die Arbeit war getan; nun musste man zehn Tage warten, bis der Zement vollständig ausgehärtet war. Der Staatsinspektor kam und prüfte, ob das Wasser auch wirklich vollständig «gesperrt» war; falls nicht, ordnete er eine Wiederholung der Prozedur an. So mancher arme Teufel musste das zwanzig-, dreißigmal machen! Aber Dad passierte so etwas nicht; er kannte sich aus mit dem Zementieren – und auch mit Inspektoren, fügte er grinsend hinzu. Jedenfalls bekam er seine Genehmigung; und nun bohrte Ross-Bankside Nr. 1 mit sechs Zoll Durchmesser in richtigen Ölsand. Alle paar Stunden prüften sie den Druck, um sicherzugehen, dass er ausreichte, aber auch nicht zu stark war. Man stand kurz vor dem triumphalen Durchbruch, der Puls flog, und man ging vor Aufregung auf Zehenspitzen. Es war wie an Weihnachten, wenn man darauf wartete, dass man endlich in den Strümpfen nachschauen durfte, was der Weihnachtsmann gebracht hatte! Den ganzen Tag starrten massenweise Menschen auf das Bohrloch, und man musste richtig barsche Schilder aufstellen, damit sie ihre Nasen draußen hielten.
Dad fand, jetzt waren sie tief genug, und sie setzten das letzte Rohr ein, man nannte es den «Auslauf», der Löcher hatte wie ein Sieb und durch den das kostbare Gut fließen würde. Sie arbeiteten bis spät in die Nacht, Dad und Bunny trugen alte Kleidung und waren von Kopf bis Fuß voller Öl und Schlamm. Endlich war der «Auslauf» an Ort und Stelle und alles Bohrgerät draußen. Sie
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