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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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unbehaglich zumute wurde?
    2
    Eine Woche, nachdem Dad Ross-Bankside Nr. 1 angefördert hatte, nahm er auf demselben Pachtgrund einen neuen Bohrturm in Angriff; nach einer weiteren Woche hatte er ihn aufgebaut, und das alte Bohrzeug war wieder unterwegs in die Erde. Darüber hinaus ließ er noch zwei weitere Bohrtürme errichten und erwartete die Lieferung von zwei neuen Bohrzeugen. Die vier Bohrlöcher standen an den Eckpunkten einer Raute mit dreihundert Fuß Seitenlänge. Es wurde Zeit, das Heim der Familie Bankside auf ein anderes Grundstück umzusetzen. Doch Mr Bankside kümmerte das schon gar nicht mehr; er war bereits in einen Palast am Ozean in der Nähe von Dad übersiedelt und hatte sich lauter neue Möbel und eine große neue Limousine gekauft, dazu einen «Sportwagen», mit dem er jeden Nachmittag in den Country Club zum Golfspielen fuhr. Die Familie Bankside gewöhnte sich an die Anwesenheit eines Butlers, und Mrs Bankside war dem exklusivsten aller Damenklubs empfohlen worden. Die Parole hier draußen im Westen lautete «Effektivität», und wenn einer beschloss, seine gesellschaftliche Stellung zu verändern, dann gleich richtig.
    Dad und Bunny fuhren noch einmal nach Lobos River, besiegten nicht ohne Schwierigkeit den «Fluch», der auf Nr. 2 lag, und förderten ein überaus ergiebiges Bohrloch an. Auch hier sollten noch zwei weitere Bohrtürme gebaut und mehr Gerätschaften gekauft und angeliefert werden. So war das eben im Ölgeschäft: So schnell man sein Geld verdiente, so schnell steckte man es wieder in neue Bohrvorhaben – und damit natürlich in neue Verbindlichkeiten. Die Kräfte, die diesem Spiel innewohnten, zwangen einen dazu. Es war ein Wettrennen mit anderen, die einem das Öl streitig zu machen drohten. Kaum hatte man ein Bohrloch, musste man Grenzbohrungen vornehmen, um es nach beiden Seiten vor Konkurrenten zu schützen, die sich sonst an das Öl heranmachten. Oder man hatte vielleicht Schwierigkeiten beim Vertrieb und überlegte, wie gut es wäre, eine eigene Raffinerie zu besitzen und völlig unabhängig zu sein. Doch die Unabhängigkeit hatte ihren Preis, denn dann musste man stets genug Öl fördern, um die Raffinerie in Gang zu halten, und brauchte eine Kette von Tankstellen, um die eigenen Produkte loszuwerden. Es war ein mühsames Geschäft für einen kleinen Mann, und ganz gleich, wie groß man wurde, es gab immer einen größeren.
    Doch zurzeit hatte Dad keinen Grund zur Beschwerde; alles flutschte wie geschmiert. Beflügelt von seinen anderweitigen Erfolgen war er auf die Idee gekommen, in einem der alten Antelope-Bohrlöcher ein wenig tiefer zu bohren und nachzuschauen, ob sich dort nicht noch was finden ließ. Er versuchte es – und siehe da, achthundert Fuß tiefer brach das verdammte Ding aus wie ein Vulkan. Sie stießen auf eine weitere Schicht Ölsand, und jedes einzelne dieser sechzehn alten Bohrlöcher, die seit Jahren mit einer Pumpe betrieben wurden und so gut wie ausgefördert waren, würde Dad nun noch einmal ein Vermögen einbringen, und das bei Kosten von jeweils nur wenigen tausend Dollar!
    Allerdings tauchte bereits ein neues Problem auf; zu diesem Ölfeld gab es keine Rohrleitung, und nun brauchten sie eine. Dad wollte, dass sich ein anderer Unternehmer daran beteiligte. Er machte sich gerade auf den Weg, um mit ihm zu verhandeln, da erschien Bunny mit todernstem Gesicht. «Dad, hast du es vergessen? Bald ist der 15. November.»
    «Und was ist da, mein Sohn?»
    «Du hast versprochen, dass wir dieses Jahr Wachteln jagen gehen, Dad.»
    «Wirklich, das stimmt! Aber grad jetzt hab ich’s furchtbar eilig, mein Sohn.»
    «Du arbeitest zu viel, Dad. Tante Emma meint, das schlägt dir auf die Nieren; der Arzt hat es auch gesagt.»
    «Verschreibt er mir eine Wachteldiät?»
    Bunny erkannte an Dads Grinsen, dass er zu Zugeständnissen bereit war. «Wir können doch die Campingausrüstung mitnehmen», bat der Junge, «und wenn du in Antelope fertig bist, fahren wir über das San-Elido-Tal nach Hause.»
    «San Elido! Aber Junge, das sind fünfzig Meilen Umweg!»
    «Dort soll es Unmengen von Wachteln geben, Dad!»
    «Ja, aber Wachteln gibt’s auch viel näher an daheim.»
    «Ich weiß, Dad, aber ich war noch nie da und möchte es gern sehen.»
    «Wie kommst du denn ausgerechnet auf diese Gegend?»
    Bunny war verlegen, denn nun würde Dad ihn bestimmt «komisch» finden. Dennoch fuhr er unbeirrt fort: «Dort wohnt die Familie Watkins.»
    «Die Familie Watkins? Wer ist

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