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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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oder einen noch besseren, wenn das Land in den Krieg eintrat. Die Arbeiter verlangten einen Anteil, der im angemessenen Verhältnis zu den Preisen stand, die sie für alles bezahlen mussten. Sie veranstalteten Treffen auf dem ganzen Gelände, und in der zweiten Februarhälfte baten die Gewerkschaftsfunktionäre die verschiedenen Firmen brieflich um ein Verhandlungsgespräch. Als diese Bitte ignoriert wurde, stellten sie den Unternehmern die schriftliche Mitteilung zu, dass es einen Streik geben werde.
    Zu Dad kamen drei Männer; einer von ihnen arbeitete bereits lange für Dad, die beiden anderen waren neu. Alle drei waren jung. Man sah ja fast nie einen Ölarbeiter über fünfunddreißig, und es waren durchweg weiße Amerikaner. Die Gesandten hielten ihre Hüte in den Händen und waren ein wenig blass – verlegen, aber entschlossen. Sie alle mochten Mr Ross und sagten es ihm. Er sei «anständig» und werde wissen, dass ihre Forderungen vernünftig seien. Ob er nicht den anderen Unternehmern mit gutem Beispiel vorangehen und den neuen Tarif akzeptieren wolle, sodass die Arbeit bei ihm ohne Unterbrechung weitergehen könne? Wenn der Streik komme, werde er sich bestimmt ausbreiten und der Ölpreis sofort steigen, Mr Ross würde also wesentlich mehr gewinnen, als er seinen Männern zahlen müsste. Doch Dad erwiderte, er sei dem Verband beigetreten und habe versprochen, sich an dessen Entscheidungen zu halten; was würde aus seiner «Anständigkeit», wenn er seinen Verbündeten bei einer Krise in den Rücken fiele? Er könne sich aber innerhalb des Verbands um eine Einigung mit den Arbeitern bemühen; er werde alles liegen und stehen lassen, nach Angel City fahren und sehen, was zu machen sei. Er halte den Achtstundentag für angemessen und trete für eine Lohntabelle ein, die sich den Lebenshaltungskosten anpasse, damit das Einkommen der Männer nicht unter den Schwankungen leide. Die Gesandten freuten sich über diese Versprechungen, und es gab ein allgemeines Händeschütteln.
    Von allein hätte J. Arnold Ross bestimmt nie diese fortschrittliche Haltung eingenommen. Sein Denken kreiste um Geld oder um das, was er in Angriff nehmen wollte und was ihm sein Vermögen gestattete; er wäre wahrscheinlich hinter seinem Verein hergelaufen wie bisher auch. Aber da war Bunny, der «kleine Idealist»; Bunny mochte die Arbeiter, die Arbeiter mochten ihn, und Dad war stolz auf diese wechselseitige Zuneigung und konnte sich um Bunnys willen dort gefühlvoll zeigen, wo er selbst nicht im Traum darauf verfallen wäre. Außerdem gab es noch Paul, der die Probleme der Arbeiter aus erster Hand kannte, und Bunny bestand darauf, Paul in ihr Leben einzubeziehen; er überhäufte Paul mit Fragen und brachte ihn dazu, all das freiheraus zu sagen, was er sonst vielleicht nicht so unverblümt ausgesprochen hätte. Auf diese Weise war Paul in Dads Gewissen zu einer festen Größe geworden, und so kam es, dass Dad versprach, sich für die Männer einzusetzen.
    Er besuchte zum ersten Mal eine Sitzung seines Verbands. Sie begann am Abend und dauerte bis ein Uhr früh, und da der nächste Tag ein Samstag war, kam Bunny in die Stadt, besuchte seinen Vater im Hotel und hörte sich an, was geschehen war. Die meisten Ölunternehmer schienen insofern J. Arnold Ross zu gleichen, als sie die Führung ihres Verbands anderen überließen. Bei dieser kritischen Sitzung waren nicht mehr als vierzig Männer anwesend, und die wortführende Gruppierung bestand aus Vertretern der Großen Fünf. Der Vorsitzende, offenbar auch der Leiter der Organisation, arbeitete als Rechtsanwalt für Excelsior Pete; er besaß ein kleines Bohrloch, vermutlich um sich ein gewisses Ansehen zu verschaffen. Eine ganze Gruppe richtete sich nach ihm und stimmte mit ihm. Alles wurde nur so durchgepeitscht, sagte Dad.
    Bunny wollte alle Einzelheiten wissen und bestürmte seinen Vater mit Fragen. Dad hatte so taktvoll wie möglich die Seite der Arbeiter vertreten und in der ganzen Versammlung nur zwei Unternehmer gefunden, die sich ganz zaghaft bereit erklärten, seiner Ansicht beizupflichten. Die tonangebende Gruppierung betrachtete ihn wohl als eine Art Überläufer, das hatten sie ihm zu verstehen gegeben. «Du weißt ja, wie es ist, Junge», erklärte Dad, «dies ist eine Open-shop -Stadt 29 , so will es der Verband, und du kannst genauso gut mit dem Kopf gegen die Wand rennen wie mit denen über Gewerkschaften streiten. Alles spricht für ihren Standpunkt; sie haben mit

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