Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Öland

Öland

Titel: Öland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
Vom Netzwerk:
Steinmetz, das muss so Mitte September gewesen
     sein.«
    »Doch, an den kann ich mich erinnern«, sagte Heimersson.
     »Ich habe das Museum nur für ihn geöffnet, so wie bei Ihnen.
     Das war ein netter Besuch. Er hat mir erzählt, dass er auf
     Öland lebt, aber ursprünglich aus unserem Dorf stammt.«
    »Aus Ramneby?«, fragte Gerlof ungläubig.
    »Ja, er ist hier aufgewachsen, bevor er nach Öland zog.«
    Das waren Neuigkeiten für Gerlof, denn er hatte mit seinem Freund Ernst nie über dessen Geburtsort gesprochen.
    Er trat vor die nächste Wand mit Fotografien und entdeckte es: das Foto von Martin Malm und August Kant am Hafen
     des Sägewerks, vor einer Reihe jüngerer Arbeiter stehend.
    Geschäftstermin mit Freunden am Kai des Sägewerks, 1959,
     stand auf dem Papierstreifen in Schreibmaschinenschrift,
     obwohl bei genauer Betrachtung nur wenige der Männer
     freundschaftlich lächelten. Die anderen, inklusive Malm und
     Kant, starrten ernst in die Kamera.
    1959. Das war mehrere Jahre, bevor Martin sein erstes großes Containerschiff kaufte, rechnete Gerlof aus.
    Auf dem Abzug, der wesentlich größer war als im Jubiläumsbuch der Firma Malmfrakt, sah man die Hand auf Martins Schulter sehr viel besser. Gerlof wäre nie im Leben auf
     die Idee gekommen, einen Arm um Martin Malms Schulter
     zu legen; der Reeder war niemand, der zu körperlicher Nähe
     einlud. Aber für August Kant schien das kein Problem gewesen zu sein.
    »Das hier ist ein Freund von uns«, sagte Gerlof und zeigte
     auf Martin Malm. »Ein öländischer Schiffer.«
    »Ah ja?«, erwiderte Heimersson. Er klang nicht besonders
     interessiert. »Früher haben hier viele Frachter festgemacht.
     Die haben Holz nach Öland gebracht. Ihr habt ja nicht so viel
     Wald auf eurer Insel.«
    »Wir hatten viel Wald, aber die vom Festland haben alles
     abgeholzt«, belehrte Gerlof ihn. Er zeigte erneut auf das Foto.
     »Und das ist August Kant?«
    »Das ist der Direktor.«
    »Er hatte einen ziemlich bekannten Neffen«, sagte Gerlof.
     »Nils Kant.«
    »Ach, der, ja«, sagte Heimersson. »Der Polizistenmörder,
     von dem hat man einiges gehört. In der Zeitung stand auch
     viel darüber. Aber der ist doch tot, oder? Ist er nicht ins Ausland geflohen und dort gestorben?«
    »Stimmt«, sagte Gerlof. »Ist er denn vorher noch einmal
     hier gewesen?«
    »Ich glaube nicht, dass der Direktor seinen Neffen besonders gemocht hat. Er hat nie über ihn geredet. Darum hat
     auch kein anderer über ihn geredet, zumindest nicht, wenn
     der Direktor in der Nähe war«, erklärte Heimersson.
    »Vielleicht wollte er nicht verraten, dass er den Aufenthaltsort seines Neffen kannte?«, schlug Gerlof vor.
    »Ja, magsein. Allerdings ist Nils auf seiner Flucht von Öland
     hier vorbeigekommen.«
    »Ach, tatsächlich? Und hat er seinen Onkel getroffen?«
    »Das weiß ich nicht. Aber er hat sich hier eine Weile aufgehalten, die Leute haben ihn im Wald gesehen«, sagte Heimersson und zeigte auf eines der Fotos. »Da, der Gunnar, der war
     damals zusammen mit mir Laufbursche, er hat immer damit
     geprahlt, dass er ihn getroffen und von ihm Geld bekommen
     hat. Aber der hat immer viel angegeben … Ich kann mich nur
     noch erinnern, dass jemand der Polizei einen Tipp gegeben
     hat, dass sich Nils Kant hier aufhält. Sie sind angerückt und
     haben das Sägewerk tagelang bewacht, aber er hat sich nicht
     mehr blicken lassen.«
    Gerlof konnte förmlich sehen, wie der junge Nils um das
     Bürogebäude herumgeschlichen war, sich vorsichtig am
     Fenster hochgezogen hatte, um irgendwo seinen Onkel zu
     entdecken.
    »Hat unser Freund Ernst mit Ihnen über das Foto am Kai
     gesprochen?«, fragte er.
    Heimersson dachte nach.
    »Doch, ja«, antwortete er. »Er ist ziemlich lange davor stehen geblieben. Er wollte die Namen der Männer wissen.«
    »Die Namen?«, wiederholte Gerlof. »Von den Arbeitern?«
    »Ja. Ich habe ihm die genannt, an die ich mich noch erinnern konnte. Man vergisst das ja alles mit den Jahren, ich
     kann zum Beispiel auch nicht mehr …«
    »Ob Sie mir die Namen auch sagen könnten?«, unterbrach
     Gerlof ihn.
    Er hatte sein Notizbuch und einen Kugelschreiber aus der
     Aktentasche geholt.
    »Kein Problem«, sagte Heimersson fröhlich. »Lassen Sie
     mich mal sehen, ganz links …«
    An drei Namen von Männern aus der hinteren Reihe
     konnte sich Heimersson nicht mehr erinnern, aber die anderen Namen notierte sich Gerlof sorgfältig: Per Bengtsson,
     Knut Lindkvist, Anders

Weitere Kostenlose Bücher