Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Öland

Öland

Titel: Öland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
Vom Netzwerk:
nicht? Es ist von Ihrer Mutter.« Er nimmteinen großen Schluck aus seinem Glas. »Im Moment sollten
     wir andere Dinge besprechen. Ich werde in zwei Tagen zurückfahren. Wir werden eine Weile nichts voneinander hören. Aber ich komme zurück, wenn alles organisiert ist, und
     das wird dann das letzte Mal sein. Wie lange wird es dauern,
     was meinen Sie?«
    »Tja, ein paar Wochen vielleicht. Er muss ja erst seinen Pass
     abholen und dann wieder nach Puerto Limón kommen«, antwortet Nils.
    »Sehr gut«, sagt Fritiof. »Behalten Sie ihn im Auge, und bereiten Sie alles vor. Dann können Sie schon bald heimkehren.«
    Nils nickt.
    »Sehr gut«, wiederholt Fritiof und wischt sich das Gesicht ab.
    Auf der Straße lacht jemand laut, ein Motorrad knattert
     vorbei. Nils will einfach nur die Tür aufreißen und dieses
     stinkende Zimmer verlassen.
    »Was ist das eigentlich für ein Gefühl?«, fragt der Mann.
     »Was meinen Sie?«, entgegnet Nils.
    »Ich bin nur ein bisschen neugierig.« Der Mann, der sich
     Fritiof Andersson nennt, sitzt lächelnd auf seinem schmutzigen Bettlaken. »Ich frage mich, Nils, aus purer Neugier … Was
     ist das für ein Gefühl, jemanden umzubringen?«

24
    G erlof und John fuhren über die Ölandsbrücke und die småländische Küste entlang nach Norden. Keiner von ihnen
     sprach besonders viel während der Fahrt.
    Gerlof dachte die meiste Zeit darüber nach, dass es zunehmend schwieriger wurde, das Altersheim zu verlassen – Boel
     hatte ihn am Morgen sehr detailliert ausgefragt, wohin er fahren wolle und wie lange er wegbleiben werde. Zum Schluss
     hatte sie angedeutet, dass er womöglich zu gesund sei, um
     weiterhin in einem Altersheim zu wohnen.
    »In Nordöland gibt es viele ältere Menschen mit körperlichen Gebrechen, die liebend gern ein Zimmer in unserer
     Wohnanlage beziehen würden, Gerlof«, hatte Boel gesagt.
     »Wir sind verpflichtet, gerecht zu bleiben.«
    »Tun Sie das«, hatte Gerlof geantwortet und war mit seinem Stock davongehumpelt.
    Hatte er etwa kein Recht, betreut zu werden? Er, der kaum
     zehn Meter ohne fremde Hilfe zurücklegen konnte? Boel
     sollte lieber froh sein, dass er ab und zu an die frische Luft
     ging und sich mit alten Freunden traf, mit John zum Beispiel.
     Oder etwa nicht?
    »Anders ist abgehauen?«, fragte Gerlof schließlich, als sie
     wenige Kilometer vor Ramneby waren.
    »Ja«, sagte John.
    John hielt sich immer an die Geschwindigkeitsbegrenzungen,und mittlerweile hatte sich eine beträchtliche Schlange
     hinter ihnen gebildet.
    »Ich nehme an, du hast Anders erzählt, dass ihn die Polizei
     sucht«, sagte Gerlof.
    John nickte bedrückt.
    »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee war«, bemerkte Gerlof vorsichtig. »Die Polizei wird immer ungehalten, wenn
     man nicht mit ihr reden will.«
    »Er will doch nur seine Ruhe«, sagte John.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das so gut ist«, wiederholte
     Gerlof.
    John schwieg eine Weile.
    »Hast du eigentlich mit Robert Blomberg gesprochen, dem
     Autohändler, als du letzte Woche in Borgholm warst?«, fragte
     er plötzlich.
    »Ich habe ihn gesehen«, erzählte Gerlof. »Er war in seinem
     Geschäft. Aber wir haben uns nicht unterhalten, ich wusste
     nicht recht, was ich sagen sollte.«
    »Könnte er Kant sein?«, fragte John.
    »Wenn du mich so fragst … Ich habe lange darüber nachgedacht, aber ich glaube es nicht«, sagte Gerlof. »Es erscheint
     mir unwahrscheinlich, dass so einer wie Nils Kant mit einer
     neuen Identität aus Südamerika zurückkommt und es dann
     schafft, sich in Borgholm eine Existenz aufzubauen und ein
     neues Leben zu führen.«
    »Ja, vielleicht hast du recht«, meinte John.
    Wenige Minuten später fuhren sie an dem gelben Schild
     mit der Aufschrift RAMNEBY vorbei. Es war Viertel vor elf.
     Ein riesiger Laster mit frisch geschlagenen Holzstämmen
     donnerte an ihnen vorbei.
    Gerlof war noch nie in Ramneby gewesen, weder privat
     noch als Kapitän; er hatte den Ort immer nur passiert. Das
     Dorf selbst war nicht viel größer als Marnäs, sie hatten es
     schnell durchquert und bogen kurz darauf zum Sägewerk ab.
    Neben dem verschlossenen Stahlgitter des Sägewerks befand sich ein Parkplatz, auf dem John das Auto abstellte.
    Gerlof nahm seine Aktentasche, und sie gingen zum Tor
     und klingelten. Nach einer Weile hörten sie ein Kratzen im
     Lautsprecher neben dem Klingelknopf.
    »Hallo?«, rief Gerlof. »Hallo, wir würden gerne das Holzmuseum besuchen. Könnten Sie uns bitte

Weitere Kostenlose Bücher