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Öland

Öland

Titel: Öland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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eigentlich, Fritiof Andersson? Im
     richtigen Leben?«
    Der Mann vor ihm antwortet nicht.
    »Wenn Sie mich nach Hause bringen«, sagt Nils am Ende,
     »werde ich die Kriegsbeute aus ihrem Versteck holen.«
    »Das wird noch eine Weile dauern«, sagt Fritiof und verscheucht eine Mücke. »Ich werde mich um alles kümmern,
     aber es wird ein Weilchen dauern. Ein Schritt nach dem anderen! Die Leiche muss jetzt nach Öland überführt werden,
     dann muss der Kerl begraben und vergessen werden. Dann
     erst können Sie nach Hause. Das verstehen Sie doch sicher,
     oder?«
    Nils nickt.
    Fritiof zeigt mit der Schuhspitze auf den leblosen Körper.
     »Wir müssen ihn wieder ins Wasser ziehen, sein Gesicht
     zerschneiden, ihn eine Zeit lang am Meeresboden festbinden, die Raubfische ihre Arbeit machen lassen. Dann kann
     Sie beide niemand mehr voneinander unterscheiden.« Er
     nickt zu dem kleinen Rucksack des Borrachon , der noch am
     Lagerfeuer liegt. »Vergessen Sie bloß nicht, seinen Pass mitzunehmen. Sonst lässt man sie in Mexiko nicht rein.«
    »Und dann?«, fragt Nils ihn. »Kommen Sie dann wieder zurück?«
    »Ja. Sie bleiben in Mexico City, und ich werde in ein paar
     Wochen zurückkommen. Ich hole den Körper an Land, verwische alle Spuren, fahre nach Limón und frage alle, ob sie
     nicht meinen schwedischen Freund Nils gesehen haben. Das
     Beste wäre natürlich, ein Fremder würde ihn hier finden,
     sonst muss ich es eben tun.«
    Nils fängt an, sich auszuziehen.
    »Dann tauschen wir mal unsere Sachen.«
     Fritiof sieht ihn neugierig an.
    »Und?«, fragt er. »Haben Sie nicht was vergessen?«
     Nils zieht sich die Schuhe aus.
    »Was denn?«
    Fritiof zeigt wortlos auf Nils’ linke Hand, auf seine zwei
     verkrüppelten Finger.
    Dann bückt er sich, nimmt den linken Arm des Borrachons und öffnet die Hand, sodass sie ausgestreckt auf dem Sand
     liegt. Mit der Hacke tritt er mit voller Kraft auf Ring- und
     Mittelfinger. Immer wieder, bis man am Ende ein Knacken
     hört.
    »So«, sagt Fritiof, holt ein Taschentuch aus der Jacke und
     bindet die beiden gebrochenen Finger eng an die Handinnenfläche. »Jetzt sind Sie bald Kopien voneinander.«
    Nils ist nur Zuschauer. Dieser Mann, Fritiof Andersson, istihm in der Planung ständig einen Schritt voraus. Wie stellt er
     sich wohl den Ausgang der Sache vor?
    Nils wischt seine Bedenken beiseite.
    »Ziehen Sie ihm die Hose aus«, sagt er stattdessen. »Ich
     muss sie am Lagerfeuer trocknen. Dann bekommt er meine
     und meine Brieftasche.«
    Jetzt will er nur noch nach Hause. Wenn er nur wieder
     nach Stenvik zurückdarf, bekommt die Geschichte ein glückliches Ende.
    Dann spielt es auch keine Rolle mehr, dass er im Moment
     noch in der Hölle ist.

27
    W ir beide sind alte Männer«, sagte Gerlof zu Martin Malm.
     »Und hatten genug Zeit zum Nachdenken. Ich habe in letzter
     Zeit jedenfalls sehr viel nachgedacht …«
    Ihre Blicke begegneten sich. Sie saßen sich weiter in dem
     dunklen Salon gegenüber, im Fernseher schlug Fred Feuerstein jetzt Steinblöcke aus dem Berg.
    Gerlof hielt das Jubiläumsbuch mit dem Foto aus Ramneby
     noch in der Hand.
    »Als diese Aufnahme gemacht wurde, war deine Reederei
     noch gar nicht so groß«, sagte er. »Ich weiß das, weil meine zu
     dem Zeitpunkt genauso groß war. Du hattest einen Segelfrachter, der Steine, Holz und andere Güter auf der Ostsee
     transportierte, genau wie wir. Aber dann dauerte es nur drei
     oder vier Jahre, bis du dein erstes Containerschiff gekauft
     hast und damit nach Europa und über den Atlantik gefahren
     bist. Wir anderen haben uns mit unseren Segelfrachtern
     noch eine Zeit lang durchgeschlagen, bis die Vorschriften für
     Besatzungsgröße und Mindestlast zu hart wurden. Die Banken gaben uns keine Kredite für größere Schiffe und du warst
     der Einzige, der rechtzeitig in die moderne Tonnage investierte. Aber wo hattest du das Geld dafür her, Martin? Du hattest ebenso wenig Eigenkapital wie alle anderen, die Banken
     müssen dich doch auch kleinlich behandelt haben?«
    Martins Kiefer bewegten sich, aber er sagte nichts.
    »Kam das Geld von August Kant, Martin?«, fragte Gerlof.
     »Vom Besitzer des Sägewerks in Ramneby?«
    Martin starrte Gerlof an, und sein Gesicht zuckte.
     »Nein? Ich glaube aber, dass es so war.«
    Gerlof griff erneut in seine Aktentasche, stützte sich auf
     den Stock, stand auf und stellte sich vor Martin Malm.
    »Ich glaube nämlich, dass man dir viel Geld dafür gegeben
     hat,

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