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Öland

Öland

Titel: Öland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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wartete auf eine Antwort des Totengräbers. Axelsson saß
     mit rundem Rücken an einem Tisch, der von mehreren Tausend Puzzleteilen bedeckt war. Er war zur Hälfte fertig mit
     Monets gelbweißen Seerosen.
    Axelsson legte ein Puzzlestück an seinen Platz inmitten
     des schwarzen Seerosenteiches und blickte auf.
    »Kant?«, fragte er.
    »Nils Kant, ja«, bestätigte Gerlof. »Das Grab liegt immer
     noch fast allein am Ende der westlichen Friedhofsmauer. Und
     da habe ich mir Gedanken über sein Begräbnis gemacht. Ich
     habe damals ja nicht hier oben gewohnt.«
    Axelsson nickte und wählte ein weiteres Puzzlestück
     aus.
    »Doch, ich habe das Grab ausgehoben und mit den Kollegen
     vom Friedhof den Sarg getragen. Zumindest weiß ich, dass
     sich für diese Arbeit keine Freiwilligen gemeldet haben.«
    »Gab es keine Trauergäste?«
    »Doch … Seine Mutter war da. Ich hatte sie davor noch nie
     gesehen. Sie war mager, knochig, trug einen schwarzen Mantel«, erzählte Axelsson. »Aber ob man sie als Trauergast bezeichnen kann, weiß ich gar nicht. Sie sah irgendwie zufrieden aus.«
    »Zufrieden?«
    »Ja … Ich habe sie natürlich nicht beim Gottesdienst gesehen«, sagte Axelsson. »Aber ich erinnere mich, dass ich zu ihr
     rübergeschielt habe, als wir den Sarg ins Grab senkten, und
     hinter ihrem Schleier habe ich sie lächeln gesehen. Als wäre
     sie richtig zufrieden mit dem Begräbnis gewesen.«
    Gerlof nickte.
    »Und sie war die Einzige bei der Trauerfeier? Sonst war keiner da?«
    Axelsson schüttelte den Kopf.
    »Es waren schon noch andere Leute da, aber das waren
     keine Trauergäste. Die Polizei war da, aber die standen weiter
     weg, fast am Friedhofstor.«
    »Sie wollten sehen, dass Kant ein für alle Mal unter die Erde
     kommt«, sagte Gerlof.
    »Ja, bestimmt.« Axelsson nickte. »Das wollten sie.«
    Es wurde still. Gerlof schliff den kleinen Schiffsrumpf der
     Galeasse. Schließlich sagte er:
    »Was du da von Vera Kant erzählst, lässt einen ja ein wenig
     über den Inhalt des Sargs nachdenken …«
    Axelsson sah auf sein Puzzle und griff nach einem
     neuen Teil.
    »Willst du wissen, ob er vielleicht ungewöhnlich leicht zu
     tragen war, Gerlof?«, sagte er. »Die Frage ist mir im Laufe der
     Jahre oft gestellt worden.«
    »Die Leute reden manchmal davon«, fing Gerlof an, »dass
     Kants Sarg leer gewesen ist. Davon hast du doch auch gehört,
     oder?«
    »Darüber brauchst du dir keine Gedanken mehr zu machen, er war nicht leer«, sagte Axelsson. »Wir haben ihn zu
     viert getragen, sowohl vor als auch nach dem Gottesdienst.
     Und wir brauchten vier Männer, denn er war höllisch schwer.«
    »Einige behaupten, dass in dem Sarg vielleicht Steine gelegen haben oder Sandsäcke.«
    »Ich habe von den Gerüchten gehört«, sagte Axelsson. »Ich
     selbst habe auch nicht in den Sarg geschaut, aber jemand hat
     es ja wohl vorher gemacht, als er auf Öland ankam.«
    »Ich habe gehört, dass ihn niemand geöffnet hat«, sagte
     Gerlof. »Er war versiegelt, und keiner hatte die Nerven oder
     die Befugnis, ihn aufzubrechen. Weißt du, ob ihn tatsächlich
     jemand geöffnet hat?«
    »Nee …«, entgegnete Axelsson. »Ich erinnere mich nur vage,
     dass es eine Art Totenschein aus Südamerika gegeben haben
     soll, als der Sarg mit einem von Malms Schiffen ankam. Irgendjemand in der Lastwagenzentrale in Borgholm konnte
     ein bisschen Spanisch und hat ihn gelesen. Nils Kant sei ertrunken, stand darauf, seine Leiche habe ziemlich lange im
     Wasser gelegen, ehe er geborgen wurde. Darum sah der Leichnam wohl nicht mehr ganz so gut aus.«
    »Die Leute hatten bestimmt Angst, dass ihnen Vera Kant
     Schwierigkeiten macht«, sagte Gerlof. »Die wollten ihn nur
     alle schnell begraben und die Sache abhaken.«
    Axelsson sah Gerlof an, zuckte aber nur mit den Schultern.
    »Frag mich nicht«, sagte er und platzierte ein weiteres
     Puzzlestück einer Seerose an die richtige Stelle. »Ich habe nur
     meine Arbeit getan und bin nach Hause gegangen.«
    »Das weiß ich, Torsten.«
    Axelsson fand noch ein Puzzlestück, betrachtete das Resultat und sah auf die Wanduhr. Dann erhob er sich vorsichtig.
    »Bald gibt es Abendkaffee«, sagte er, aber ehe er den Raum
     verließ, drehte er sich noch einmal um. »Was glaubst du, Gerlof? Liegt Nils Kant in dem Sarg?«
    »Das tut er bestimmt«, sagte Gerlof leise, ohne den alten
     Totengräber anzusehen.
    Als Gerlof in seinen Trakt zurückkehrte, war es bereits halb
     sieben, nur noch eine halbe

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