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Öland

Öland

Titel: Öland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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gelegte sammeln«, sagte Sven-Olaf.
    Julia roch die Vögel und nahm schemenhaft die Holzregale
     an den Wänden wahr, sah aber kein Huhn; das Licht war aus,
     in dem Raum war es stockfinster. Die Luft war staubig und
     warm.
    »Wie viele Hühner haben Sie?«, fragte sie.
    »Im Moment nicht so viele«, antwortete Sven-Olaf. »Etwa
     fünfzig Stück … man wird sehen, wie lange ich sie noch halten kann.«
    Jetzt konnte sie ein zartes Gackern aus der Dunkelheit
     hören.
    »Ich habe gehört, dass Lambert gestorben ist«, sagte sie.
    »Was … Lambert? Ja, er ist Siebenundachtzig gestorben«,
     brummte Sven-Olaf aus der Dunkelheit.
    Sie begriff nicht, warum er kein Licht machte, aber vielleicht war die Glühbirne kaputt.
    »Ich bin Lambert vor vielen Jahren einmal begegnet«,
     sagte Julia.
    »Ach ja?«, erwiderte Sven-Olaf. »Da sieht man mal.«
     Er schien nicht sonderlich interessiert zu sein, Geschichten über seinen verstorbenen Bruder zu hören. Aber Julia
     hatte keine Wahl und fuhr fort:
    »Das war drüben in Stenvik, wo ich wohne.«
    »Aha«, erwiderte Sven-Olaf nur.
    Julia machte einen Schritt ins Gehege, in die Dunkelheit.
     Die Luft war stickig. Sie hörte, wie die Hühner sich nervös
     bewegten, konnte aber nicht sehen, ob sie im Käfig saßen
     oder frei herumliefen.
    »Meine Mutter Ella hatte Lambert angerufen«, erzählte sie,
     »weil wir jemanden benötigten, der … Wir benötigten Hilfebei der Suche nach einer verschwundenen Person. Er war
     schon drei Tage weg, und es gab nicht die geringste Spur. Da
     fing Ella an, von Lambert zu sprechen … Sie erzählte, Lambert
     könne Sachen finden.«
    »Ella Davidsson?«, fragte Sven-Olaf.
    »Ja. Sie rief ihn an, und Lambert kam schon am nächsten
     Tag.«
    »Ja, er hat immer gerne geholfen«, sagte Sven-Olaf. Seine
     leise Stimme ging beinahe unter zwischen dem gleichmäßigen Gackern der Hühner. »Lambert konnte Sachen finden. Er
     träumte von ihnen, und dann fand er sie wieder. Er hat auch
     mit einer Wünschelrute Wasser gefunden. Das schätzten die
     Leute.«
    Julia nickte.
    »Er hatte sein Kopfkissen dabei, als er zu uns kam«, fuhr sie
     fort. »Er wollte in Jens’ Zimmer schlafen, seine Sachen um
     sich haben. Und das durfte er auch.«
    »Ja, so hat er das immer gemacht«, nickte Sven-Olaf bestätigend. »Er sah die Dinge in seinen Träumen. Menschen, die ertrunken, Sachen, die verschwunden waren, Dinge, die noch
     geschehen würden. Er hat Wochen vor seinem Todestag von
     seinem Ende geträumt. Er sagte mir, dass es bald geschehen
     werde, in seinem Zimmer, um halb drei Uhr in der Nacht.
     Sein Herz würde aufhören zu schlagen, der Notarztwagen
     würde es nicht mehr rechtzeitig schaffen.«
    »Aber stimmte das wirklich immer?«, fragte Julia. »Hatte er
     immer recht?«
    »Nicht immer«, sagte Sven-Olaf. »Manchmal träumte er
     auch gar nichts. Oder konnte sich nicht an den Traum erinnern … so ist das ja ab und zu. Und er konnte keine Namen
     nennen, in seinen Träumen waren alle namenlos.«
    »Aber wenn er etwas vorhergesagt hat?«, wiederholte Julia
     noch einmal. »Stimmte es dann immer?«
    »Fast immer. Die Leute haben ihm vertraut.«
    Julia trat einen Schritt vor. Sie musste es ihm einfach erzählen.
    »Ich hatte drei Tage nicht geschlafen an dem Abend, als Ihr
     Bruder zu uns kam«, sagte sie leise. »Ich konnte auch in dieser
     Nacht nicht schlafen. Ich lag die ganze Zeit wach und hörte,
     wie er sich in Jens’ Zimmer ins Bett legte. Die Bettfedern
     quietschten, wenn er sich bewegte. Dann wurde es still, aber
     ich konnte trotzdem nicht schlafen. Als er gegen sieben aufstand, saß ich in der Küche und wartete auf ihn. Lambert
     hatte von meinem Sohn geträumt. Ich sah es an seinem Blick,
     als er in die Küche kam. Er sah mich an, und als ich ihn fragte,
     antwortete er mir, er habe von Jens geträumt. Er sah traurig
     aus … Ich bin mir sicher, dass er mir mehr erzählen wollte,
     aber ich ertrug es nicht. Ich habe ihn geschlagen und angeschrien, er solle sofort verschwinden. Gerlof brachte ihn zu
     seinem Moped, und ich stand in der Küche, weinte und hörte
     ihn wegfahren.« Sie verstummte und seufzte. »Das war leider
     das einzige Mal, dass ich ihm begegnet bin.«
    »Dieser Junge …«, sagte Sven-Olaf aus dem Dunkeln. »War
     das diese schreckliche Sache? Der kleine Junge aus Stenvik?«
    »Das war mein Sohn Jens«, sagte Julia leise. »Er ist immer
     noch verschwunden.«
    Sven-Olaf sagte nichts.
    »Ich würde

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